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Regionalligist SG Wattenscheid 09 hat eine neue Führung und wendet Insolvenz ab

Regionalligist SG Wattenscheid 09 hat eine neue Führung und wendet Insolvenz ab

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Foto: Gero Helm

Bochum. 

Die SG Wattenscheid 09 hat eine komplett neue Führung gefunden. Auch die nach der ordentlichen Mitgliederversammlung noch verbliebenen Personen sind am Dienstag im zweiten Anlauf ausgeschieden. Ein neuer, sechsköpfiger Aufsichtsrat wurde im proppevollen Paul-Cohn-Haus gewählt – mit Oguzhan Can an der Spitze. Ein neuer Vorstand konnte allerdings noch nicht präsentiert werden. Und das einzig verbliebene Vorstandsmitglied Ralf Schäfer fehlte krankheitsbedingt.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel hat in den letzten Wochen ganze Arbeit geleistet. Mit „31 Leuten“, so Yüksel, habe er in dieser Zeit geredet. Das sei, sagt er, angesichts der bedrohlichen finanziellen Schieflage des Regionalligisten, der „kurz vor der Insolvenz“ gestanden habe, „nicht vergnügungssteuerpflichtig gewesen”. Zum 31. Oktober habe es Verbindlichkeiten in Höhe von 570 000 Euro gegeben. Kurzfristig, innerhalb der ersten beiden Novemberwochen, wären 196 000 Euro fällig geworden.

Zusagen in Höhe von 216 000 Euro

Abgewendet wurde die Insolvenz durch Zusagen der neuen Aufsichtsratskandidaten in Höhe von 216 000 Euro. Noch am vergangenen Donnerstag hat Oguzhan Can 66 000 Euro – die Gehälter für die Monate September und Oktober – bar an die Mannschaft ausgezahlt. Eine gelungene Motivationsspritze für die Partie in Aachen, die SG 09 gewann 2:1. Das Defizit bis zum Saisonende soll nach aktuellen Berechnungen 216 000 Euro betragen. Trotzdem versprach Can, WTC-Eigentümer und Immobilienkaufmann: „Bis zum Saisonende ist die Finanzierung gesichert – tausendprozentig.”

Die Vorstellungsrunde der sechs Kandidaten geriet offenbar überzeugend, keiner erhielt bei der anschließenden Abstimmung weniger als 167 Stimmen, 177 stimmberechtigte Mitglieder waren anwesend. So werden Can demnächst Christof Wieschemann (Rechtsanwalt und VfL-Mitglied), Lukas Bennemann, Dumeik Qumseyh, Daniel Sander und Marco Ostermann, einst schon einmal Sportlicher Leiter bei der Sportgemeinschaft, zur Seite stehen.

Qumseyh betonte, sein „klarer Auftrag” sei es, die „Jugend zu supporten“, während Wieschemann darum ringen will, die in vielen Jahren verschwundene „Glaubwürdigkeit“ des Klubs zurückzugewinnen. Er sei zwar noch kein 09er, aber, so Wieschemann, „ich möchte gerne einer werden.“

So etwas kommt gut an. Applaus bekamen natürlich auch die Spieler und Trainer Farat Toku, die sich allen Widrigkeiten zum Trotz niemals haben hängen gelassen. In dieser positiven Grundstimmung waren die Mitglieder auch bereit, eine Sonderumlage in Höhe des Jahresbeitrags abzusegnen. Ausgenommen davon sollen nur Kinder und Jugendliche sein. Allerdings gibt es natürlich ein Widerspruchsrecht, verpflichtend ist diese Umlage also nicht.

SG 09 bleibt vorerst eine Baustelle

„Wenn wir gegeneinander arbeiten, schaffen wir es nicht”, sagte Oguzhan Can, der in der kommenden Woche noch abschließende Gespräche mit Kandidaten für den neu zu bildenden Vorstand führen will. Trotz der entspannten Stimmung: Die SG 09 wird erst einmal eine Baustelle bleiben.