Auf Kohle geboren – Wetklo ist mit Schalke groß geworden
Über die Rückkehr des 34-Jährigen zum FC Schalke 04 freut sich nicht nur Christian Wetklo selbst riesig. Auch sein Entdecker Bruno Piotrowski, der den Torwart in der F-Jugend mit einer Kiste Kakao zum SC Hassel holte, ist begeistert. Vater Ronald Wetklo versichert: „Er ist auf Kohle geboren.“
Gelsenkirchen.
Wenn der SC Hassel auf Arminia Hassel trifft, kann es schon mal zweistellig werden. Der Sportclub ist die klare Nummer eins im Stadtteil. Vor knapp 30 Jahren ist das mal anders. Damals, als Christian Wetklo noch das Tor der Arminen hütet. „Arminia hat zwar vorne kaum was getroffen, wir aber irgendwie auch nicht. Der Christian hat alles rausgefischt“, erinnert sich Bruno Piotrowski, der zu dieser Zeit die F-Jugend des SC trainiert.
Eine Saison später, 1988, holt Piotrowski das Torwart-Talent zum SC. Opa Günther hat für den Enkel als Ablöse eine Kiste Kakao ausgehandelt. Heute ist Piotrowski stolzer Besitzer eines Torwarttrikots von Wetklo, auf dem geschrieben steht: „Für meinen Entdecker, Dein Christian.“
Vom SC Hassel wechselt Christian Wetklo in der B-Jugend nach Schalke, Manni Dubski lotst den Keeper ins Berger Feld. Was Christian Wetklo im Herzen schon immer ist, ist er seit Mittwoch auch wieder auf dem Papier: Schalker. Der Vertrag ist bis 2015 datiert. „Ich bin überglücklich. Ich habe mir einen Lebenstraum erfüllt“, verrät er nach der Trainingseinheit am Donnerstagvormittag, seiner zweiten Zeit als königsblauer Torwart. „Die Kabine ist neu, ansonsten brauchte ich aber keine Hilfe hier. Ich bin zwei Kilometer vom Parkstadion entfernt aufgewachsen“, erklärt der 34-Jährige. Seine Rolle auf Schalke ist klar definiert: „Ich möchte Ralf und Timon unterstützen.“
Im Fall X ist Wetklo da
Auf ein Bundesligaspiel im Schalke-Trikot spekuliert Wetklo nicht, dennoch versichert er: „Wenn der Fall X eintritt, hat der Verein einen erfahrenen Torwart in der Hinterhand.“
Sein Vater Ronald ist sicher: „Mein Sohn wäre auch zu Fuß über die Autobahn nach Schalke gelaufen.“ Er erklärt: „Wenn Christian in der Arena das Steigerlied hört, weiß er wenigstens, was das bedeutet. Christian ist auf Kohle geboren. Ich war Steiger, sein Onkel Ralf auch. Opa Günther hat mit 18 Jahren den rechten Arm unter Tage verloren.“ Bei den Wetklos wird heute noch mit Kohle geheizt. „Wir alle sind sehr stolz auf Christian. Wenn er sich nicht so oft verletzt hätte, wäre er schon eher wieder ein Schalker geworden“, glaubt Ronald Wetklo.
Sein eigener Traum vom Profifußball zerschlägt sich früh. Ronald Wetklo wird Schiedsrichter und leitet Spiele bis zur Verbandsliga. Immer dabei: Sohnemann Christian. „Ohne Fußball ist mein Junge doch gar nicht aus dem Haus gegangen. In der Halbzeit musstest du dem nur ein Glas Wasser geben. Mehr brauchte der nicht.“
Den Kontakt nach Hause habe Christian während seiner 14 Jahre in Mainz immer gehalten. „Er ist ja auch kein Kostverächter. Alles was die Mama kocht, isst er heute noch gerne“, verrät der Papa. Als Kind am liebsten Currywurst-Pommes. „Als Profi gab es das dann nicht mehr so oft“, sagt Ronald Wetklo und lacht.
„Christian wollte jetzt seinen Trainerschein machen. Aber als Schalke anrief, musste er nicht mehr überlegen“, sagt der Vater, der am vergangen Montag vom Wechsel nach Schalke erfuhr.
Zurück in der Heimat haben Vater und Sohn auch endlich wieder mehr Zeit für ihr gemeinsames Hobby. „Christian ist ein hervorragender Angler. Wir sind im Fischereiverein Marl.“ Es wird Zeit, der letzte große Fang liegt schon ein halbes Jahr zurück: „In einer Länderspielpause hat er einen Hecht von über 90 Zentimetern aus dem Teich geholt.“