Ex-Profi Marco van Hoogdalem hat den Rekordmeister FC Bayern München 2002 mit dem FC Schalke gleich zweimal in fünf Wochen geschlagen.
Gelsenkirchen/Voerendaal.
Wenn ein Schalker weiß, wie man den FC Bayern München besiegt, dann Marco van Hoogdalem. Zweimal fegten die Königsblauen den Rekordmeister innerhalb von nur fünf Wochen aus der Arena. Nach dem 5:1-Sieg Ende Januar 2002 folgte Anfang März ein 2:0-Erfolg im Halbfinale des DFB-Pokals.
Marco van Hoogdalem traf in beiden Spielen. In der Bundesliga per Flugkopfball nach toller Flanke von Emile Mpenza zum 4:1. Im DFB-Pokal nahm der Innenverteidiger den Ball in der Verlängerung volley. Es stand noch 0:0, als die 100. Minute anbrach und van Hoogdalem nach einer Ecke aus 18 Metern mit dem Vollspann Maß nahm. „Ich dachte, entweder fliegt der Ball aus dem Stadion, oder er geht rein. Zum Glück war er war drin“, sagte der Torschütze. Jörg Böhme machte eine Viertelstunde Minuten später alles klar, und Schalke stand erneut im Finale des DFB-Pokals.
Stevens der Disziplinfanatiker
Im kalten Winter 2002 waren die Tränen allmählich getrocknet. Im Mai 2001 feierten die Schalker schon die Meisterschaft. Aber nur vier Minuten. Denn die Bayern rissen den Königsblauen die Schale durch ein Tor in der Nachspielzeit noch aus der Hand. „Wir waren noch so wütend, dass Bayern bei uns nichts holen konnte“, erklärt van Hoogdalem. Der heute 43-Jährige spricht von einem ungeheuren Teamgeist, von einem Gefühl der Unbesiegbarkeit gegen diesen Gegner, der zum Schalker Albtraum geworden war.
Und er spricht von einem Trainer, Huub Stevens, der schon vor 13 Jahren Disziplinfanatiker war. „Jeder Spieler wusste genau, was er gegen die Bayern auf dem Platz zu tun hatte. Wir mussten aggressiv sein und durften uns bloß nicht hinten reindrängen lassen. Huub Stevens hat uns perfekt eingestellt.“
Hoogdalem brauch Spenderleber
Mit seiner Familie lebt Marco van Hoogdalem in Voerendaal in der niederländischen Provinz Limburg, seit 2007 ist er Inhaber eines Gasthofes im Ortskern. Ab und zu kommen noch Gäste in Schalke-Trikots vorbei. Lässt es seine Zeit zu, fährt er nach Gelsenkirchen, um sich die Schalker Heimspiele anzuschauen. In den Logen hält er sich nur selten auf, lieber sitzt er auf der Tribüne „Ich habe mich schon zu meiner aktiven Zeit gerne mit den Fans ausgetauscht. Mir war es lieber, wenn sie mir nach schlechten Spielen die Meinung gesagt haben, als dass sie frustriert nach Hause gegangen sind“, sagt er. In der vergangenen Saison reiste van Hoogdalem sogar zum Champions-League-Spiel nach Madrid, er nahm am Fanmarsch durch die spanische Hauptstadt teil und tanzte nach dem 4:3-Sieg im Estadio Bernabeu auf den Sitzen.
Zwischendurch muss Marco van Hoogdalem allerdings kürzertreten. Er leidet an der PSC-Krankheit, einer seltenen chronischen Entzündung der Gallenwege. In der vergangenen Woche ließ er sich erneut untersuchen, eine Lebertransplantation sei notwendig. Der Ex-Schalker steht auf der Warteliste für ein Spenderorgan, er kämpft: „Ich lebe, ich lache, ich kann alles machen“, sagt er.
Tränen bei Anderssons Tor
Spiele gegen Bayern waren für ihn spätestens nach Mai 2001 keine normalen Spiele mehr. Keine Mannschaft hatte ihm so weh getan. Dieser verfluchte 19. Mai, diese vier Minuten zwischen Himmel und Hölle. „Das ist wie ein Kinofilm“, sagt er. „Ich bin im Parkstadion die Rolltreppe als Meister hochgefahren und als Vizemeister wieder runtergefahren.“
Marco van Hoogdalem hatte Tränen in den Augen, als Patrik Andersson in Hamburg zum Ausgleich traf. „Ich war böse. In diesem Moment wollte ich alles kaputt machen. Ich glaube, die eine oder andere Tür war danach auch nicht mehr in Ordnung.“
Trainer der U 19 bei Roda Kerkrade
Heute wird er nicht im Stadion sein. Van Hoogdalem ist Trainer der U19 von Roda Kerkrade, Spieltag. Noch zwei Siege, und der Aufstieg in die höchste Jugendklasse ist perfekt. Kerkrades Abwehrchef ist übrigens Tristan van Hoogdalem. „Mein Sohn hat Talent, mehr als sein Vater. Aber er muss vom Kopf noch viel lernen.“
Vor den schweren Partien erzählt Marco van Hoogdalem seinen Spielern gerne von Spielen, die er mit Schalke bestritten hat. Wie es war, vor über 60 000 Zuschauern aufzulaufen. Und wie es war, mit einer Mannschaft zu siegen, die häufig nur deshalb gesiegt hat, weil sie eben eine Mannschaft war. Er will ihnen Mut machen. Diese beiden Heimspiele 2002 gegen die Bayern sind solche Spiele, die Mut machen.