Mit dem FC Schalke 04 erlebte Emile Mpenza erfolgreiche Zeiten, holte gleich zweimal den DFB-Pokal. Von solchen Erfolgen ist der Revierklub aktuell aber weit entfernt, muss erstmal den Klassenerhalt der 2. Bundesliga schaffen.
DER WESTEN hat sich mit dem ehemaligen Spieler des FC Schalke 04 getroffen und unter anderem über den Abstiegskampf, die verpasste Meisterschaft 2001 und eine mögliche Rückkehr gesprochen.
FC Schalke 04: Mpenza kann verpasste Meisterschaft nicht vergesen
DER WESTEN: Herr Mpenza, was macht es mit einem ehemaligen Spieler, wenn er zu seinem Ex-Klub kommt und ihn in der 2. Bundesliga spielen sieht?
Emile Mpenza: „Es ist wirklich traurig. Als ich damals zu S04 wechselte, war es der beste Moment in meiner Karriere. Fans, Mannschaft, Verein – alles war sehr gut. Jetzt besuche ich den Verein immer wieder und finde es schade, was mit dem FC Schalke passiert ist. Nicht nur wegen des Abstiegs, sondern auch wegen der finanziellen Lage. Aber so ist leider der Fußball.“
An einem Moment aus Ihrer Schalke-Zeit werden Sie wohl ungern zurückblicken: die verpasste Meisterschaft 2001. Haben Sie heute noch Albträume davon?
„Das war so viel Drama für uns alle. Nur zwei Minuten bist du Meister. Ich habe es damals einfach nicht verstanden. Das war unglaublich. Das war eine so starke Saison mit tollen Siegen gegen die besten Mannschaften wie den FC Bayern und Bayer Leverkusen – dazu der 4:0-Derbysieg in Dortmund. Dann verpasst du es so knapp, den Titel mitzunehmen. Das war wirklich schade.“
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Kein einfacher Moment für den Verein und die Fans. Wie lange haben Sie gebraucht, um sich davon zu erholen?
„Ich war jung und war kurz davor, erstmals in meiner Karriere Meister zu werden. So einen schrecklichen Moment wird man nicht so schnell vergessen. Nach diesem dramatischen Saisonende hatten wir noch das Pokalfinale. Da musstest du alles ausschalten, was nur wenige Tage zuvor passiert war. Es war zwar schön, dass wir den DFB-Pokal gewonnen haben, aber die verpasste Meisterschaft war schwer zu vergessen.“
Seit mehreren Jahren ist der Klub längst nicht mehr so erfolgreich wie beispielsweise zu Ihrer Zeit und in den Spielzeiten davor. Was ist Ihrer Meinung nach falsch gelaufen?
„Unerklärlich, wie das alles abgelaufen ist. Viele Fehler wurden damals gemacht, die jetzt leider hart bestraft werden. Schalke ist eine große Mannschaft, die in jedem Heimspiel vor mehr als 60.000 Zuschauern spielt. Für die zweite Liga ist das nicht normal. Wenn ich mit meinen Freunden über Schalke spreche, können sie es nicht glauben, dass der Klub nicht mehr in der Bundesliga spielt. Ich muss ihnen immer wieder erklären, wie großartig der Verein früher war. Jetzt ist leider nichts mehr so, wie es vor ein paar Jahren war. Ich hoffe, dass man schnell diese Fehler beheben kann. Der S04 gehört nämlich nach ganz oben.“
In dieser Saison droht sogar der Abstieg in die 3. Liga. Der Klassenerhalt ist noch nicht sicher. Wie sehen sie die Entwicklung bei ihrem Ex-Klub derzeit?
„Die letzten Monate waren echt schlimm. Zum Glück hat sich das jetzt in den vergangenen Spielen ein wenig beruhigt. Ein Abstieg in die 3. Liga wäre fatal. Ich glaube aber, dass die Mannschaft das noch schaffen wird. Zuletzt sah es auch gut aus. Jetzt muss es auch weiter so positiv laufen.“
Einer ihrer Landsmänner und Mitspieler bei S04 und ist seit kurzem Sportdirektor: Marc Wilmots. Sie haben ihn auch zuletzt getroffen. Wissen Sie, ob ihm die Arbeit Spaß macht?
„Ich denke, Marc hat große Lust auf seine Arbeit. Wenn du das als Sportdirektor nicht hast, wäre es auch ein großes Problem. Er hat zum Glück Spaß an seiner Arbeit und macht das auch bislang echt gut.“
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Es herrscht bei S04 immer wieder Unruhe. Neben den Misserfolgen für einige Zeit gab es viel Störfeuer abseits des Rasens. Das wird sich beim S04 wohl niemals ändern oder wie sehen Sie das?
„Das gibt es bei vielen Mannschaften, wenn es Mal nicht so läuft. Bei uns gab es das damals aber nicht. Diese Probleme hatten wir nicht. Früher hatten wir viel Respekt untereinander. Wenn du nicht spielst, dann musst du halt mehr arbeiten, um dich zu zeigen. Der Trainer entscheidet und sieht dann, ob du auch unbedingt willst. Wir hatten ja auch Rudi Assauer. Mit ihm wäre so etwas niemals passiert.“
Wo Sie gerade Assauer ansprechen. Er war eine wichtige Person in Ihrem Leben.
„Wir haben viel gestritten, viel diskutiert. Aber ich bin ihm ewig dankbar. Ich war damals sehr jung, musste viel lernen. Er hat mir viel beigebracht. Anfangs hatte ich echt einige Probleme, aber er hatte mir sehr vieles erleichtert.“
Immer mehr ehemalige Spieler kehren zum FC Schalke zurück und arbeiten hier. Wilmots, Asamoah, Büskens sind nur drei Beispiele. Würden Sie auch gerne eine Position im Verein übernehmen?
„Es ist egal, in welcher Position. Ich will dem Verein helfen. Wenn Marc mich irgendwann mal fragt, dann bin ich bereit. Ich mache aktuell meinen Trainerschein und bin immer wieder bei einigen Vereinen, um Erfahrung zu sammeln. Aber ich weiß nicht, ob ich eine Trainerkarriere machen werde.“
Wieso nicht?
„Der Fußball verändert sich zu schnell. Mir ist das zu viel mit den Laptops und der heutigen Generation. Aber für mich kommen nur zwei Mannschaften infrage, die ich trainieren würde: Schalke und Standard Lüttich. Allerdings nicht als Cheftrainer. Ich würde nur die Stürmer trainieren wollen. Das wäre meine Priorität.“
Schauen wir mal auf die kommende Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Was glauben Sie, wer den EM-Titel holen wird?
„Es gibt immer einige Favoriten wie Frankreich, England oder Deutschland. Aber jetzt gibt es viele gute Mannschaften und alles ist möglich. Ich kann mir sogar vorstellen, dass die Außenseiter für Überraschungen sorgen könnten.“
Die belgische Nationalmannschaft, für die auch Sie aufgelaufen sind, enttäuschte bei Welt- und Europameisterschaften häufig. Was ist dieses Jahr für die „Red Devils“ drin?
„Jetzt wird es noch schwieriger, wo Spieler wie Eden Hazard ihre Karriere beendet haben. Die starke Generation von vor einigen Jahren ist nicht mehr da. Die neue Generation kommt zwar, aber das wird noch dauern, bis sie auf demselben Niveau ist. Da muss man sich noch ein wenig gedulden. Belgien ist nicht auf allen Positionen so stark besetzt, wie beispielsweise Deutschland oder Frankreich.“