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FC Schalke 04: Ex-Trainer Gehrke ist sich sicher – diese Reis-Entscheidung „war der Wendepunkt“

Wenn es nach dem Ex-Trainer Holger Gehrke geht, dann hatte eine Reis-Entscheidung einen großen Anteil am aktuellen Erfolg beim FC Schalke 04.

© imago image (Montage DER WESTEN)

FC Schalke 04: Das waren die erfolgreichsten Trainer der letzten 50 Jahre

Die Fans von Schalke 04 durften in der Vereinsgeschichte einige erfolgreiche Trainer erleben. Wir stellen Dir die fünf erfolgreichsten Trainer der letzten 50 Jahre vor, die mindestens ein Jahr im Amt waren.

Der FC Schalke 04 ist wieder voll im Abstiegskampf dabei. Das sah in der Hinrunde noch ganz anders aus. Doch in der Rückrunde der Bundesliga sind die Königsblauen bislang ungeschlagen.

Wenn es nach dem ehemaligen Torwart-Trainer Holger Gehrke geht, hat eine Entscheidung von Cheftrainer Thomas Reis dafür gesorgt, dass der FC Schalke 04 wieder Hoffnung schöpfen kann. Im DER WESTEN-Interview spricht er zudem über seine Zeit bei den Königsblauen.

FC Schalke 04: Ex-Trainer Gehrke blickt zurück

Er war Torwart beim FC Schalke 04, dann Torwart-Trainer und sogar Co-Trainer der Knappen: Holger Gehrke. Mittlerweile ist er im Ruhestand und bildet künftige Torhüter-Talente aus.

Im Gespräch mit DER WESTEN blickt Gehrke auf seine Zeit beim S04 zurück, auf die aktuelle Ungeschlagen-Serie der Königsblauen und auf eine enorm wichtige Entscheidung von Thomas Reis, die laut dem einstigen Torwart der Wendepunkt beim Traditionsverein war.

Hallo Holger, wo erreichen wir dich gerade?

Holger Gehrke: „Ich bin gerade zuhause in Cala Rajada auf Mallorca.“

Wie ist das Leben auf der spanischen Balearinsel?

„Ich habe schon immer damit geliebäugelt, irgendwann hierherzuziehen. Ich habe die Insel ganz klassisch kennengelernt durch eine Abschlussfahrt mit dem MSV Duisburg 1994. Da war ich das erste Mal hier und habe gesehen, dass es ganz schön ist. 2000 habe ich mir dann die erste Wohnung hier gekauft. Seit gut drei Jahren bin ich jetzt hier auch resident.“

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Trainierte Schalkes Torhüter: Holger Gehrke. Foto: imago

Du bist aber auf Mallorca nicht nur zum Entspannen da, sondern du bist in der Ferien-Fußballschule „Fussicamp Mallorca“ als Torwart-Trainer tätig.

„Genau. Das war für mich immer ganz wichtig, dass ich hier nicht nur am Strand bin. Ist sowieso nicht meins. Ich wollte unbedingt etwas machen und am besten mit dem Fußball. Ich war ja fast 35 Jahre im Profifußball und wollte etwas zurückgeben. Wenn man das kann, dann ist das auch sehr schön. Es sind gleich mehrere Projekte hier, die ich habe. Zum einen ist es ,Fussicamp Mallorca‘, was ich hier betreibe. Das ist eine Ferien-Fußballschule für Kinder. Letztes Jahr waren um die 1000 Kinder da. Dann habe ich auch mein Torwart-Camp, wo auch Erwachsene dran teilnehmen können. Aber auch Torhüter, die mal später Profis werden wollen. Daraus hat sich auch ergeben, dass ich den einen oder anderen Spieler mittlerweile berate. Ich sehe mich aber nicht als den klassischen Spielerberater, sondern versuche für die Jungs Kontakte herzustellen. Mittlerweile habe ich 10-15 Spieler, die ich betreue. Da sind einige dabei, die es tatsächlich mal später schaffen könnten. Auch da habe ich mir jetzt ein Standbein aufgebaut und habe dementsprechend ordentlich was zutun hier.“

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Blicken wir mal auf deine aktive Karriere zurück. Du warst von 1992 bis 1994 Schlussmann auf Schalke und hast sogar damals Jens Lehmann auf die Bank verdrängt. Wie sind Erinnerungen an die zwei Jahre bei Königsblau?

„Nach neun Jahren bei Blau-Weiß Berlin mit vielen Höhen und Tiefen kam irgendwann das Angebot von Schalke und da dachte ich, das muss ich einfach nutzen. Ich kam dann irgendwann mitten während der Saison und saß zunächst nur auf der Bank. Es war ein Spiel gegen die Bayern vor 70.000 Fans im Parkstadion. Da muss man schon mal die Luft anhalten. Das war für mich dann natürlich eine völlig neue Situation. Klar, ich hatte mit Jens einen top Konkurrenten. Als er sich dann verletzte, nutzte ich die Chance und habe ihn verdrängt. Was viele nicht wissen: ihm wurde auch noch die Kapitänsbinde weggenommen. Das konnte er gar nicht vertragen der arme Kerl. So hatte ich dann eine ganz gute Zeit, bis ich mich selbst verletzt habe. Dann hat Jens wieder übernommen und es wirklich stark gemacht. Ich bin danach nochmal gewechselt, weil ich wieder spielen wollte. Aber Schalke war für mich was besonderes bis zum heutigen Tag.“

Von 1999 bis 2002 sowie 2012 bis 2014 warst du sogar als Co- und Torwart-Trainer unter Huub Stevens tätig. Wolltest du schon während deiner aktiven Zeit als Torwart danach auch als Trainer arbeiten?

„Da gibt es eine lustige Anekdote zu. Ich habe mit dem MSV Duisburg gegen den FC Schalke 04 im Parkstadion gespielt und das war eines meiner besten Spiele. Es ging 0:0 aus und ich wurde von den S04-Fans gefeiert, obwohl ich beim Gegner gespielt habe. Das habe ich niemals vergessen. Nach dem Spiel habe ich gesagt: irgendwann würde ich hier mal zurückkehren als Torwart-Trainer. So ist es dann auch gekommen. Danach kam natürlich die schönste Zeit mit Schalke mit zwei Pokalsiegen und der Champions League. Also das waren tolle Erlebnisse und das vergisst man sein ganzes Leben nicht.“


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Huub Stevens nahm dich in sein Team auf, mit dem du auch beim 1. FC Köln und Hertha BSC zusammengearbeitet hast. Habt ihr heute noch Kontakt?

„Ja, er hat sich auch hier in der Nähe inzwischen ein Haus zugelegt. Ab und zu gehen wir auch mal etwas essen. Wir tauschen dann die alten Anekdoten aus. Uns verbindet da einiges, weil wir sehr lange zusammengearbeitet haben.“

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Hast du auch noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern aus der Schalker Zeit?

„In erster Linie mit Mike Büskens und Gerald Asamoah. Aber auch mit Tomasz Hajto. Da sind noch Kontakte da. Natürlich jetzt nicht täglich, aber man hält den Kontakt. Ich bin ja auch noch in der Schalker Traditionsmannschaft und freue mich immer wieder, wenn ich die ehemaligen Kollegen wiedersehe.“

Du verfolgst den FC Schalke 04 sicherlich auch jetzt noch. Wie sehr überraschen dich die Ergebnisse und die Leistungen der vergangenen Wochen nach dieser schwachen Hinrunde?

„Jeder, der jetzt behauptet, er hätte das erwartet, sagt sicherlich nicht die Wahrheit. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich Schalke schon als Absteiger Nummer eins gesehen habe. Hat mich auch echt traurig gemacht, wie das alles in der Hinrunde lief. Ich war sogar selbst nach dieser Unentschieden-Serie skeptisch, ob das überhaupt noch was wird. Denn mit Unentschieden kommst du nicht weiter. Dann habe ich auch nicht erwartet, dass sie beide Spiele gegen Stuttgart (2:1) und Bochum (2:0) gewinnen. Aber ich habe auch gesagt, wenn sie beide Spiele gewinnen, dann sind sie wieder im Geschäft. Das sind sie jetzt. Das ist jetzt natürlich eine sensationelle Entwicklung. Wenn man diese gute Stimmung und diesen Lauf fortsetzt, dann ist es echt möglich, das Unmögliche zu schaffen.“

Einen großen Anteil an der starken Ungeschlagen-Serie hat auch Ralf Fährmann, mit dem du zusammengearbeitet hast.

„Genau. Fährmann war einer der besten Torhüter der Bundesliga. Ich habe das eh nie verstanden, dass man ihn nicht mehr das Vertrauen gegeben hat – selbst in der 2. Liga nicht. Klar, er ist jetzt nicht der größte Fußballer, aber er rettete S04 in jeder Saison einige Spiele. So war das damals auch. Ich habe mal gesagt, dass Torhüter im Alter immer schlechter werden. Bei „Ralle“ ist das nicht so. Ich habe das alles nicht verstanden. Man hat ja einige Torhüter geholt. Ich kenne Ralf besser als alle anderen. Er braucht Vertrauen und Rhythmus. Wenn er diese beiden Sachen kriegt, liefert er auch und bringt dir Punkte. Dass er jetzt das Vertrauen wiederbekommen hat, finde ich schön. Letztendlich beweist er, was ich schon immer gesagt habe, dass er immer noch ein guter Torwart ist. Ich hoffe, er bringt die Saison gut zu Ende. Seitdem er wieder im Tor steht, war das der Wendepunkt beim S04 – das muss man klar sagen.“