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Schalke 04: Ex-Star Ouwejan packt über bittere S04-Entscheidung aus – „War heftig“

Im vergangenen Sommer hat Schalke 04 sich von Thomas Ouwejan getrennt. Jetzt blickt er im Interview mit DER WESTEN auf seine S04-Zeit zurück.

© IMAGO/Nordphoto

Die 5 schmerzhaftesten Abgänge des FC Schalke 04

Spieler kommen und gehen. Manchmal tut ein Wechsel aber besonders weh, zum Beispiel wenn es von Schalke zum BVB geht. Das sind die schmerzhaftesten Abgänge von S04.

Er gehörte zu den Aufstiegshelden des FC Schalke 04, stieg dann auf bitterer Art und Weise wieder ab und hatte auch die vergangene Horror-Saison erlebt: Thomas Ouwejan. Im Sommer trennten sich die Wege. Der Niederländer hat mittlerweile einen neuen Verein gefunden.

Im Gespräch mit DER WESTEN packt Ouwejan jetzt über die vielen Angebote im Sommer, über seinen neuen Klub Nijmegen und über die Zeit beim FC Schalke 04 aus.

FC Schalke 04: Ex-Star Ouwejan packt aus

DER WESTEN: Hey Thomas, du warst im Sommer kurz vereinslos, hast dann aber mit dem NEC Nijmegen einen neuen Klub gefunden. Wie kam es dazu?

Thomas Ouwejan: Es war ein hektischer Sommer für mich. Ich habe ganz viele Angebote bekommen. Es ist nicht einfach, dann so eine Entscheidung zu treffen. Ich war mir nicht sicher, ob ich noch einmal in einer ausländischen Liga probieren soll. Hier in Holland weiß ich ja alles und es ist vertraut. Deswegen habe ich im August die Entscheidung getroffen, dass ich hierher zurückkehre. Wir haben eine gute Mannschaft und wollen unbedingt international spielen.

Du hast gerade gesagt, dass du einige Angebote vorliegen hattest. Welche Klubs haben bei dir angefragt?

In Deutschland wäre ich beinahe bei Union Berlin gelandet. Allerdings wurde dort ein neuer Sportdirektor vorgestellt, weshalb es nicht zu einem Wechsel kam. Aus der 2. Bundesliga gab es auch Angebote, aus Portugal, aus der Türkei, aus Griechenland, Italien und auch aus Saudi-Arabien und Katar. Dann habe ich mich aber für Nijmegen entschieden, weil sie sich sehr um mich bemüht haben. Ich war auch den ganzen Sommer hier in Holland und habe hier trainiert.

War Nijmegen dann auch ausschlaggebend, weil es dein Heimatland ist und du vielleicht näher zur Familie sein wolltest?

Ja, schon. Aber es war nicht der entscheidende Punkt. Ich wollte so hoch wie möglich spielen. Die holländische Liga ist jetzt auch ganz gut. Wir haben auch eine gute Mannschaft und wollen unbedingt oben mitspielen.


Thomas Ouwejan für Schalke 04:

  • Von 2021 bis 2024 im Verein
  • Gehörte zur Aufstiegsmannschaft
  • 77 Pflichtspiele im S04-Trikot
  • 5 Tore
  • 16 Vorlagen

Anders als zu deinen Teamkollegen hast du keine Sommer-Vorbereitung mitmachen können. Wie hart und anstrengend waren die ersten Wochen im neuen Team?

Ich habe mich natürlich auch fit gehalten und habe im Sommer viel trainiert. Gemeinsam mit anderen vereinslosen Spielern haben wir in Amsterdam trainiert. Das war dann zum Glück nicht so ganz anstrengend. Anfangs musste ich mich hier natürlich etwas eingewöhnen, aber mittlerweile läuft es.

Sportlich läuft es sowohl für Nijmegen als auch für dich momentan ganz gut. Was ist für euch in dieser Saison drin?

Wir wollen auf jeden Fall in den Play-Offs für die europäischen Plätze erreichen. Das ist unser Ziel.

Ex-Schalke-Star Ouwejan ist jetzt in Nijmegen unter Vertrag. Foto: IMAGO/BSR Agency

Es ist ja schon deine fünfte Profistation in deiner Karriere. Fühlst du dich wohl im neuen Team und wie zufrieden bist du mit deinem persönlichen Saisonstart?

Ich bin sehr zufrieden, weil ich schon einige Spiele bestreiten durfte. Ich hoffe, es geht so erfolgreich weiter. Bislang durfte ich auch bei fast allen Spielen dabei sein. Das gefällt mir momentan sehr.

Die Liga-Partie vor der Länderspielpause warst du nicht im Kader. Hast du eine Pause bekommen oder musstest du verletzungsbedingt aussetzen?

Es war eine Pause. Ich hatte davor viele Spiele absolviert und keine ganze Sommervorbereitung machen können, weshalb wir uns dafür entschieden haben. Jetzt stehen schwierige Gegner an. Da werde ich auf jeden Fall dabei sein.

So wie es bei euch läuft, würde es sich auch der FC Schalke 04 wünschen. Dein Ex-Klub steckt in der nächsten heftigen Krise. Bekommst du das alles mit?

Ja, ich schreibe noch mit einigen Teamkollegen wie Michael Langer, Marcin Kaminski oder Derry Murkin. Schalke interessiert mich immer noch. Ich hoffe, dass es wieder besser läuft und sie aus dieser schwierigen Lage wieder rauskommen. Es passiert so viel auf Schalke, das ist gar nicht gut.


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Nun steht ein Landsmann von dir an der Seitenlinie: Kees van Wonderen. Hattest du vorher schon mal was von ihm gehört?

Ja, ich kenne ihn aus seiner Zeit bei Heerenveen oder Go Head Eagles. Persönlich kenne ich ihn aber nicht. Ich weiß jetzt auch nicht, wie er arbeitet. Ich hoffe wirklich, dass er es schafft, die Wende einzuleiten. Es wird nicht einfach für Schalke. Ich schaffe es nicht, jedes Spiel zu gucken, aber ich bekomme viel mit. Es ist eine schwere Situation.

Du warst einer der Aufstiegshelden, hast dann aber auch den bitteren Abstieg und die vergangene, enttäuschende Saison erlebt. Hast du damit gerechnet, was für eine Achterbahnfahrt deine Station auf Schalke wird?

Nein, gar nicht. Unsere Aufstiegsmannschaft war so eine geile Truppe. Wir hatten alle gehofft, dass wir zusammenbleiben und in der Bundesliga bleiben können. Dann kamen aber sehr viele neue Spieler dazu. Einige aus der Aufstiegsmannschaft mussten dagegen gehen. Da war es dann natürlich nicht so einfach, die Klasse zu halten. Auch in der 2. Liga war es dann extrem schwierig. Ich hatte so gerne gehofft, dass wir als Aufstiegsmannschaft bleiben konnten. Dann – da bin ich mir sicher – hätte Schalke jetzt weiter in der Bundesliga gespielt.

„Es tat natürlich weh“

Nach drei Jahren auf Schalke war dann Schluss für dich. Ich erinnere mich an das letzte Heimspiel gegen Rostock, als du mit Tränen im Gesicht vor der Kurve gestanden hattest. Nimm uns mal kurz zurück: Was waren deine Gedanken in diesem Moment?

Meine Gedanken waren: ,Jetzt ist es hier wohl für mich vorbei‘. Schalke ist wirklich ein Verein, der dich packt. Das hatte ich vorher so nie erlebt. Es wird viel über den Verein gesprochen und geschrieben und alles ist wirklich wahr. Das waren drei unglaubliche Jahre. Das siehst du bei keinem anderen Verein, was die Fans abliefern. Ich habe jede Sekunde genossen und sehr viel Liebe von den Fans erhalten. Das werde ich niemals vergessen. Es tat natürlich auch weh, als ich weg war.

Ouwejan (r.) musste bei seinem letzten Schalke-Spiel gegen Rostock von Kabadayi (l.) getröstet werden. Foto: IMAGO/RHR-Foto

Wann hast du erfahren, dass du den Verein verlassen musst?

Das war einige Tage nach dem Rostock-Spiel, als ich bei Marc Wilmots war. Er hat mir mitgeteilt, dass es schwierig, mich hier halten zu können. Es tat auf jeden Fall weh.

Also wärst du gerne geblieben?

Hätten wir darüber gesprochen, dann ja. Aber das war ganz schwierig für beide Seiten. Ich hatte mit Ben Manga nicht geredet. Ich wusste, dass es wieder so einen fast rundum neuen Kader geben wird. Das kostet natürlich dann auch viel Energie. Viele Spieler mussten auch noch gehen. Aber ich denke, am Ende war es die beste Lösung für alle.

Nicht nur Spieler mussten gehen. Auch sehr viele aus dem Trainerteam und drumherum.

Ja, es mussten auch noch einige Physiotherapeuten, Videoanalysten und Mitglieder aus dem Trainerteam gehen. Das haben wir alle in der Mannschaft nicht verstanden. Vor allem bei Mike Büskens und Gerald Asamoah war ich überrascht. Beide sind Klub-Legenden und wurden dann so behandelt. Das fand ich sehr schade für den Verein.


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Die waren beide für euch Spieler auch wichtig.

Genau. Sie leben Schalke und sind genau solche Typen, die der Klub braucht. Dann kommen ganz neue Leute, wo du dann nicht weißt, wie die dann funktionieren. Ich hoffe, dass es besser wird und die Entscheidungen nicht nach hinten losgehen. Das war aber schon heftig, was da abging.

Planst du, irgendwann mal in die Veltins-Arena zu kommen und dir ein Spiel anzuschauen?

Auf jeden Fall. Ich werde es probieren. Fast jede Woche schaue ich, ob es möglich ist, weil auch wir am Wochenende immer spielen. Sollte sich die Möglichkeit ergeben, werde ich definitiv vorbeischauen.