Schalke reichen zwei Unentschieden zum Einzug ins Viertelfinale der Europa League Nach dem glücklichen Weiterkommen feiern die Schalker ausgelassen im Borussia-Park Die Art und Weise wird die Gladbach-Fans besonders genervt haben
Mönchengladbach.
Mit einem 2:2 gegen Gladbach hat Schalke den Einzug ins Viertelfinale der Europa-League perfekt gemacht. In der ersten Halbzeit sah es lange nicht nach einem Weiterkommen für Königsblau aus.
Denn zwei Mal hallte der Scooter-Jingle „Döp döp döp“ durch den Borussia Park. Der eindringliche Sound aus dem Song „Maria (I like it loud)“ ist die Torhymne der Borussia. Der Spielstand zur Pause also 2:0 für Gladbach.
Scooter auch nach dem Schlusspfiff Nach dem Spiel das gleiche Lied. Wieder gröhlten tausende Fans die Gladbacher Torhymne. Ein klares Zeichen für einen Sieg der Borussia?
Weit gefehlt. Dieses Mal kam der Jubel nicht aus der Gladbacher Nordkurve. Stattdessen machte sich der königsblaue Gästeblock den Scooter-Song zu eigen. Und die Schalker Spieler tanzten wild mit ihren Fans zum „Döp döp döp.“
Ohrwurm bis zur nächsten Runde Zwar sind die Schalker nicht die ersten, die die Gladbacher mit ihrem eigenen Lied aufziehen wollen. Aber nach dem unglücklichen Ausscheiden und der fragwürdigen Elfmeter-Entscheidung vor dem 2:2 (68.) wird der provokante Jubel die Borussen-Fans wohl doppelt genervt haben.
Den Schalkern wird es egal sein. Mit einer kämpferischen Willensleistung hat sich der S04 in die nächste Runde gebissen. Und mit einem neuen Ohrwurm wartet ganz Gelsenkirchen auf die Auslosung (13 Uhr bei uns im Ticker) des nächsten Europa League-Gegners:
Der Uefa-Cup-Sieg 1997! Auch 20 Jahre nach dem Triumph kriegst du als S04-Fan bei dem Gedanken an die Eurofighter noch immer Gänsehaut. Königsblau qualifizierte sich als Dritter in der Saison 1995/96. Heute reicht das für die Champions-League und zeigt den Stellenwert des Uefa-Cups Ende der 1990er.
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Zuvor war Schalke knapp 20 Jahre nicht mehr in Europa vertreten. Dann empfing Schalke Johan de Kocks Landsmänner aus Kerkrade im September 1996.
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Youri Mulder jubelt hier mit Sturmpartner Martin Max über sein Tor zum 2:0. Am Ende fegte Königsblau die Niederländer mit 3:0 aus dem Parkstadion. Es sollte der höchste Sieg in der Uefa-Cup-Saison werden. Das 2:2 im Rückspiel war danach Formsache.
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An der Seitenlinie: Noch-Trainer Jörg Berger. Nach seiner Entlassung im Oktober beerbte ihn ein gewisser Huub Stevens vom Erstrunden-Gegner Roda Kerkrade.
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Sechs Tage nach Huub Stevens‘ Start beim S04 empfingen die Eurofighter Trabzonspor. Die türkischen Fans sorgten damals für Heimspielatmosphäre in Gelsenkirchen.
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Das goldene Tor erzielte Martin Max hier per Kopf in der 76. Minute. Spektakulärer war das Rückspiel: Nach der 2:0 Pausenführung stand es in der 71. Minute plötzlich 3:2 für Trabzon. Auch hier erlöste Max die Schalker Fans mit dem Ausgleich zum 3:3 Endstand.
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Auch in der nächsten Runde mussten die Blauen zittern. Das lag aber nicht ausschließlich an den eisigen Temperaturen in Belgien. Beim Stand von 1:0 für den FC Brügge versemmelte Olaf Thon einen Elfer und scheitert hier beim Nachsetzen.
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Doch direkt im Anschluss folgte der große Auftritt von Mike Büskens. Er schickte seinen Kapitän direkt zur nachfolgenden Ecke. Thon brachte die Ecke rein. Der Ball wurde aus dem Strafraum geköpft. Da lauerte „Bujo“ und knallte die Pille per Dropkick in den Winkel – Pure Ekstase. Ein wichtiger Auswärtstreffer beim 1:2 in Belgien.
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Im Rückspiel konnten sich die Schalker wieder auf ihr Sturmduo verlassen und „schlugen Brügge sowieso“. Nach Martin Max traf auch Youri Mulder. Da die Eurofighter einen Gegentreffer im Parkstadion in der gesamten Uefa-Cup-Saison nicht akzeptieren wollten, war das Viertelfinale perfekt.
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Da wartete der FC Valencia. Kurz vor der Halbzeit nickte Thomas Linke zur 1:0 Pausenführung ein. Sein Jubel fiel damals äußerst bescheiden aus. Nach dem Spiel erklärte er, dass er wegen seiner starken Gegenspieler keine Energie verschwenden wollte.
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Marc Wilmots jubelte danach noch über seine Hütte zum 2:0. Als Youri Mulder in Valencia das 1:0 nachlegte, war der Drops gelutscht. Endstand: 1:1. Halbfinale! Wilmots Tore sollten noch wichtiger werden, denn vor dem Hinspiel gegen CD Teneriffa verletzten sich Youri Mulder (Kreuzbandriss) und Martin Max (Bänderriss) in der Bundesligapartie gegen den Karlsruher SC.
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Gecoacht wurde Teneriffa damals von Jupp Heynckes und Co-Trainer Ewald Lienen. Im Hinspiel konnten sich die deutschen Trainer über einen 1:0 Sieg nach einem lächerlichen Elfer für Teneriffa freuen.
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Im Rückspiel bissen die Eurofighter sich mit einem 1:0 durch Thomas Linke in die Verlängerung. Hier traf „Willi das Kampfschein“ per Kopf zum 2:0.
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Die Nordkurve traute ihren Augen kaum. Die Schalker Malocher-Truppe kämpfte sich 1997 tatsächlich bis ins Finale.
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So freute sich die Bank nach dem Schlusspfiff gegen Teneriffa.
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Auch Charly Neumann konnte sein Glück über den Finaleinzug kaum fassen und sprang Radek Latal in die Arme.
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Jubel bei Jens Lehmanns. Sein größter Moment sollte noch kommen. Im Finale gegen…
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…Inter Mailand! „Das war ’ne Show!“ Diese klangvollen Namen flößten den Schalkern ordentlich Respekt ein.
hi.v.li.: Fabio Galante, Alessandro Pistone, Gianluca Pagliuca, Massimo Paganin, Ciriaco Sforza.
Vorn: Maurizio Ganz, Giuseppe Bergomi, Javier Zanetti, Ivan Zamorano, Aron Winter, Salvatore Fresi.
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Die königsblauen Fans vermissten im Hinspiel weiterhin das geniale Sturmduo.
Max wurde immerhin für das Rückspiel in Mailand wieder fit.
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Diese Jungs sollten es dann im Hinspiel gegen Inter richten. hi.v.li.: Jiri Nemec, Johann de Kock, Thomas Linke, Yves Eigenrauch, Jens Lehmann, Ingo Anderbrügge.
vorn: Mike Büskens, Radek Latal, Andreas Müller, Olaf Thon, Marc Wilmots.
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Und die Eurofighter taten das, was die Eurofighter konnten. Sie kämpften wie blöd. In der 70. Minute holte Marc Wilmots dann den Hammer aus und überwand Pagliuca aus der Distanz. Das Parkstadion rastete komplett aus. Mit dem knappen 1:0 ging es ins Rückspiel…
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…am 21.Mai 1997 im Guiseppe-Meazza-Stadion. Schon vorher war die Stimmung grandios. Youri Mulder heizte den Fans mit Charly Neumann und Marco van Hoogdalem ein.
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Auch die beiden Väter des Erfolgs, Rudi Assauer und Huub – „Die null muss stehen“ – Stevens, gaben sich vor dem Spiel betont gelassen. Allein die Finalteilnahme war ein wahres königsblaues Wunder.
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Auf dem Platz pflügten die Schalker, wie gewohnt, jeden Grashalm um. Hier grätscht Mike Büskens Paul Ince ab. Lange hielt der S04 die Null. Doch fünf Minuten vor Ende schlug Ivan Zamorano dann doch zu.
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Doch im späteren Elmterschießen verballerte Zamorano hier gegen Jens Lehmann den ersten Inter-Elfer. Der Schalker Keeper verwirrte anschließend noch Aron Winter mit dem Hinweis: „I keep standing in the middle.“ Winter schoss meterweit daneben.
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Danach war die Bühne frei für „Willi das Kampfschwein“. Der Matchwinner aus dem Hinspiel trat zum alles entscheidenden Elfmeter an und…
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…Willi kloppte dat Ding rein. Das Finale war durch: kollektiver Jubel, Tränen, Ekstase.
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Kapitän Olaf Thon hatte die Ehre, den Pokal vom damaligen Uefa-Präsidenten Lennart Johansson entgegen zu nehmen.
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Dieses Foto durfte lange Jahre in keinem Fan-Zimmer fehlen: Die Eurofighter in Jubelpose mit dem Pokal.
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Johan de Kock, Jens Lehmann, Andreas Müller, Mike Büskens und Ingo Anderbrügge. Helden der 97er-Truppe.
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„Ehhhh – mach ma Platz hier!“ Youri Mulder will nicht mit den Fotografen sondern mit den Fans feiern.
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Auf dem Rasen feierten die Eurofighter Marc Wilmots mit Ehefrau Katrien Lambeets und Johan de Kock mit seiner Partnerin.
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Rumdaddeln mit dem Pokal? Gehörte für Schalke schon 1997 zum Programm. Hier mit Huub Stevens.
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Zurück in Gelsenkirchen: Die Eurofighter wurden am Hans-Sachs-Haus von der königsblauen Meute begrüßt.
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Einen Wermutstropfen bei den Schalker Feierlichkeiten im Mai 1997 gab es dann doch: Schau dir dieses Kennzeichen beim Autokorso im Parkstadion an.
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