Drei Jahre nach dem Tod von Nationaltorwart Robert Enke kritisiert dessen Witwe Teresa, dass es noch nicht ausreichend Anlaufstellen für depressive Fußball-Bundesligaprofis gibt.
Hamburg (SID) – Drei Jahre nach dem Tod von Nationaltorwart Robert Enke kritisiert dessen Witwe Teresa, dass es immer noch nicht ausreichend Anlaufstellen für depressive Fußball-Bundesligaprofis gibt. Mit der Anstellung von Sport-Psychologen sei es nicht getan, sagt die Vorstandsvorsitzende der Robert-Enke-Stiftung in einem Interview mit Sport Bild (Mittwoch-Ausgabe).
„Ein Sport-Psychologe ist in erster Linie dafür da, die Leistung der Spieler zu steigern, das Maximale herauszuholen. Es gibt eine enge Vernetzung mit dem Trainer-Team. Deswegen gibt es logischerweise eine Zurückhaltung aufseiten der Spieler. Das ist ein Problem. Für Depression und Burn-out braucht man unabhängige Experten, ausgebildete Therapeuten. Ein Psychiater kann nicht als Mitglied des Trainerteams arbeiten. Viele Vereine haben das noch nicht verstanden. Mein Ziel ist außerdem, dass Spieler außerhalb ihrer Vereine auf geeignete Ansprechpartner in den Fragen Burn-out und Depression zurückgreifen können“, sagt Teresa Enke, deren Mann sich am 10. November 2009 das Leben genommen hatte.
Die Witwe des Nationaltorwarts ist überzeugt, dass die Arbeit ihrer Stiftung nun Früchte trägt: „Da bin ich sicher! Es gibt auch Vereine, die sich an uns wenden und Hilfe suchen. Mit denen arbeiten wir zusammen. Sie müssen sich vorstellen, dass wir damals selbst gar nicht wussten, wo wir mit Roberts Depressionen überhaupt hin sollten. Wir waren totale Autodidakten ohne irgendeine Anlaufstelle. Niemand sollte etwas mitbekommen, alles war geheim.“
Auch im Denken der Vereine habe sich da viel getan. Kein Verantwortlicher würde einem Spieler mit Problemen heute sagen: „Arschbacken zusammen und weitermachen!“, sagte Teresa Enke. die weiterhin Kontakt zu Theo Zwanziger hält, der damals als DFB-Präsident auf der Trauerfeier für Robert Enke eine bewegende Rede hielt: „Von Zwanziger bekomme ich bis heute SMS. Er hat mich in die Kommission für Nachhaltigkeit des DFB berufen. Auch Oliver Bierhoff ist sehr engagiert. Er ruft mich an. Ich hätte heute noch mehr Kontakte, wenn ich mich nicht selbst zurückhalten würde. Ich möchte mit dem Fußball noch nicht wirklich viel zu tun haben.“
Den dritten Todestag am kommenden Samstag will sie so begehen: „Wie immer werden wir uns mit Freunden in Hannover treffen. Jeder wird individuell für sich trauern. Danach werden wir zusammensitzen. Nicht schwermütig, sondern wir werden sprechen und Robert gedenken. Man verarbeitet so einen Tod auch nicht. Ich werde es nie verarbeiten, sondern lerne lediglich, damit zu leben.“
2012-11-06 10:42:00.0