- Heribert Bruchhagen und Armin Veh sind gute Freunde
- Am Samstag treffen sie mit dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln im Abstiegskampf aufeinander
Hamburg.
So schnell erlöschen Freundschaften nicht. Den gemeinsamen Kurzurlaub auf Mallorca im November vergangenen Jahres – mitten in einer Länderspielpause – haben Heribert Bruchhagen, Armin Veh und Bruno Hübner damals nur nicht an die große Glocke gehangen.
Aber Bruchhagen erzählt trotzdem gerne davon, weil das Zusammentreffen auf der Baleareninsel eines belegt: „Dass unser Verhältnis völlig intakt ist. Mit Armin telefoniere ich wöchentlich.“ Und Veh erklärt: „Ich kann wirklich behaupten, dass Heribert mein Freund ist. Er ist ein ehrlicher Typ, gerade heraus, mit einer tollen Ironie. So stelle ich mir einen Kumpel vor.“
TV-Experte – das war zu wenig
Bruchhagen, Veh und Hübner bildeten zweimal – 2011 bis 2014 und 2015/2016 – das Dreigestirn bei Eintracht Frankfurt. Vorstandsvorsitzender, Cheftrainer, Sportdirektor. In ihre Zeit fiel der Wiederaufstieg 2012 und der Sprung in die Europa League 2013. Aber auch ein weniger erfolgreicher zweiter Anlauf, der mit Vehs Entlassung im März 2016 vorzeitig endete.
Es gehört zu den teils skurril anmutenden Personalrochaden der Bundesliga, dass die Bruchhagen-Veh-Bande nun am Samstag mit dem Kellerduell zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln auflebt (18.30 Uhr/Sky). Auf der Tribüne im Volkspark werden der HSV-Vorstandschef Bruchhagen (69) und der FC-Sportchef Veh (56) leiden. Vermutlich hätten sie selbst nie gedacht, sich in solchen Rollen zu begegnen.
Als der Ostwestfale Bruchhagen sich im Dezember 2016 schnell überzeugen ließ, die Expertenrunde beim Bezahlsender Sky gegen den Chefsessel beim Liga-Dino einzutauschen, schrieb der Augsburger Veh in einer „Sport1“-Kolumne: „Heribert kann nicht anders. Er hat jetzt ein paar Monate nichts gemacht. Nichts gegen seinen Wohnort Harsewinkel – aber ich glaube, wenn du in Großstädten gelebt hast, brauchst du dieses Flair.“
TV-Experte als Notbeschäftigung
Aber auch Veh wollte ja nicht nur wochentags vor seinem Haus mit dem Hund spazieren gehen und sonntagmorgens am Sport1-Stammtisch über die Bundesliga reden, sondern wieder selbst gestalten. Seine Bedenkzeit, das Angebot des 1. FC Köln anzunehmen, dürfte ein Jahr nach Bruchhagens Comeback ähnlich kurz ausgefallen sein. TV-Experte – das war für beide nur eine Notbeschäftigung.
„Armin hat alle Facetten des Geschäfts durchlebt“, sagt der HSV-Chef, der an seinem Gegenüber „die Normalität, den Humor und die Gabe der realistischen Einschätzung“ mag. Brüder im Geiste sind die beiden zwar nicht – der eine ist Kopfmensch (Bruchhagen), der andere Bauchmensch (Veh). Aber Fußball ist für beide fast schon Lebensinhalt. Für die beiden Romantiker alter Schule geht es am 19. Spieltag um vieles: Gewinnen die auf Rang 18 gelisteten Rheinländer, kommen sie bis auf drei Punkte an die auf Platz 17 geführten Hanseaten heran, die ihrerseits bei einem Sieg voraussichtlich noch Werder Bremen (Sonntag beim FC Bayern) überholen.
„Wir sind jetzt in einer Situation, mehr Punkte holen zu müssen als die, die über uns stehen. Die Lage ist prekär“, erläuterte Bruchhagen im NDR-Sportclub. „Das hätte ich vor der Saison nicht erwartet, auch der HSV leidet unter der Ausgeglichenheit der Liga“, erklärte Veh der „Hamburger Morgenpost.“ Für ihn wäre es noch „ein kleines Wunder, wenn wir drinbleiben“. Doch es genügten zwei Heimsiege vor und nach der Winterpause, um Stadt, Verein und Umfeld wachzuküssen. Zudem hat Veh mit den Transfers von Simon Terodde (vom VfB Stuttgart) und Spielmacher Vincent Koziello (von OGC Nizza) bewiesen, auf dem Transfermarkt im Winter handlungsfähiger zu sein als Bruchhagen („Wir haben unseren Etat ausgeschöpft“).
Es hat auch mal geknistert
Dessen hastiger Zug an der Zigarette dürfte ein prägnantes Bild im Abstiegskampf bleiben. Veh gönnt sich nach dem Tagwerk gerne einen guten Rotwein. Genussmenschen sind auf ihre Art beide. Aber um die Vergangenheit nicht zu verklären: Zwischen den Alphatieren hat es in Frankfurter Zeiten nicht nur einmal geknirscht, und die Sticheleien hatten mitunter Comedy-Charakter. Doch beide waren stets Manns genug, sich im Sinne der Sache zu verständigen.
Als mit längerem Vorlauf das Ende der Bruchhagen-Ära für den Sommer 2016 besiegelt war, kursierte im Eintracht-Aufsichtsrat zeitweise der Plan, Veh nach seiner Trainerzeit zum Sportvorstand zu machen. Es kam bekanntlich anders: Inzwischen ist nur noch Bruno Hübner übrig, der das Scharnier zwischen Trainer Niko Kovac und Sportvorstand Fredi Bobic bildet. Gemeinsame Malle-Trips von diesem Führungstrio sind übrigens bislang nicht überliefert.