Im schwedischen Fußball geht nichts ohne Superstar Zlatan Ibrahimovic. Während der 31-jährige Stürmer Schweden zum Sieg über die Färöer führte, soll der Kapitän nach dem Spiel versucht haben, Mitspieler Frodi Benjaminsen in den Schwitzkasten zu nehmen. Die zwei Gesichter des Zlatan Ibrahimovic.
Tórshavn.
So oft macht der große Fußball nun wirklich nicht Station in Tórshavn. Insofern ist es nur verständlich, dass der zwölfjährige Torur Rasmussen am Freitag nach dem Auftritt der schwedischen Nationalmannschaft in der Hauptstadt der Färöer seinen Mut zusammennahm, um einen der kapriziösesten Kicker der Welt anzusprechen. Als Balljunge konnte er nach dem WM-Qualifikationsspiel auf den Kunstrasen eilen, um den 95-Kilo-Koloss mit dem gebundenen Haarschopf aufzuhalten. Doch als Zlatan Ibrahimovic sich nach kurzem Dialog kurzerhand seiner blauen Hose entledigte und sie mit einem Lächeln übergab, hat der Verehrer ein bisschen entgeistert zu seinem Vorbild aufgeschaut.
„Das ist der schönste Tag meines Lebens“
„Ich habe ihn eigentlich nach seinem Shirt gefragt, aber er hat mich wahrscheinlich falsch verstanden und dachte, ich meinte die Shorts.“ Ehe das Missverständnis aufzuklären war, stand der Knabe allein mit einem für ihn viel zu gewaltigen Utensil da. „Das ist trotzdem der schönste Tag in meinem Leben. Zlatan ist mein großes Idol, und die Hose kommt an die Wand.“
Die Zeitung „Aftonbladet“ hat der ulkigen Episode beinahe unendlich viel Raum gegeben, viel mehr als dem qualvollen 2:1-Pflichtsieg, zu dem Ibrahimovic erst eine klasse Torvorlage, dann selbst ein kurioses Stochertor beisteuerte. Noch immer geht im schwedischen Fußball nichts ohne den Superstar.
Eigene Rubrik namens Zlatan
„Aftonbladet“ hat sogar eine eigene Rubrik namens Zlatan, unter der alle personalisierten Neuigkeiten gesammelt werden. Auch diese, dass Ibrahimovic auf dem Platz einen heftigen Disput mit Christian Wilhelmsson austrug, bei dem der Kapitän sinngemäß sagte, sein Mitspieler solle bitteschön „die Klappe halten“.
Momente wie diese sind unvermeidlich bei einem, der als Grenzgänger wahrgenommen wird. Schon als Schüler erwies sich Zlatan so schwierig, dass sich seine Rektorin einmal erinnerte: „Er war der Prototyp eines Jungen, mit dem es böse endet. Er war ein Krawallbruder.“ Dazu passt: Beim Spiel auf den Färöern soll er sich in der Pause im Kabinengang eine Rangelei mit Frodi Benjaminsen geliefert und versucht haben, diesen in den Schwitzkasten zu nehmen.
Ibrahimovic: „Ich hab die beste Form meines Lebens“
Doch am weitesten hat es der 31-Jährige durch seine sportliche Klasse gebracht. „Ich fühle mich gut und habe die beste Form meines Lebens“, ließ der sechsfache schwedische Fußballer des Jahres vor dem Länderspiel-Doppel gegen die Färöer und Deutschland ausrichten, als er eher mäßig gelaunt zur Pressekonferenz erschien. Wenn der schwedische Tross am Montag in Berlin landet, dann gilt auch dort die Aufmerksamkeit ihm. Und der Respekt sowieso. „Die Schweden haben einen Stürmer, der eine Mannschaft allein zum Sieg führen kann“, sagt Bastian Schweinsteiger, „wir hoffen mal, dass er nicht so gut in Form ist.“
Ibrahimovic sieht die Sache so: „Das Spiel in Deutschland wird eines der schwierigsten, aber auch eines der schönsten.“ Speziell für den Superstar mit Schuhgröße 47.