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„Herzenswunsch“ blieb unerfüllt – Neureuther fädelt ein, Dopfer Vierter

Enttäuschung bei den deutschen Alpinen Neururer und Dopfer

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Foto: imago
Enttäuschung bei den deutschen Alpinen am vorletzten Wettkampftag bei den olympischen Winterspielen in Sotschi: Fritz Dopfer verpasste um fünf Hundertstel die Bronze-Medaille und Felix Neureuther kam nicht ins Ziel. Olympiasieger wurde der Österreicher Mario Matt.

Krasnaja Poljana. 

Felix Neureuther ging tieftraurig in die Knie, Fritz Dopfer ließ sich schwer getroffen auf eine Bank sinken. Der „Herzenswunsch“ der deutschen Alpinen auf die erste Herren-Medaille seit Markus Wasmeiers Olympiasieg blieb auch bei den Winterspielen in Sotschi unerfüllt. Neureuther fädelte am Samstag in Krasnaja Poljana auf Medaillenkurs ein. Und als der Österreicher Mario Matt dann als Slalom-Olympiasieger durch das Ziel raste, war das endgültig der K.o.-Schlag für Dopfer im Kampf um eine Medaille. Platz vier mit fünf Hundertstelsekunden Rückstand brachten die schmerzhaften Gedanken mit sich, an welchen Stellen des Olympiahanges die Sekundenbruchteile wohl liegen geblieben waren.


Tröstende Umarmungen gab es für die beiden deutschen Torlauf-Asse. „Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden“, haderte Neureuther. „Ich glaube, dass es für mich nicht hätte schwerer kommen können als die letzte Woche. Es hätte eine ganz coole Geschichte werden können. Im Endeffekt ist es mit die unglücklichste Woche, die ich so in meiner Karriere erlebt habe.“

Alpindirektor Wolfgang Maier war den Tränen nahe

Autounfall, Trainingsabbruch, Comebackkampf – und dann das Ende mit Einfädler in einem der wichtigsten Rennen seines Lebens. „Ich brauche sicher Abstand und auch Zeit. Aber das Leben geht trotzdem weiter.“ Ob da die Eltern Rosi Mittermaier und Christian Neureuther trösten konnten? Im ersten Moment wohl kaum.


Selbst Dopfer, alles andere als ein Mann großer Emotionen, musste damit kämpfen, Fassung zu bewahren. Als 14. des ersten Durchgangs fuhr er auf den zwischenzeitlichen zweiten Platz vor. Dann begann das große Zittern. „Man schaut von Läufer zu Läufer und schaut gespannt, was die da machen“, sagte der Garmischer und zuckte mit den Schultern. „Schlussendlich Platz vier – von dem kannste dir bei Olympia herzlich wenig kaufen.“ Silber ging an Matts Landsmann, dem Weltmeister Marcel Hirscher, Bronze an Henrik Kristoffersen (Norwegen). Die Nummer 1 im alpinen Rennsport: Österreich mit dreimal Gold bei insgesamt neunmal Edelmetall.

Mit drei Medaillen in Sotschi haben die deutschen Alpinen bei den Reißbrett-Spielen in Russland ihr Ziel erfüllt. Aber keiner im Team war am Samstag im Rosa-Chutor-Alpinzentrum glücklich. „Bei den Jungs ist es immer unser Herzenswunsch gewesen, dass wir da einmal nach 20 Jahren Olympiaabstinenz auf dem Podium präsent sind“, bekannte ein geknickter Alpindirektor Wolfgang Maier und war den Tränen nahe. „Fünf Hundertstel, das ist schon ein Hammer. Wenn du zweimal Vierter wirst, das tut schon Mega-weh.“ Maria Höfl-Riesch verpasste am Vortag nach zuvor zwei Plaketten ebenfalls nur knapp Bronze, aber das Pech seiner Herren schmerzte Maier noch ein bisschen mehr.

Matt krönte sich zum ältesten Alpin-Olympiasieger

„Natürlich wäre es klasse gewesen, wenn wir jetzt noch eine Herrenmedaille mit heimgebracht hätten. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert“, bilanzierte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Höfl-Riesch feierte Gold und Silber. Viktoria Rebensburg steuerte Bronze bei. Zumindest fürs Gesamtergebnis stimmte die Ausbeute der Skirennfahrer. Aber das linderte im Flutlicht keineswegs die Pein.


„Der zweite Durchgang war durch die Kurssetzung extrem schwierig, an der Grenze des Fahrbaren“, erklärte Neureuther. „Wenn man die Saison betrachtet stehen auch drei absolut verdiente Sieger auf dem Podium. Von dem her muss ich mir meine Gedanken machen, wie es weiter geht.“ Nach seinem Aus hockte Neureuther mit leerem Blick im Schnee, Cheftrainer Karlheinz Waibel hielt sich fassungslos die Hand vor das Gesicht.

Nachdem der erste Lauf vom deutschen Technik-Trainer Albert Doppelhofer gesteckt worden war, stellte der Kroate Ante Kostelic den Fahrern die gewohnte Denksportaufgabe. „Ich finde, der Kurs ist eigentlich eine Katastrophe gewesen. Es war sicher kein Lauf, der für Olympische Spiele ein Würdigkeit hatte“, kritisiert Maier. „Für einen olympischen Wettkampf ist das ein extrem versauter Wettkampf geworden.“


Mit bald 35 Jahren krönte sich Matt zum ältesten Alpin-Olympiasieger bei Winterspielen. „Ich denke jeder kann sich vorstellen, dass das der beeindruckendste Tag meiner Karriere ist“, betonte der zweimalige Torlauf-Weltmeister. Kristoffersen wurde mit 19 Jahren der jüngste Medaillengewinner. Weltmeister Hirscher schlug sich nach der verpassten Goldmedaille kurz eine Hand vor das Gesicht. „Ich habe an sie geglaubt“, erklärte Österreichs Ski-Star. „Aber Enttäuschung wäre das falsche Wort.“ (dpa)