Weil der Deutsche Leichtathletik-Verband eine wichtige Meldung versäumt hat, wird die Wattenscheider Weltklasse-Geherin Sabine Krantz voraussichtlich nicht an der WM im südkoreanischen Daegu teilnehmen können. Wattenscheids Manager tobt vor Wut.
Köln/Frankfurt am Main.
Eine peinliche Panne hat die Nominierung von vorerst 64 deutschen Athleten für die Leichtathletik-WM vom 27. August bis 4. September im südkoreanischen Daegu überschattet. Dort, wo vor allem Hammerwurf-Weltmeisterin Betty Heidler (Frankfurt/Main) und Diskus-Weltmeister Robert Harting (Berlin) die Hoffnungen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) tragen, wird Weltklasse-Geherin Sabine Krantz wahrscheinlich wegen einer DLV-internen Panne fehlen.
Die 20-km-Qualifikationszeit der Wattenscheiderin von 1:31:07 Stunden vom 11. Juni in Erfurt wird nach derzeitiger Lage der Dinge nicht gewertet. Der DLV hatte es versäumt, die Veranstaltung bis 31. Dezember 2010 beim Weltverband IAAF anzumelden. Drei internationale Kampfrichter wären nötig gewesen, um die Leistungen auch WM-reif zu machen.
„Sie war tief enttäuscht, ich kann mich nur im Namen des Verbandes entschuldigen“, erklärte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen zum Fall der 30-Jährigen, die nach der Geburt ihres Kindes ein erfolgreiches Comeback gestartet hatte, und versprach, man werde bei der IAAF „alle Wege und Möglichkeiten angehen“.
„Unfassbar, unentschuldbar, ein Drama“
„Unfassbar, unentschuldbar, ein Drama“, meinte Wattenscheids Manager Michael Huke in einer ersten Reaktion: „Die IAAF wird sich auf nichts mehr einlassen, auch wenn DLV-Generalsekretär Frank Hensel Gespräche führen will.“ Sabine Krantz sei derzeit nicht zu einem Kommentar in der Lage: „Sie ist nur in Tränen aufgelöst. Denn es gibt auch keinen Wettkampf mehr, um die Norm nachzuholen. Für sie war es schon ein Schlag, dass der DLV-Verbandsrat das Gehen aus dem bisherigen DM-Programm ausgelagert hat und an anderer Stelle austragen will.“
Sabine Krantz meinte zu ihrem Drama: „Ich bin in Erfurt angetreten, nachdem ich gerade meine Salmonellenvergiftung überstanden hatte. Hätte ich dort nicht die Norm gepackt, wäre ich zwei Wochen später in Dublin angetreten. Es ist hart, jetzt nichts machen zu können. Dabei käme die WM in Korea exakt zum richtigen Zeitpunkt. Ich bin gut drauf, die Form wird noch besser.“
Auf Platz 14 der Weltrangliste
Krantz, auf Platz 14 der „bereinigten“ Weltrangliste 2011 (nur je drei Athletinnen pro Nation), war 2006 EM-Sechste und 2007 WM-Achte. Die Junioren-Weltmeisterin von 1998 hält in 1:27:56 seit 2004 den deutschen Rekord, war von 2004 bis 2009 sechsmal in Serie deutsche Meisterin.
Die Zahl der am Dienstag Nominierten (33 Männer, 31 Frauen) wird sich bis zum Meldeschluss des Weltverbandes IAAF am 14. August noch erhöhen.
„Wir haben zunächst alle Athletinnen mit A-Norm nominiert. Ferner wurden unter Vorbehalt Athleten und Athletinnen mit B-Norm ins WM-Team berufen, die die A-Norm erfüllt haben, aber bei der DM nicht am Start waren“, sagte Kurschilgen.
Bis zum 14. August müssen Kugelstoßer Ralf Bartels, Speerwerfer Till Wöschler und Hochspringer Eike Onnen noch einen Gesundheits- bzw. Leistungsnachweis bringen. Nur unter Vorbehalt wurde Weitspringer Sebastian Bayer nominiert. Der Hamburger Hallen-Europarekordler war zuletzt angeschlagen und hat nach zuletzt 8,17 m die A-Norm von 8,20 m noch nicht erfüllt.
Strutz Hoffnungsträgerin im Stabhochsprung
Aus dem Kreis der vier Europameister von Barcelona 2010 könnte neben 100-m-Läuferin Verena Sailer (Saison nach Verletzung beendet) auch Speerwerferin Linda Stahl (Leverkusen) fehlen, wenn sie die A-Norm (61,50) nicht bis 14. August schafft.
Neben Heidler und Harting steht aus dem WM-Aufgebot auch Stabhochspringerin Martina Strutz (Hagenow/Mecklenburg) an der Spitze der Weltrangliste 2011. Weitere große Medaillenhoffnungen bei den Frauen sind die Speerwurf-Olympiadritte Christina Obergföll (Offenburg), als zweite Stabhochspringerin Silke Spiegelburg (Leverkusen), Diskuswerferin Nadine Müller (Halle/Saale) sowie die WM-Zweite Jennifer Oeser (Leverkusen) im Siebenkampf. Bei den Männern ruhen die Hoffnungen außer auf Harting vor allem auf Stabhochspringer Malte Mohr (München) und Speerwerfer Matthias de Zordo (Saarbrücken).
2009 bei der letzten WM in Berlin hatten 92 DLV-Atheten zweimal Gold, dreimal Silber und viermal Bronze gewonnen. (sid)