Der Sieg beim Berlin-Marathon ist für Sabrina Mockenhaupt kein Thema, die Frohnatur aus dem Rheinland hat ein anderes Ziel: den Familienrekord. „Ich will endlich die Bestzeit von Papa Alfred knacken, und die steht bei 2:24:59 Stunden. Außer über 5000m und beim Marathon bin ich überall die Schnellste in der Familie“, sagte „Mocki“ vor ihrem ersten Start beim größten deutschen Lauf-Spektakel am heutigen Sonntag (ab 9.03 Uhr/n-tv und eurosport live).
Sollte die 29-Jährige tatsächlich schneller als ihr Vater laufen, hätte sie ihre im Jahr 2008 aufgestellte Bestzeit (2:26:22) um fast eineinhalb Minuten unterboten. Einen Knatsch in der Familie riskiert sie nicht, denn Alfred Mockenhaupt unterstützt die noch junge Marathon-Karriere seiner Tochter nach Kräften und wird sie beim Lauf über die 42,195 Kilometer im Herzen von Berlin mit dem Fahrrad begleiten.
„Nach seinem Plan habe ich die Ernährung umgestellt, esse jetzt weniger Fleisch und vernünftigere Kohlenhydrate“, erklärte Mockenhaupt. Dadurch habe sie viel weniger Knochenschmerzen und könne die beim Marathon so gefürchtete Schmerzgrenze nach hinten verschieben. Dies habe ihr auch in der achtwöchigen Vorbereitung auf ihren erst fünften Marathon geholfen, sagte die nur 1,56m große Athletin: „Bis auf einen Tag, an dem ich mir etwas Ruhe gegönnt habe, habe ich mein Pensum voll absolviert. Mehr ging nicht.“
„Jetzt bin ich selbst laufsüchtig“
Nach ihrem respektablen sechsten Platz im 10.000-m-Rennen der Leichtathletik-EM in Barcelona konzentriert sich Mockenhaupt vorerst voll auf den Marathon. Dabei konnte sie der Laufleidenschaft ihrer Eltern Alfred und Hildegard früher gar nichts abgewinnen: „Ich konnte nicht verstehen, wieso die bei jedem Wind und Wetter wie die Bekloppten draußen gelaufen sind. Jetzt bin ich selbst laufsüchtig.“
Mockenhaupt weiß, dass nach der Absage von Weltrekordler Haile Gebrselassie aus Äthiopien, der die Hauptstadt in den vergangenen Jahren mit vier Siegen und dem Weltrekord 2008 (2:03:59 Stunden) verzauberte, sie die Rolle des Publikumslieblings einnehmen könnte. Doch Chancen, als Erste die Ziellinie auf der Straße des 17. Juni zu überqueren, sieht die Siegerländerin angesichts der starken Konkurrenz um Tomo Morimoto (Japan) und Aberu Kebede (Äthiopien) nicht. Die Gewinnerin des letztjährigen Berliner Halbmarathons will einfach nur ihr eigenes Rennen laufen: „Wenn die Mädels da vorne das Tempo anziehen, wäre es Harakiri, mitzugehen.“
Männerrennen verspricht hohes Tempo
Ein hohes Tempo erwarten die Veranstalter des 37. Berlin-Marathons aber auch bei den Männern. In Patrick Makau, Geoffrey Mutai, Sammy Korir und Eliud Kiptanui wollen gleich mehrere kenianische Top-Läufer an der Bestmarke des Lauf-Idols Gebrselassie rütteln, der am 7. November erstmals beim New-York-Marathon laufen wird. „Durch seine Absage haben wir die schnellsten Jungs des Jahres bekommen, und die Kenianer sind alle heiß auf Hailes Weltrekord“, sagte Renndirektor Mark Milde.
Insgesamt haben sich 40.945 Läufer angemeldet, zudem werden etwa 8000 Sportler in den Kategorien Inlineskating, Handbiking und Rollstuhlfahren an den Start gehen. Entlang der Strecke werden bis zu eine Million Zuschauer erwartet. Schirmherrin der Veranstaltung ist Bundeskanzerlin Angela Merkel.