Pizzabäcker und Eismacher vertrauen auf Italiens Glück
Senza dubbio – kein Zweifel! Wenn es nach Werdohls Pizzabäckern und Eismachern geht, muss Deutschland gegen Italien bei der Fußball-EM 2012 eigentlich gar nicht mehr antreten – 2:1 für die Squadra Azzurra lautet ihr Standard-Tipp für das Halbfinal-Spiel in Warschau. Denn: „Die Italiener haben ja immer Glück!“
Werdohl.
Sorgenvolle Mienen sieht man keine. Es werden Deutschland sogar kleine Chancen eingeräumt. „Italien hat zwei Stunden gespielt gegen England und zwei Tage weniger Pause – wenn die Deutschen jetzt nicht gewinnen – wann sollen sie dann gewinnen“, findet Eugenio Librandi, Chef in der Pizzeria „Roma“, und scheint dabei ein klein bisschen in sich hinein zu grinsen.
Aus Cosenza in Kalabrien stammt er und ist großer Fan von AS Rom. Seine Frau Sabina, in Deutschland geboren und mit Wurzeln im apulischen Lecce, ist hin- und hergerissen: „Man ist für Deutschland, weil man hier lebt“, sagt sie, um dann doch noch ein besseres Argument zu finden: „Aber für Italien ist es der Nationalstolz!“
Eugenio zweifelt sicherlich nicht an der Psyche des Gegners, aber er würde Deutschland nach seiner schwarzen Serie ohne wichtigen Sieg gegen Italien zumindest zu einem Erfolg sehr raten: „Dann kommen sie aus dem Labyrinth der Angst heraus.“ Und Sabina weiß, warum es moralisch schwierig ist, wenn man gegen Italien tippt: „Sie spenden doch ihre Prämien für die Erdbebenopfer – sollten sie da denn nicht gewinnen?“ Ihre Pizzabäcker und -fahrer Angelo Cardinale und Pietro Castellana sehen das übrigens genauso.
Niederlage wäre keine Katastrophe für Italiener
Giusy Vaccaro von „I Templi“ schützt dagegen einen gewissen Respekt vor. „Das ist das Spiel, das wir nicht haben wollten“, sagt die temperamentvolle Sizilianerin und weiß ganz sicher: „Das ist keine Katastrophe für Italien, wenn sie verlieren…“, um dann nachzuschieben: „…wie es für Deutschland ist, wenn sie verlieren, weiß ich nicht…“. Wie der zehnjährige Sohnemann Daniele (und bestimmt auch der Älteste Salvatore) tippt sie auf ein 2:1 für Italien. Tore „von Balotelli und De Rossi“, kündigt Daniele an.
Seine Mama hofft bei einer Niederlage der Deutschen aber zumindest, „dass sie noch Pizza bestellen.“ Sollte Deutschland wider Erwarten gewinnen, will sie am Freitag vor dem Restaurant stehen und allen deutschen Passanten gratulieren. Solche Wetteinsätze macht man nur, wenn man sich seiner Sache ganz sicher ist. Ihr Mann Rosario springt ihr bei und beide nehmen lachend und abwinkend einen oft gehörten Vorwurf an das siegende Italien vorweg: „Ja ja, die Italiener haben doch immer nur Glück…“.
Guiseppe arrangiert sich mit seiner deutschen Frau
Giuseppe Diolosa vom Eiscafé Valentino muss sich beim Fußball immer mit seiner deutschen Frau arrangieren, er schaut im Italia-Trikot, sie im Adler-Dress. „Donnerstag sind wir für Italien“, sagt er ganz wohlgemut, „auch wenn meine Frau sauer wird.“ Der Sizilianer aus Catania (Tipp: 2:1 für Italien) schwärmt von dem Brauch auf der Insel, wenn beim öffentlichen Fußballgucken kostenlos aus zwei großen Töpfen Spaghetti und Bolognese serviert werden. „Donnerstag werden Spaghetti gegessen“, lacht Giuseppe. Seine Prophezeiung ist unschlagbar. Schließlich heiße ja sein Nachname Diolosa übersetzt „Gott weiß“. Giuseppe: „Gott weiß, dass Italien gewinnt…“.