Rafael Nadal räumt mit Gerüchten um Depressionen auf
Rafael Nadal ist zurück und räumt mit Gerüchten der Vergangenheit auf. Im Prozess um den „Doping-Doktor“ Eufemiano Fuentes gibt er sich meinungsstark wie selten und verteidigt den spanischen Sport.
Vina del Mar/Köln.
Geblieben sind ein Tape-Verband
und die schmerzhafte Erinnerung. Beim ATP-Turnier im chilenischen Vina del Mar
schleppt Rafael Nadal ansonsten kaum noch Ballast der zurückliegenden Monate mit
sich herum. 222 Tage absolvierte der Spanier kein Spiel mehr auf der Tour, die
Experten zweifelten an seinem Comeback oder zumindest an seiner Rückkehr zu
alter Stärke. Zuletzt machten gar Gerüchte die Runde, Nadal sei
depressiv.
„Absoluter Quatsch! Das stimmt überhaupt nicht“, sagte der 26
Jahre alte Sandplatzkönig, der in Chile am Freitagabend (MEZ) das Viertelfinale gegen seinen Landsmann Daniel Gimeno-Traver spielt, im Gespräch mit dem Magazin
Focus. Natürlich sei es für einen Profisportler keine einfache Zeit, wenn man
monatelang ausfalle: „Hinzu kam, dass ich die Olympischen Spiele in London
absagen musste. Ich hätte die spanische Flagge bei der Eröffnungsfeier tragen
sollen. Aber Depressionen? Die sind nun wirklich frei erfunden.“
Die
Erinnerung an die bisher längste Verletzungspause seiner Karriere bereitet der
früheren Nummer eins allerdings immer noch Qualen. „Solche Schmerzen hatte ich
noch nie. Bei jeder Bewegung hätte ich schreien können“, sagte Nadal. Das
Fettgewebe unterhalb der Patellasehne im linken Knie war geschwollen – genannt
Hoffa-Kastert-Syndrom. „Das hört sich erst mal lebensgefährlich an, ist es aber
nicht“, scherzte Nadal.
Nadal nur noch die Nummer fünf
Ein Virus verhinderte zu Beginn des Jahres sein
Comeback und den Start bei den Australian Open in Melbourne. Nadal ist nur noch die Nummer fünf im Ranking, sein Knie immer noch nicht wieder komplett
hergestellt. „Ich bin noch nicht bei 100 Prozent“, sagte er. Das Knie müsse noch
stärker und belastbarer werden.
Meinungsstark wie selten präsentierte
sich der Mallorquiner im Gespräch mit der französischen Sportzeitung L’Equipe.
Während der spanische Sport beim Prozess um „Dr. Blut“, Eufemiano Fuentes, unter
Beschuss steht, verteidigte Nadal sich und seine Kollegen: „Ich glaube, der
Doktor hat mit ausländischen Sportlern zusammengearbeitet, aber weil er Spanier
ist, wird der spanische Sport vorverurteilt.“
Fuentes soll Namen nennen
Es sei ihm unverständlich,
warum man den Sachen nie richtig auf den Grund gehe. „Wir müssen alles
aufklären“, forderte der elfmalige Grand-Slam-Gewinner: „Ich verstehe nicht, warum Doktor Fuentes keine Namen nennt. Und ich verstehe nicht, warum die
Richter ihn nicht auffordern, dies zu tun.“ Dies „verletzt mich als Sportler“,
so Nadal weiter, wegen Leuten wie Lance Armstrong hätten alle Sportler ein
„zweifelhaftes Image“.
Rafael Nadal behagen diese Nebenkriegsschauplätze
nicht. Am liebsten will er Tennis spielen. „Dafür bin ich hier“, betonte er in
Vina del Mar. Auf der roten Asche kann der Linkshänder am besten zeigen, was in
ihm steckt: „Ich habe es nicht verlernt, Tennis zu spielen. Ich glaube fest
daran, dass ich mein Level wieder erreichen kann.“ (sid)