Essen/Recklinghausen.
Beim Deutschen Fußball-Bund schrillen die Alarmglocken, es besteht die Sorge vor einem neuen „Fall Hoyzer“: Im Rahmen der Ermittlungen zur Aufdeckung des europaweiten Wettskandals ist ein junger Schiedsrichter aus Waltrop in den Fokus geraten. Gegen den 27-jährigen Cetin Sevinc wurde deshalb eine Schutzsperre verhängt. DFB-Sprecher Stephan Brause erklärt, es gebe „erhebliche Hinweise“ auf Auffälligkeiten.
Sevinc, der in dieser Saison fünf Regionalliga-Partien leitete, wurde in der Zweiten Liga fünfmal als Assistent eingesetzt – unter anderem beim Spiel Rot-Weiß Oberhausen gegen 1860 München am 6. Dezember. Diese Partie hatte wegen massiver Bewegungen auf dem asiatischen Wettmarkt unter DFB-Beobachtung gestanden. Der Verband war zudem darüber informiert worden, dass es Pläne von „beteiligten Personen“ gegeben haben soll, das Spiel aktiv zu beeinflussen. Deshalb hatte Schiedsrichter-Beobachter Hellmut Krug vor dem Anpfiff in den Kabinen der Spieler und des Schiedsrichtergespanns warnend auf die Erkenntnisse hingewiesen.
Obwohl RWO das Spiel durch ein Eigentor mit 0:1 verlor, erklärte der DFB anschließend, es habe keine Anhaltspunkte auf tatsächliche Manipulationen gegeben.
Unabhängig davon liegt dem DFB eine Eidesstattliche Versicherung eines Zeugen vor, die Cetin Sevinc belastet. Nach Auskunft des Verbandes gibt es „einige Verdachtsmomente“. Angeblich will der Zeuge wissen, dass Sevinc über einen Mittelsmann bei Live-Wetten auf eigene Spiele gesetzt haben soll. Der DFB hat alle Informationen der Staatsanwaltschaft Bochum zur Verfügung gestellt, die einen Kommentar Ermittlungsstand verweigert.
Vorwürfe abgestritten
„Natürlich gilt für Herrn Sevinc die Unschuldsvermutung“, betont der für Schiedsrichter zuständige DFB-Vizepräsident Rainer Koch. „Doch so lange die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind, werden wir ihn zum Schutze seiner Person und des Wettbewerbs nicht mehr ansetzen.“
Cetin Sevinc sagt zu den Vorwürfen: „Da ist nichts dran.“ Näher will er sich nicht äußern. Weder der DFB noch sonst jemand hätten bislang mit ihm gesprochen. „Es gibt nichts Offizielles.“
Sevinc pfeift für den ESV Herne. Sein Klubkollege Markus Häbel, Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses im Kreisverband Herne, hält sich respektvoll zurück: „Das kommt von ganz oben. Der DFB hat die Ermittlungen eingeleitet und offenbar gute Gründe dafür.“ Andreas Mermann, Schiedsrichter-Obmann im Kreisverband Recklinghausen, denkt über den aktuellen Fall hinaus: „Wir verlangen keine Schufa-Auskunft, wenn wir jemanden pfeifen lassen. Aber vielleicht werden wir von einer gewissen Spielklasse an dazu kommen.“