- Siebenkämpferin Carolin Schäfer musste viele Rückschläge wegstecken
- Vor zwei Jahren wurde ich Freund von einem Zug erfasst
- In London holte sie bei der Leichathletik-WM die Silbermedaille
London.
Pizza. Oder irgendetwas in der Richtung. „Was richtig schön fettig ist und ungesund“, schwelgt Carolin Schäfer schon in Vorfreude. Die ganze Saison über musste die Siebenkämpferin streng Diät halten, sich gluten- und lactosefrei ernähren.
Nicht wegen einer Unverträglichkeit, sondern für ihr besseres Körpergefühl und um abzunehmen. Die 25-Jährige gibt offen zu, wie schwer ihr das fällt. Sie kompensiere diesen Genussverzicht „durch Frauensachen, Shoppen zum Beispiel“.
Aber nun ist die Saison vorbei. Sie endete mit Silber bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London hinter der Belgierin Nafissatou Thiam. „Ein Traum hat sich erfüllt“, sagt die junge Frau. Genau so sieht sie aus. Glücklich.
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Bereits U20-Weltmeisterin im Siebenkampf
Der Traum, der sich erfüllt hat, ist ihre erste Medaille bei einem ganz großen Wettkampf. Dass es die auch erste für das deutsche Team in London ist, „macht es um so schöner“. Doch hier geht es jetzt auch mal um sie, um ihren langen Weg zum Erfolg.
Schon 2008 wurde die Hessin U20-Weltmeisterin im Siebenkampf. Spätestens seitdem galt sie als das Talent, das irgendwann auch bei den Frauen auftrumpfen würde. Doch immer wieder musste Schäfer Rückschläge verkraften.
Freund vom Zug erfasst
Den schlimmsten vor zwei Jahren, als ihr Freund, der Volleyballprofi Dennis Hefter, unter dramatischen Umständen starb. Er hatte einen Bahnübergang überquert und war dabei von einem Zug erfasst und getötet worden.
Kurz darauf, bei der WM in Peking, wo sie ebenfalls schon als Medaillenkandidatin angetreten war, scheiterte Carolin Schäfer nach drei Fehlversuchen im Weitsprung.
Tränenüberströmt saß sie im riesigen Pekinger „Vogelnest“ und sagte später: „Ich habe mich noch nie so einsam gefühlt.“
Carolin Schäfer hat trotzdem immer weitergekämpft. In Rio bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr wurde sie bereits Fünfte. Doch als die Vorbereitung auf die WM in London beginnen sollte, kam der nächste Schock.
Ihr Trainer Jürgen Sammert litt plötzlich unter Herzrhythmusstörungen, musste ins Krankenhaus, wurde schließlich operiert. „Jürgen ist für mich eine Vaterfigur“, sagt sie und relativiert, was sie sonst Tag für Tag mit hundertprozentigem Einsatz macht:
„In solchen Momenten steht der Sport im Hintergrund. Man fragt sich: Schafft er das?“
Trainer Sammert hat es geschafft
Der 61-jährige Sammert hat es geschafft, wenn er nun auch kürzer treten muss. Statt ins Trainingslager auf Lanzarote ging es zur Vorbereitung nach Saarbrücken. „Hat uns ja nicht geschadet, wie man sieht“, sagt Schäfer erleichtert, „solche Dinge schweißen ein Team auch zusammen.“
Was folgte, war die beste Saison ihrer Karriere. Mit 6836 Punkten beim Meeting in Götzis landete sie auf Platz zwei der Jahresbestenliste hinter Thiam – genau diese Reihenfolge bestätigte sich nun auch bei der WM. Das soll erst der Anfang sein.
Als nächstes freut sich Carolin Schäfer „riesig auf die EM nächstes Jahr in Berlin“. Der deutsche Rekord von Sabine Braun, 6985 Punkte, vor 25 Jahre erzielt, „ist für mich machbar“. Aber das hat Zeit. Für den Moment zählt nur eines: Pizza!