Katharina und Lukas Windfeder spielen Hockey beim HTC Uhlenhorst. Die 21-Jährige schafft es als erste Mülheimerin seit Jahrzehnten in die A-Nationalmannschaft und spielt Anfang Februar die Hallen-WM in Leipzig.
Mülheim.
Die Zeit in der Jugendmannschaft liegt noch nicht so weit zurück, Katharina und Lukas Windfeder können sich daher gut an die Familienduelle erinnern. Weil die beiden Hockeyspieler des HTC Uhlenhorst Mülheim damals den gleichen Trainer hatten, bat dieser des Öfteren die jüngeren Jungs gegen die älteren Mädchen zum Trainingsspiel. „Das war amüsant“, sagt der heute 19 Jahre alte Lukas mit einem Lächeln und schaut zu seiner zwei Jahre älteren Schwester herüber. Katharina hat es als erste Mülheimerin seit Jahrzehnten geschafft, bei der Hallen-WM in Leipzig (4. bis 8. Februar) anzutreten.
Eine rasante Entwicklung, aber sie denkt gerne an die alten Familienduelle. „Klar, es ging nur darum, mich fertigzumachen“, entgegnet sie noch immer eine Spur genervt, denn Lukas habe ihr den Ball immer durch die Nase ziehen wollen. So sind kleine Brüder halt.
Vielleicht waren es auch diese familiären Aufeinandertreffen, die aus den Windfeders eines der erfolgreichsten Geschwisterpaare Hockey-Deutschlands gemacht haben. Dass ganze Familien in diese Sportart hineinwachsen, die hierzulande gut 80.000 Spieler betreiben, ist normal. So haben die Weß- und Zeller-Brüder Olympiasiege und Weltmeistertitel en masse eingefahren. Hockey-Gene werden vererbt.
Auch Vater Christian hat gespielt
Erst recht in der Hochburg Mülheim, die den deutschen Rekordmeister beheimatet. Weil ihr Vater Christian damals auch spielte, wuchsen Katharina und Lukas Windfeder ebenfalls mit dem Krummstock auf. Mit Erfolg: Beide stehen am Wochenende bei der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft mit den Uhlen im Halbfinale, neuerdings sind beide Geschwister auch im Kreis der A-Nationalmannschaft vertreten.
„Eigentlich haben wir in unserer Familie gedacht, dass nicht zwei Kinder in der Auswahl tätig sind“, sagt Katharina. Und sie sei dabei die große Überraschung. Das liegt daran, dass Hockey bei schönem Wetter im Freien auf dem Kunstrasen gespielt wird, und es im Winter unters Hallendach geht. Dort sind auch andere Fähigkeiten als auf dem Feld gefragt: Das Spiel zwischen den beiden Banden ist beinahe so schnell wie beim Eishockey. Katharina fühlt sich dabei wesentlich wohler: „Es macht mir mehr Spaß, auch als Verteidigerin hat man dort mehr Einfluss aufs Spiel und ist an Angriffen beteiligt. Auf dem Feld ist alles so weit aufgerissen – und man muss so viel laufen.“
So ist es auch Hallen-Spezialisten wie ihr möglich, für Deutschland aufzulaufen – wie bei der anstehenden WM in Leipzig. „Ich kann es noch gar nicht fassen, vor 7000 Leuten zu spielen“, freut sich die Modemanagement-Studentin auf die Tage in der Messestadt, die womöglich ihren einzigen Ausflug in die Nationalmannschaft darstellen werden: „Auf dem Feld bin ich da weit von entfernt. Da sind viele vor mir, die besser sind als ich.“ Aber in der Halle „ist sie mit ihrem mordsmäßigen Brett eine der besten Verteidigerinnen“, lobt ihr Bruder Lukas, dessen Ruhe Katharina in ihrem eigenen Spiel vermisst.
Der durchgeplante Nationalspieler
Diese Abgeklärtheit ergibt sich vielleicht daraus, dass Lukas Windfeder so etwas wie der durchgeplante Nationalspieler ist. Anders als im Fußball durchwandern Hockeyspieler in der Regel sämtliche Nachwuchsauswahlen, bevor sie im A-Kader den Durchbruch schaffen. 2014 war Lukas’ großes Jahr: Er wurde in Indien Weltmeister mit den Junioren und gewann mit den Herren die Champions Trophy. Alles auf dem Feld.
Dass er dort mit seiner Zweikampfstärke und Übersicht fester Bestandteil des Nationalteams ist, macht ihn nicht zum unverzichtbaren Hallenspieler. Statt des Jura-Studenten wurden aus seiner mit Nationalspielern gespickten Vereinsmannschaft Olympiasieger Thilo Stralkowski sowie die beiden Youngster Ferdinand Weinke (20) und Timm Herzbruch (17) für Leipzig berufen. „Wenn ich sie im Training sehe, macht es trotzdem Spaß, selbst wenn ich weiß, dass ich technisch nicht so spielen kann wie sie. Von daher glaube ich nicht, dass ich da in den nächsten Jahren irgendwelche Hallenambitionen hegen sollte.“ Mit Uhlenhorst am Wochenende in Berlin den DM-Titel zu verteidigen und am Karnevalswochenende in heimischer Halle erstmals den Hallen-Europapokal nach Mülheim zu holen, wäre ihm aber Trost genug.
Was Katharina bei der WM in Leipzig erreichen kann, ist schwer abzuschätzen. Deutschland hatte immer ein Abonnement auf Hallentitel, gerade Holland mit einer Vielzahl an Dribbelkünstlern hat aber aufgeholt. „Das Ziel dürfte erstmal das Halbfinale sein“, sagt die 21-Jährige, „aber Weltmeister zu werden, wäre schon geil.“ Auf einen Zuschauer freut sie sich besonders: auf ihren Bruder. „Bisher musste ich immer zugucken“, sagt Katharina. Mal sehen, ob sich das Training mit Lukas nun auszahlt.