Oh Totilas, möchte man fast rufen. Schon wieder ein Missgeschick. Der einstige Wunderhengst verletzte sich beim Deckeinsatz. Die Rückkehr in den Sport ist wieder ungewiss.
Kronberg.
Totilas bleibt vom Pech verfolgt. Nach einer Serie von Rückschlägen nun der nächste Bock: Der einstige Wunderhengst patzte beim Deckeinsatz. Ausgerechnet. Beim Sprung auf die Phantomstute erlitt das Zehn-Millionen-Pferd eine Verletzung im Knie und muss einige Wochen mit dem Training aussetzen.
„Er hat eine Überdrehung im Knie, kann nur Schritt gehen. Ich hoffe, dass wir in zwei Wochen wieder trainieren können“, sagte Reiter Matthias Rath der Bild-Zeitung. Der Unfall ereignete sich bereits im Januar, als Totilas sogenanntes Tiefgefriersperma produzierte. Dabei bespringen die Hengste einen mit Leder überzogenen Bock. 8000 Euro kassiert die Besitzergemeinschaft für einen erfolgreichen Deckakt. Mit dem Geld soll der hohe Kaufpreis von geschätzten zehn Millionen Euro wieder reingeholt werden.
„Es ist ärgerlich, aber wir müssen damit leben“, sagte Vater Klaus-Martin Rath dem SID. Nur noch im Dezember und Januar sollte Totilas decken, in der Zeit danach wollte man sich ganz auf die neue Saison konzentrieren. „Wir haben im vergangenen Jahr festgestellt, dass die Leistungen durch die vielen Deckeinsätze nicht konstant genug waren. Deshalb die Veränderung“, sagte Rath, dessen Familie mit Pferdezüchter Paul Schockemöhle die Besitzergemeinschaft des Ausnahmepferdes bildet.
Rath erlebte Frust-Saison 2012
Der Rückschlag kommt ungelegen, weil das Totilas-Team gerade mit neuer Strategie durchstarten wollte. Vater Rath ist nicht mehr Trainer. Sein Sohn wird von Top-Coach Sjef Janssen im südniederländischen Erp (Noord-Brabant) betreut, wo Totilas derzeit auch steht. „Ich wollte mich zurückziehen, damit Matthias selbstständiger werden kann. Paul hat auch gemeint, dass Matthias alt genug ist, um es woanders zu versuchen“, sagte Rath senior.
Noch so eine Frust-Saison wie 2012 wollen die Raths nicht mehr erleben. Der Ausfall bei Olympia wegen einer Erkrankung von Matthias (Pfeiffersches Drüsenfieber) sowie der Sturz aus dem Nationalkader im Dezember hinterließen Spuren. Spätestens beim CHIO Ende Juni in Aachen soll(te) der Millionenhengst wieder für positive Schlagzeilen sorgen. „Wann beide in den Sport zurückkehren, kann ich nicht sagen. Das müssen Matthias und Sjef in Ruhe entscheiden“, sagte Vater Rath.
Keine Probleme befürchtet Rath wegen der Trainings- und Reitmethoden, die im vergangenen Jahr vom deutschen Verband und von Tierschützern gerügt worden waren. „Ich denke, der deutsche Verband muss sich auch danach richten, was mittlerweile international erlaubt ist“, sagte Rath. Im weiten Runterziehen des Kopfes von Totilas auf dem Abreiteplatz hatten Beobachter Anzeichen der verbotenen Rollkur ausgemacht.
Die Tierschutzorganisation PETA hatte gegen Reiter und Halter wegen angeblicher Tierquälerei sogar Strafanzeige gestellt. „Die Gutachter der Staatsanwaltschaft waren bei uns auf dem Schafhof und haben an einem Morgen den Stallbetrieb unter die Lupe genommen. Seitdem haben wir nichts mehr gehört“, sagte Vater Rath.
Zumindest privat läuft es für Matthias Rath bestens. Noch in diesem Jahr will der 28-Jährige Freundin Franziska heiraten. Die Hochzeitsparty findet Ende August auf Mallorca statt – nach den Europameisterschaften in Dänemark – wenn Totilas hoffentlich wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden hat. (sid)