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Wattenscheider Julian Reus knackt Uralt-Rekord über 60 Meter

Wattenscheider Julian Reus knackt Uralt-Rekord über 60 Meter

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Deutscher Hallen-Meister über 60 Meter: Julian Reus vom TV Wattenscheid. Foto: Hendrik Schmidt / dpa
Julian Reus gewann bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften nicht nur den Titel über 60 Meter, sondern stellte auch einen deutschen Rekord auf.

Leipzig. 

Als Julian Reus in der Leipziger Arena über die Ziellinie stürmte, schaute er sofort über seine linke Schulter, um die elektronische Anzeigetafel im Blick zu haben. Und nur einen Moment später leuchtete es in orangenfarbenen Ziffern auf schwarzem Grund auf: 6,52 Sekunden. Der Sprinter des TV Wattenscheid riss spontan beide Arme in die Höhe und fasste sich an den Kopf. Dann verneigte er sich tief vor den 2000 Zuschauern in der ausverkauften Halle. Julian Reus gewann bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften der Leichtathleten in Leipzig nicht nur den Titel über 60 Meter, sondern stellte auch einen deutschen Rekord auf. Endlich ist er alleiniger Rekordhalter in 6,52 Sekunden. Schon zweimal hatte Reus in dieser Hallensaison den 28 Jahre alten Rekord des Berliners Sven Matthes mit 6,53 Sekunden eingestellt.

“Ich freue mich riesig, dass ich es endlich geschafft habe”, strahlte der Wattenscheider. “Ich wusste, dass ich es drauf habe, aber am Ende muss schon alles passen, damit man es wirklich auch auf der Bahn realisiert.”

Erster Gratulant war sein Wattenscheider Vereinskollege, Christian Blum. Im letzten Jahr hatte Blum noch Reus den Titel entreißen können. Blum ist nach einer langen Verletzungspause im Sommer wieder auf dem besten Weg an seine Bestform anzuknüpfen. Mit 6,60 Sekunden sicherte er sich den zweiten Platz in Leipzig.

Nach seiner Gala-Vorstellung wurde Reus gefragt, ob er schon realisieren könne, dass er sowohl über 100 Meter im Freien als auch über 60 Meter der schnellste Deutsche aller Zeiten ist. “Nein, so etwas kann man erst nach der Karriere richtig fassen”, antwortete Reus. “Außerdem will ich in meiner Laufbahn noch etwas schneller laufen.”

Im März wird er allerdings bei der Hallen-Weltmeisterschaft in Portland/USA keinen erneuten Anlauf auf eine Rekordsteigerung unternehmen. “Nein, es bleibt dabei: Ich starte bei der WM nicht”, stellte Reus klar. “Am Montag werde ich einen freien Tag einlegen und dann beginnt für mich die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele. Rio hat absolute Priorität.”

Die derzeit schnellste deutsche Frau wir dagegen bei der Hallen-WM an den Start gehen. Tatjana Pinto vom LC Paderborn sorgte mit ihrer Siegerzeit von 7,07 Sekunden über 60 Meter für einen Paukenschlag in Leipzig. Es ist die viertbeste Zeit, die je eine deutsche Sprinterin über 60 Meter gelaufen ist. “Nie hätte ich daran gedacht. Nie, nie”; sagte Pinto und fasste sich bei diesen Worten reflexhaft an den Kopf, weil sie ihre Leistung wirklich mental noch nicht verarbeitet hatte. Nach einem schweren familiären Schicksal hatte die 23-Jährige im vergangenen Sommer die Saison abgebrochen und mehrere Monate pausiert. “Ich danke allen, die mir auf dem Weg zurück geholfen haben: Vor allem meinen Trainer Thomas Prange”, sagte Pinto. Bei der Hallen-WM will sie beweisen, dass die Leistung von Leipzig keine Eintagsfliege ist. “Ich freue mich auf die WM. Es ist eine gute Generalprobe für Olympia. Das sollte sich kein Sportler entgehen lassen”, erklärte sie. Schnell sind sie beide, aber in diesem Punkt sind sich Julian Reus und Tatjana Pinto nicht einig.