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Werder Bremen in der Krise

Werder Bremen in der Krise

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Foto: imago
Nach dem Erstrunden-Aus von Werder Bremen im DFB-Pokal liegen an der Weser offenbar die Nerven blank. Fans forderten erstmals den Rauswurf von Manager Klaus Allofs. Derweil gibt es keine Vertragsverlängerung mit Allofs und Trainer Thomas Schaaf.

München. 

Der warme Applaus, der Klaus Allofs am Sonntagmorgen nach Durchschreiten der gläsernen Drehtür empfing, muss ein wohltuender Kontrast gewesen sein. Und auch die vielen Erinnerungsbildchen vom Vorstandsvorsitzenden des SV Werder Bremen, nach denen die Leute am Münchner Flughafen verlangten. Als Allofs zur Doppelpass-Sendung seines früheren Aufsichtsrates Jörg Wontorra erschien, wirkte es so, als sei er beliebt wie eh und je. Und er wusste wie so oft in grün-weißen Krisenzeiten recht geschickt gute Miene zum bösen Spiel zu machen, denn am Tag zuvor hatte sich vor ihm eine völlig konträre Stimmungslage ausgebreitet.

Allofs-raus-Rufe hatten sogar einige Dutzend aufgebrachte und „teils alkoholisierte“ (Allofs) Krakeeler angestimmt, die den Mannschaftsbus nach der 1:2-Pokal-Blamage beim 1. FC Heidenheim per Sitzblockade stoppten. Weil der Protest der wütenden Werder-Anhänger auf der idyllischen Anhöhe der Schwäbischen Ostalb nicht friedlich verlief – eine Getränkedose war geflogen – ließ sich Allofs nicht zur Freiluft-Debatte locken, sondern Polizisten räumten den Weg frei.

Riesen Rückschlag für Werder

Den Vorfall – den es ähnlich nur nach einer 0:4-Schmach im Frühjahr beim Hamburger SV am Weserstadion gegeben hatte – stufte der Vordenker als halb so wild ein, schlimmer seien die Folgen, die sich mit dem Pokal-Aus nun in sportlicher und wirtschaftlicher Hinsicht zeigten. Von „einem Riesenrückschlag“ sprach Allofs noch vor Ort. „Wir haben großen Schaden angerichtet, vom Image her, aber auch materiell.“ Die furchtbare Vorsaison ist präsenter als gedacht; jeder spürt, dass Bremen offenbar die Geister nicht los wird, die es mit überbezahlten Altstars wie Tim Borowski oder verhätschelten Möchtegernstars wie Aaron Hunt rief.

„Wenn wir weiter so spielen, dann wird das wieder keine gute Saison werden“, schwante dem mit der neongelben Kapitänsbinde ausgestatteten Clemens Fritz, der auch einer ist, der von Jahr zu Jahr schwerfälliger wirkt. Und wie ein hüftsteifer Neuzugang wie Andreas Wolf eine Hilfe werden soll, erscheint nach dessen Pflichtspielpremiere ein Rätsel. Es war ja schon erschreckend, wie die Billig-Kicker aus der Dritten Liga dem teuren Ensemble davon liefen.

Nun steht Grundsätzliches auf dem Prüfstand: Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Geschäftsführung mit Frontmann Allofs dem Aufsichtsrat einen Haushalt vorgelegt hat, der erstmals das Budget in satter siebenstelliger Größenordnung zu überziehen gedenkt. Allofs möchte einen Risikokurs fahren; der als GmbH firmierende SV Werder soll – ohne Einnahmen aus dem Europapokal – erstmals und einmalig Miese machen. Wird damit das internationale Geschäft erreicht wird, kann die Rechnung aufgehen. Und wenn nicht? Davor fürchtet sich der Ex-Manager und aktuelle Aufsichtsratschef Willi Lemke. Und der öffentliche Streit über die Ausrichtung offenbart eine interne Zerrissenheit, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat.

Keine Gespräche mit Allofs und Schaaf über neue Verträge

Sogar innerhalb der Geschäftsführung. „Es weht intern ein rauerer Wind“, gab Allofs zu, der auch damit leben muss, dass im Aufsichtsrat die Lemke-Fraktion in der Mehrheit ist. Interessant ist dabei, dass sowohl sein Vertrag als auch der von Trainer Thomas Schaaf 2012 auslaufen. Alle Gespräche darüber sind vorerst vertagt.

Das Scheitern im Pokal spitzt die Lage zu. Werder trat auf wie eine Mannschaft, die gegen den Liga-Abstieg spielen wird. Wäre am Ende nicht Torhüter Tim Wiese im gegnerischen Strafraum gewesen, es hätte der Beweis gefehlt, dass Bremen den Ausgleich erzielen wollte. Das Spiel hatte sich zuvor innerhalb von Minuten gedreht. Nach dem Führungstreffer durch Markus Rosenberg (33.) vergab Marko Marin einen Handelfmeter (51.), dann erzielte Heidenheim durch einen direkten Freistoß von Christian Sauter (58.) und Marco Schnatterer (59.) zwei wunderschöne Tore.