Informationsveranstaltung zur Neuentwicklung der Opel-Fläche I und der Wittener Straße. Der Wunsch: Lebensqualität in Laer soll erhalten bleiben.
Bochum.
Opel ist gegangen. Aber was passiert danach auf der 70 ha großen Fläche von Werk I und den Opel-Flächen zwischen Wittener und Alter Wittener Straße? Vor allem Anwohner des Stadtteils Laer informierten sich bei einer Bürgerversammlung im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeine Laer über den Stand der Planung. Sie fürchten vor allem ein wachsendes Verkehrsaufkommen und mehr Lärm in ihrem Stadtteil.
„Für uns geht es darum, dass die Lebensqualität im Stadtteil erhalten bleibt“, so Reinhard Vogt von der Stadtteil-Initiative. Er appellierte an Stadt und Bochum Perspektive: „Schützen sie die Wittener Straße und den Werner Hellweg“. Die WAZ gibt einen Übersicht über den Stand der Debatte:
Wie weit ist die Planung?
Nach Anhörung von Bürgern und Behörden wird der Politik ein abgestimmter Planentwurf vorgelegt. Ende 2015 soll darüber entschieden werden. Eile ist geboten, da der erste große Interessent, die Deutsche Post DHL, im September 2018 ihren Betrieb auf dem Opel-Gelände aufnehmen will. Dabei geht es um den Bau eines von bundesweit insgesamt zwölf Groß-Paketzentren mit einem stündlichen Umschlag von 50.000 Paketen.
80 bis 85 Lkw werden angeblich stündlich das Betriebsgelände anfahren oder verlassen. Vergeben hat die Bochum Perspektive, an der die Stadt zu 51 Prozent und Opel zu 49 Prozent beteiligt ist, bereits den ersten Auftrag für einen Projektsteuerer. Die Herausforderung bestehe darin, dass es bislang nur ein Versorgungssystem gegeben habe, künftig aber werden es viele sein. Prof. Heyer: „Wir haben einen Flamingo und wollen einen Tausendfüßer.“
Welche Nutzungen sind vorgesehen?
Im Süden soll eine 16 ha große Fläche(Grafik; dunkelgrau) für wertschöpfende Logistik (DHL) bereit gestellt werden, darüber Platz für zahlreiche gewerbliche Betriebe mit Mindestgrößen von 3000 qm entstehen (hellgrau). Unklar ist noch die Verwendung des westlichen Areals (schraffiert), dem jetzigen Lkw-Parkplatz. Es gibt Überlegungen, dort die World Factory anzusiedeln. Für das markante Verwaltungsgebäude DI (schwarz) läuft ein Verfahren zur vorläufigen Unterdenkmalstellung. Dass das Gebäude stehen bleibt und weiter genutzt werden kann, will Prof. Rolf Heyer nicht ausschließen.
Aber: „Der künftige Eigentümer möchte dann bestimmt nicht den großen Schriftzug ‘Opel’ auf dem Dach haben.“ Im Osten sollen entlang der Wittener Straße „hochwertige, technologieaffine gewerbliche Nutzung mit stadtbildprägender Wirkung“ (blau) entstehen, südlich davon (grün) sind Freizeitflächen geplant, mglw. auch ein Sportplatz. Durchzogen wird das Opel-Areal von Grünflächen, die zum Teil auch genutzt werden sollen, um das Regenwasser abzuleiten. Anwohner Dirk John schlug vor, einen hohen Wall aufzuschütten, der als Lärmschutzwand dienen kann. Denn die, darauf machte ein Teilnehmer der Diskussion aufmerksam, fehle zur Dämmung der Geräusche von der Autobahn. Bislang habe das Werk als Puffer gedient. „Doch das wird jetzt abgerissen.“
Anregungen, Einwände oder Kritik zum jetzigen Stand der Bebauungspläne 947 (Opel Werk I) und 940 (Wittener Straße) können Bürger noch schriftlich bis zum 16. Februar bei der Stadt einreichen. Eine weitere Chance zur Stellungnahme besteht dann noch einmal nach der öffentlichen Auslegung der Bebauungspläne. Diese wird voraussichtlich Anfang 2016 sein.
Rede und Antwort
standen bei der Info-Veranstaltung Kai Müller (Stadtplanungs- und Bauordnungsangelegenheiten), Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche und Prof. Dr. Rolf Heyer (Bochum Perspektive 2022).
Wieso wird bereits mit DHL geplant, zumal es nicht einmal einen Bauplan gibt?
Wer 600 Arbeitsplätze schaffen will, so das Argument, mit dem müsse man bereits während der Planungsphase sprechen. Prof. Heyer ist ohnehin für eine möglichst flexible Planung, um auf Wünsche von Käufern eingehen zu können. Jeder müsse sich aber, so Kai Müller (Stadt Bochum), an Grenzwerte, etwa beim Lärm, halten. Diese werden im Bauplan vermerkt. „Klar ist natürlich, dass eine Ansiedlung erst möglich ist, wenn dieser Bebauungsplan da ist.“ Zudem könne es von Vorteil sein, ein so namhaftes Unternehmen sozusagen als Anker präsentieren zu können, zumal auf diese Weise das Areal bundesweite Aufmerksamkeit bekomme.
Wer trägt die Kosten für die Bodensanierung?
Es gibt, so Prof. Heyer, eine geringe Kontamination in Boden und Grundwasser, die auf den Bergbau zurückzuführen sei. Was Opel verursacht habe, seien im Wesentlichen Kontaminationen in den Hallenböden und -wänden. Das Unternehmen habe angefangen, Lackiererei und Schornstein abzureißen. Verunreinigungen in Grund und Boden, das ist eine Auflage des Förderbescheids, muss Opel zu 100 Prozent tragen, sofern es diese verursacht hat.
Wovor warnen die Anwohner?
„Die Unterführung vom Opel-Gelände unter die Wittener Straße sollte abgesperrt werden“, so Dirk John. Sie könnte als Schleichweg in Richtung A43 genutzt werden. Überhaupt sollte der Stadtteil vom Gewerbeverkehr abgetrennt werden. Zumal viele Anwohner, so eine Teilnehmerin, „schon jetzt nicht gut schlafen“.