Bald frisst Fiffi Maden: Wie zwei Bochumer Studenten Hundefutter aus Insekten herstellen wollen
Zwei Bochumer Studenten der Ruhr-Universität wollen Hundefutter aus Maden herstellen
Die Firma „Futterzeit“ will bald Basis- und Diätfutter verkaufen, aber auch Welpennahrung
Die beiden Jungunternehmer wollen auf diese Weise etwas für die Umwelt tun und gleichzeitig Lebensmittelverschwendung bekämpfen
Bochum.
Wenn es nach Felix Bierholz (23) und Jonny Edward (28) geht, dann werden sich Hunde bald ziemlich hip und zeitgemäß ernähren. Leinsamen, Süßkartoffel, Heidelbeeren und Salbei könnten dann im Napf landen.
Eine entscheidende Komponente fehlt in diesem Rezept allerdings. Es ist Hermetica illucens. Genauer gesagt deren Maden. Denn Hermetica illucens ist der lateinische Name der Schwarzen Waffenfliege. Und um genau diese Komponente geht es bei dem besonderen Hundefutter, das die beiden Studenten der Wirtschaftswissenschaften unter dem Firmennamen „Futterzeit“ bald auf den Markt bringen wollen.
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„Uns hat vor allen Dingen bewegt, dass der Fleischkonsum dramatische Folgen für unsere Umwelt hat. Etwa ein Fünftel der Treibhausgase entsteht durch Viehzucht“, erklärt Felix Bierholz. Wer nun argumentiert, man müsse primär den Fleischkonsum des Menschen verringern, der mag die Menge von etwa 164 Kilogramm Fleisch nicht kennen, die ein mittelgroßer Hund im Jahr frisst. Zum Vergleich: Der Verbrauch des Menschen liegt bei etwa 60 Kilogramm pro Jahr.
„Ich habe schon mit Menschen gesprochen, deren Hund ein Kilogramm Fleisch pro Tag frisst“, sagt Bierholz. An diesem Problem wollen die beiden Jungunternehmer also nun ansetzen. Auch ein weiteres Problem wollen sie mit ihrem Futter in Angriff nehmen: Immer mehr Hunde sind allergisch auf bestimmte Sorten Fleisch. Es müssen Alternativen gefunden werden. Das führt dazu, dass sogar Kamele und Strauße an Hunde verfüttert werden.
Auch Hunde brauchen Vitamin B12
Wer dann auf vegetarische Nahrung umstellen will, kann schnell vor der Herausforderung stehen, dass Hunde durch fehlendes Vitamin B12 Herzprobleme bekommen können. Das Vitamin kommt vor allen Dingen in Fleisch vor und ist auch in dem Futter enthalten, das die beiden Bochumer produzieren wollen.
Die Geschichte hinter dem Produkt: „Mein Mitbewohner Jonny hat ein Auslandsjahr in China gemacht, ich war in Südamerika. Als wir uns später über die Aufenthalte unterhalten haben, hat er mir erzählt, wie er in Peking Heuschrecken gegessen hat“.
Ausrangierte Lebensmittel bekommen einen neuen Zweck
Das habe Bierholz im ersten Moment ein wenig gewundert, „aber dann haben wir uns länger darüber unterhalten und auch über den Bericht der Vereinten Nationen, laut dem Insekten besonders nachhaltig sind. Da haben wir gemerkt, dass das in Deutschland gar nicht so verbreitet ist“.
Gezüchtet werden die Larven, die später zu einem Pulver gemahlen werden, auf einer Farm in den Niederlanden. Die Tiere wachsen relativ schnell und sind schon nach zwei Wochen bereit für die weitere Verwertung. Gefüttert werden sie mit Lebensmitteln aus der Überproduktion. Bedeutet: Lebensmittel, die sonst als Abfall entsorgt würden, erhalten so einen neuen Zweck
Produktion ist ausgelagert
Hergestellt wird das Futter von einem Produzenten in Zusammenarbeit mit Lebensmittelexperten und Tierärzten. Die ausgelagerte Herstellung hat für die beiden Unternehmer den angenehmen Vorteil, für die Produktion nicht selbst Maschinen kaufen oder Hallen mieten zu müssen.
Ab Anfang 2018 soll das Basisfutter namens „Alleskönner“ über einen Onlineshop verkauft werden. „Wir können uns allerdings auch vorstellen, es im Einzelhandel unterzubringen. Interessant wären natürlich auch Tierbedarfshandlungen und kleinere Märkte“, sagt Felix Bierholz. Geplant ist dann auch ein Welpen- und ein Diätfutter für Hunde, sowie möglicherweise auch ein Katzenfutter.