Herrscht hier in Bochum wirklich Friede, Freude, Eierkuchen?
Die Haldenstraße im Stadtteil Hamme wirkt mit ihren Altbauhäusern aufgeräumt und unscheinbar, als DER WESTEN vor Ort ist. Es gibt eine Kita, viele Bäume – und ein leerstehendes Wohnhaus, bedeckt von Transparenten, Flaggen und aufgemalten Symbolen.
Das Haus mit der Nummer 47 ist seit dem 15. Oktober von Aktivisten besetzt. An Aufgeben denkt hier keiner. Denn sie haben eine klare Forderung an die Diakonie, der das Haus gehört!
Bochum: Haus-Besetzer in Hamme!
Das Wohnhaus steht seit einiger Zeit leer, die Diakonie will das Gebäude abreißen und an der Stelle ein Behindertenwohnheim bauen. Genau das wollen die rund 30 bis 50 Aktivisten, die sich rund um die Uhr im Haus oder verwilderten Garten aufhalten, verhindern.
Stattdessen einen „Gemeinschaftsort für die Nachbarschaft“ aufbauen. Dass das Besetzen des Hauses eine Straftat darstellt, sei dabei kein Hinderungsgrund. Gegenüber DER WESTEN erklärt Aktivist Simon Wiesenthal: „Wir wollen hier auch auf die Wohnungsknappheit aufmerksam machen, gerade in dieser Krisen-Zeit. Es kann nicht sein, dass ein solches Gebäude seit Jahren leer steht und unbenutzbar wird.“
Aktivisten wollen „Ort der Vernetzung“ in Bochum schaffen
Lena B. (21), die ebenfalls das Haus besetzt und sich nicht fotografieren lassen will, erläutert weiter: „Es hat ein erstes Gespräch mit der Diakonie gegeben. Das Anliegen ist unterstützenswert, wir haben nichts gegen ein Behindertenwohnheim. Doch bis es hier steht, wird es lange dauern. Bis dahin wollen wir das Haus zu einem Ort der Vernetzung und der Feste machen.“
Was sich das Duo vorstellt: Menschen kommen vorbei, lernen die Besatzer und deren Anliegen kennen, man sitzt, isst und trinkt zusammen – ein Ort der Geselligkeit eben. Das die Besetzung eines Hauses eine Straftat darstellt, sei kein Hinderungsgrund.
Polizei Bochum mit Groß-Einsatz
Schon am ersten Tag der Besetzung sind Feuerwehr und Polizei angerückt, haben die verbarrikadierten Türen geöffnet. Der arbeitslose Simon Wiesenthal zu DER WESTEN: „Irgendwann ist die Feuerwehr nicht weitergekommen, weil sich der Dachboden nicht richtig öffnen ließ. Eine Räumung fand nicht statt.“
Zwar handele es sich möglicherweise um Hausfriedensbruch, doch der müsse vom Eigentümer, der Diakonie, angezeigt werden. Da das nicht passiert sei, ist die Polizei wieder abgerückt.
Aktivist: „Bei Haus-Räumung schießt sich Diakonie selbst ins Knie“
Bis dahin wollen Simon Wiesenthal und Lena B. auf jeden Fall bleiben. Der Mittzwanziger Wiesenthal sagt: „Wir essen und schlafen hier, auch wenn es nachts mal ungemütlich ist. Aber hier ist rund um um die Uhr jemand da, das Haus bleibt nicht unbesetzt.“ Und weiter: „Die Diakonie schießt sich selbst ins Knie, wenn sie das Haus gewaltsam räumen lässt und es dann wieder leblos und verlassen steht. Man muss hier einiges tun, wir verschönern gerade alles, damit sich auch Anwohner hier wohlfühlen.“
Die aber reagieren noch zurückhaltend. Ein Mann, der mit seinem Hund Gassi geht, zu DER WESTEN: „Man grüßt einander freundlich, aber richtig gesprochen habe ich noch nicht mit denen. Ich habe nichts gegen die Besetzung, aber nebenan würde ich nicht wohnen wollen.“ Bleibt abzuwarten, wie sich das Geschehen um „Haldi 47“ entwickelt… (mit cf)