Bochum.
Für die meisten Pflegekräfte dürfte dies zumindest eine kleine Freude sein: Denn der zweite Pflegebonus für Angestellte im Gesundheitssektor ist im Anmarsch.
Doch nicht alle Pflegekräfte werden davon profitieren. Eine Intensivpflegerin aus Bochum ist deswegen verärgert. Sie fordert eine gerechte Verteilung für den kompletten Pflegebereich, wie sie im Gespräch mit DER WESTEN äußert.
Bochum: Pflegerin hat jetzt DIESE Befürchtung zum Pflegebonus
Die Ankündigung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach kommt beim Pflegepersonal gar nicht gut an. „Der Pflegebonus sollte vor allem Pflegekräften bezahlt werden, die in der Corona-Pandemie besonders belastet waren“, fordert Lauterbach. Besonders wer ins „persönliche Risiko“ gehe, solle damit entlohnt werden. Dadurch hofft der SPD-Politiker auch einen höheren Betrag als im letzten Jahr auszahlen zu können.
Dafür haben viele Pflegekräfte kein Verständnis. Auch Pflegerin Anna (Name von der Redaktion geändert), die auf einer Intensivstation in Bochum arbeitet, findet diese ungleiche Verteilung nicht in Ordnung. Sie selbst hat keinen direkten Kontakt mit Corona-Patienten, nichtsdestotrotz ist auch sie seit der Pandemie deutlich mehr belastet.
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Das ist die Stadt Bochum:
- erste urkundliche Erwähnung im Jahr 890
- mit rund 365.000 Einwohnern (Stand: Dezember 2020) die sechstgrößte Stadt in NRW
- besitzt sechs Stadtbezirke
- Sehenswürdigkeiten unter anderen: Deutsches Bergbau-Museum, Kemnader See, Eisenbahnmuseum
- Oberbürgermeister ist Thomas Eiskirch (SPD)
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Ihre Einrichtung sei überlastet mit Corona-Patienten, die verteilt werden müssten. Dadurch würden andere Stationen zusammengelegt. „Wir haben die ganzen internistischen Patienten zusätzlich“, erzählt die Pflegerin im Gespräch mit DER WESTEN. Dazu käme Personal aus anderen Bereichen, die für ihre Station nicht geschult seien. Die bräuchten noch Einweisungen in die Geräte. „Das läuft alles nebenbei“, sagt Anna, denn für eine grundlegende Schulung im Vorhinein sei keine Zeit. Damit sei sie und ihr Team quasi „dreifach belastet“.
Sie befürchtet, dass ihre Station trotz der Mehrbelastung von dem zweiten Pflegebonus nicht viel abbekommen wir.
Bochum: Pflegerin fordert Bonus für alle – „gleich verdient“
Die Mitarbeiter in Annas Einrichtung erhalten laut Tarifvertrag eine gestaffelte Corona-Prämie, wie auch schon im vergangenen Jahr. Allerdings ist die jetzt ziemlich unübersichtlich, wie die Pflegerin findet. „Ich blick da gar nicht mehr richtig durch“, sagt sie ganz ehrlich. Wer nicht intensiv mit Corona-Patienten zu tun habe, bekäme nur 600 Euro. Eine nicht genauer definierte Gruppe allerdings 1.000 Euro. „Das ist für uns gar nicht so durchsichtig.“
Mit Blick auf den zweiten Pflegebonus wünscht sich die Pflegerin daher, dass Herr Lauterbach eine andere Richtung einschlagen würde. Sie ist dafür, dass dieser gerecht verteilt wird. „Ich finde, dass auch andere Bereiche eine Corona-Prämie verdient hätten.“ Und im Pflegebereich „sollte man den Unterschied nicht machen“. „Ein kleines Dankeschön“ habe hier jeder „gleich verdient“.
Doch ein Thema liegt ihr noch viel mehr am Herzen als die Zuzahlung.
Bochum: Pflegenotstand auch vor der Pandemie – Prämie nur „punktuelles Lochstopfen“
Die Pflegerin aus Bochum wünscht sich „von vornehinein mehr Wertschätzung“ gegenüber den Pflegekräften. Für sie sei der Pflegebonus nur ein „punktuelles Lochstopfen“, das eigentliche Problem würde dadurch nicht gelöst. Wie so viele in ihrer Branche möchte auch sie auf den Pflegenotstand aufmerksam machen. Der werde zwar aufgrund der Pandemie beschleunigt, war jedoch schon vorher da.
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„Im Moment trägt sich das ja noch irgendwie“, schätzt Anna die aktuelle Situation ein. Aber sie weiß auch, dass es sich ohne Handeln nicht von alleine bessern wird. In Zukunft werde es immer mehr alte Menschen geben, die betreut werden müssen. Dafür brauche man auch mehr Pflegekräfte. Sie ist besorgt, dass die Bonuszahlung schon alles sei, was in dieser Angelegenheit getan werde. Quasi als „Alibi“-Zahlung im Sinne von „wir sind unserer Pflicht nachgekommen“, wie sie erklärt.
Doch wenn das der Grund sei, dann finde sie diese Prämie „gar nicht notwendig“, weil es im Endeffekt nichts bringen würde. Sie wünscht sich für die Zukunft nicht unbedingt eine höhere Bezahlung, aber „mehr Ruhe- und Regenerationsphasen bei gleichem Gehalt“, was im Umkehrschluss mehr Geld bedeuten würde. (mbo)