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Bochum: Ukrainerin erlebt erste Weihnacht im Ruhrgebiet – DAS hatte sie sich ganz anders vorgestellt

Eine Mutter aus der Ukraine erlebte mit ihrem Sohn die ersten Weihnachten in Bochum. Es sollte anders werden als gedacht.

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© IMAGO / Future Image & Kate Kutsevol

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Vor einem Jahr hätte sich Kate Kutsevol (46) nicht vorstellen können, dass sie Weihnachten einmal in Bochum erleben sollte. Damals lebte sie noch in Vischgorod, einer kleinen Stadt bei Kiew. Doch im Frühjahr geriet die Hauptstadt plötzlich unter russischen Beschuss. Die 46-Jährige floh zu ihren Eltern nach Tcherkasy. Als die Lage immer gefährlicher wurde, schnappte sich ihren Sohn (14) und kehrte der Ukraine den Rücken.

Kurz vor der polnischen Grenze traf sie eine Mutter in ähnlicher Lage. Beide entschieden sich, ihre Flucht gemeinsam fortzusetzen. Weil ihre neue Freundin Kontakt zu Menschen in Bochum hatte, landete die Kunstfotografin schließlich mit ihrem Sohn im Ruhrgebiet. Dort sollte sie ungeahnte Gastfreundlichkeit erleben.

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So räumte ein Freiwilliger seine eigene Wohnung für die Kleinfamilie, berichtet Kate Kutsevol: „Er zog zu einem Nachbarn“, erinnert sie sich. „Wir sind unendlich dankbar für Obdach und Hilfe“, so die Ukrainerin. Seit ihrer Ankunft versuche sie nicht nur die Sprache zu lernen, sondern auch die deutsche Kultur zu verstehen. Dabei würden ihr immer wieder Unterschiede zum Leben in der Heimat auffallen.

So auch beim ersten Weihnachtsfest in Bochum, dass sich die 46-Jährige ganz anders ausgemalt hatte. Denn in der Ukraine spiele sich an Heiligabend und den Feiertagen viel mehr Leben auf den Straßen ab. In ihrer Heimatstadt träfen sich die Menschen in traditionellen Klamotten auf der Straße. Man besuche nicht nur die Familie, sondern auch Freunde und Nachbarn.

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Kate Kutsevol floh aus der Ukraine nach Bochum. Foto: Kate Kutsevol

„Dort singen wir Weihnachtslieder für sie. Und der Tradition nach sollen sie uns dafür Geld geben oder andere Geschenke machen“, erzählt Kate Kutsevol. Kinder würden es lieben und Erwachsene das Geld für wohltätige Zwecke spenden. Ein Brauch, denn sie auch an Weihnachten in Bochum aufleben lassen wollte. Dafür hätten die 46-Jährige und ihr Sohn extra Weihnachtslieder auf deutsch übersetzt. Doch niemand sollte sie am Ende hören.

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Denn alle ihre Bekanntschaften seien über die Weihnachtstage verreist. Um zu sehen, wie die Bochumer an Heiligabend feiern, sei sie gegen 20 Uhr mit ihrem Sohn aus dem Haus gegangen. Dabei sei sie überrascht gewesen, dass kaum jemand auf der Straße gewesen sei – und der Weihnachtsmarkt schon am 23. Dezember beendet wurde. Denn an den Weihnachtstagen sei in der Heimat besonders viel los auf dem Weihnachtsmarkt.


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Am Ende sei Kate Kutsevol in einem Gottesdienst gelandet. Dort habe sie die Atmosphäre schließlich sehr genossen. Es sei sehr gemütlich gewesen. „Ich finde es toll, dass in den Kirchen die Menschen während des Gottesdienstes sitzen und zuhören.“ Außerdem habe sie zwischen den Geistlichen und Gläubigen eine enge Verbindung gespürt: „Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Aber es war offensichtlich, dass zwischen ihnen Vertrauen, Respekt und eine ausgeglichene, gleichberechtigte Haltung zueinander bestanden.“ Fern der Heimat erlebte die geflohene Mutter aus der Ukraine also ein besinnliches Fest mit ihrem Sohn. Voller Dankbarkeit für die eigene Sicherheit – aber in großer Sorge um die Gesundheit der Familie in der Heimat.