- Zweiter Tag im Prozess gegen Marcel Heße
- Protokoll aus dem Verhör der Tatnacht wird verlesen
- Zuschauer schockiert
Bochum.
Der zweite Tag im Prozess gegen Marcel Heße wird die Zuschauer wegen der heftigen Details noch eine Weile beschäftigen. Polizist Markus N. (48) war im Zeugenstand und offenbarte grausame Details zu den Taten von Marcel Heße. N. hatte Heße in der Nacht nach dessen Festnahme drei Stunden lang verhört.
Heße sieht demnach keine Perspektive für sein Leben. Chancen auf einen ordentlichen Job habe er nicht gehabt – zu schlecht sei seine Mathe-Note gewesen, zu viele Fehlstunden habe er auf dem Zeugnis. Seine Familie ist gerade von Herne nach Gelsenkirchen-Schalke gezogen. Heße ist nach eigenen Angaben außerdem frustriert, weil er „computersüchtig“ ist und in der neuen Wohnung keinen Zugang zum Internet hat.
Marcel Heße beschließt, einen Menschen zu töten
Laut Vernehmungsprotokoll beschließt er deshalb zunächst, sich im leer geräumten Haus der Familie in Herne umzubringen. Zum ersten Mal in seinem Leben trinkt er zuvor Alkohol. Eine halbe Flasche Wein. Marcel Heße ist betrunken – sagt er selbst.
Versuche, im Badezimmer Grillkohle anzuzünden und am Kohlenmonoxid zu sterben, scheitern. Zuvor schrillen die Rauchmelder, die Heße mit einem Hammer zerschlägt.
Danach sei das Bad so verraucht gewesen, dass auch die zweite Idee – sich mit einem Toaster in die gefüllte Wanne zu setzen – daran scheiterte. Daher bezweifelt Polizist Markus N. die Suizid-Absicht: „Wer sich wirklich umbringen will, schafft das auch.“ Und tatsächlich: Den dritten Plan, sich mit einem Verlängerungs-Stromkabel aufzuhängen, verwirft Heße schon von vornherein.
Stattdessen beschließt er, etwas zu tun, das ihn in den Knast bringt. Er will einen Menschen töten.
„Der Erste, der mir die Tür aufmacht, den bringe ich um“
Der damals 19-Jährige geht zum Haus der Nachbarn. Er kennt nicht einmal den Nachnamen der Familie, obwohl er sieben Jahre nebenan gewohnt hat. Doch eine Sache ist für Heße klar: „Der Erste, der mir die Tür aufmacht, den bringe ich um.“
Als Heße klingelt, öffnet der neun Jahre alte Jaden die Tür. Seine beiden Brüder kommen erst später in den Flur. Heße gibt vor, Hilfe mit einer Leiter zu brauchen. Ein billiger Vorwand, um einen Menschen in das ehemalige Haus der Familie zu locken.
Heße denkt an zweiten Mord
Er habe kurz überlegt, ob er „aus 1 und 1 zwei“ machen werde und einen weiteren Menschen umbringt, so Heße im Verhör – zumal einer der Brüder seine Hilfe anbietet. Doch Heße entscheidet sich dagegen. „Wenn dann einer schreit, ist das doof“, gab Heße zu Protokoll.
Als er mit Jaden im ehemaligen Partykeller ankommt, versperrt Heße den Fluchtweg mit einer Leiter. Er steigt auf die Leiter, zieht ein Klappmesser – und sticht zu. In den Oberkörper, den Nacken – sogar ins Auge. Jaden schreit, wehrt sich. Heße hält den Neunjährigen fest, will verhindern, dass er schreit.
Entsetzen im Saal
Immer wieder sticht er auf den Jungen ein, stößt ihn zu Boden, hört einfach nicht auf. Als Jaden tot ist, fühlt Heße sich „wie im Film“. „Es fühlte sich nicht real an“, gibt er später zu Protokoll. Heße geht ins Obergeschoss, kommt kurze Zeit später zurück, um Fotos zu machen. Die schickt er dann per Whatsapp einem Freund.
Die detailreiche Schilderung des Mords löst bei den Zuschauern Entsetzen aus. Mehrere verlassen sogar den Saal. Nur einer bleibt völlig regungslos: Marcel Heße.