Bochum.
„Wäre ich doch mal hochgegangen“, sagt S. „Ich mache mir immer noch Vorwürfe.“
S. war eine Nachbarin von Christopher W., dem zweiten Opfer des mutmaßlichen Doppelmörders Marcel Heße. Am 7. März soll Heße seinen Bekannten Christopher in dessen Wohnung mit 68 Messerstichen brutal getötet haben.
„Im Flur habe ich lauten Streit gehört“
Die Wohnung von S. liegt unter der von Christopher W. Am Tag der Tat habe sie gegen 8 Uhr ihre Wohnung verlassen, um zur Arbeit zu gehen. „Im Flur habe ich gehört, wie sich oben zwei Männer laut streiten“, erzählt S. vor dem Landgericht Bochum.
Christopher habe öfter Besuch von Freunden gehabt. „Junge Leute streiten sich ja schon mal, ich konnte ja nicht wissen, dass …“, sagt S. und bricht mitten im Satz ab.
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Dass es so lautstark in der Wohnung zuging, sei ihr schon merkwürdig vorgekommen: „Sonst war es eigentlich immer ruhig.“
Einzelne Wörter habe sie nicht verstehen können, Hilferufe habe sie jedenfalls nicht vernommen, sonst hätte sie sofort die Polizei gerufen. „Ich wollte mich da auch nicht direkt vor die Tür stellen, das war mir unangenehm. Das sind so die alten Benimmregeln. Hätte ich mal lieber gelauscht, manchmal ist das besser“, sagt sie.
Zeuge macht sich Vorwürfe
Auch L., der im Nachbarhaus wohnt, hatte am Morgen des 7. März Verdächtiges gehört. An die Uhrzeit kann er sich nicht mehr ganz genau erinnern, aber weiß noch: „Ich konnte in der Nacht nicht schlafen und habe Playstation gespielt.“
Dann habe er Hilfeschreie gehört. „Das war krass. Jemand rief weinend: ‚Hilfe, warum hilft mir denn keiner?’“ Er habe „Mafia 3“ auf seiner Konsole gespielt. „Da schießt man halt ein bisschen rum und die Leute im Spiel rufen vielleicht auch schon mal nach Hilfe“, erklärt er dem Richter. Er sei sich nicht ganz sicher gewesen, ob der Schrei von draußen gekommen sei, oder aus dem Spiel.
„Ich bin in den Innenhof gegangen und habe nochmal gelauscht, aber da war dann alles ruhig“, sagt er. Im Nachhinein mache er sich Vorwürfe.