„Sie kennen sicherlich Marcel Heße“ – Der verstörende Anruf des Doppelmörders bei der Polizei
Doppelmörder Marcel Heße stellte sich am 9. März im Grill Thessaloniki in Herne
Er telefonierte selber mit der Polizei
Die Aufnahmen sind verstörend
Bochum.
Sieben Minuten dauert das Telefonat.
Ein Telefonat, das wegen seiner Skurrilität beinahe zum Schmunzeln bringen könnte, wenn es nicht eine so furchtbar grausame Vorgeschichte hätte.
Totenstille im Saal
Totenstille herrscht im Saal des Landgerichts Bochum, als aus den Lautsprechern eine Aufnahme des Gesprächs ertönt, das der mutmaßliche Doppelmörder Marcel Heße am 9. März vom Herner Grillimbiss Thessaloniki aus mit der Polizei führt.
„Ist da die Polizei? Sie kennen sicherlich Marcel Heße, oder?“, fragt Heße. Mit fester Stimme und in süffisantem Ton.
Pause am anderen Ende der Leitung. „Ja, in welchem Zusammenhang denn?“, sagt der Beamte in der Notrufzentrale.
„Kommt gleich ein Streifenwagen? Ich hab kein Geld dabei“
„Der ruft grad an, ich bin es“, sagt Heße. In einer Dönerbude gegenüber von Penny sei er, dort habe er sich ein Telefon geliehen.
„Kommt gleich ein Streifenwagen? Ich hab kein Geld dabei“, sagt Heße. Kein Geld für ein Taxi zur Polizeiwache? Das erklärt er nicht. Wie denn der Dönerladen heiße, fragt der Polizeibeamte.
Heße fragt die Besitzer, gibt dann aber den Hörer an die Besitzerin des griechischen Imbisses. Der Polizeibeamte spricht jetzt mit Prianafilia M., die am Freitag auch als Zeugin vor Gericht aussagt.
„Sie bleiben am Draht, ne?“
„Ist das wirklich der Mann, den wir suchen?“, fragt der Polizist sie damals. „Ich glaube nicht. Er trägt keine Brille und ist kleiner“, sagt M. am Telefon.
Dann soll sie ihren Namen sagen. Sie buchstabiert ihn, aber er klingt wohl zu fremd. „Wat?“, fragt der Polizist. Und Prianfilia M. sagt ihn noch einmal – während Marcel Heße immer noch seelenruhig im Grillimbiss steht.
Auch der Polizeibeamte in der Zentrale behält die Ruhe. „Sie bleiben am Draht, ne? Sie haben den immer noch im Blick, ne?“.
„Wie heißt der Grill? Akropolis?“
Mehrere Beamte seien unterwegs. Wie der Grill noch gleich heiße? Akropolis? „Nein, Thessaloniki. Wie die Stadt“, erklärt M..
Und dann geht alles unfassbar schnell. „Da sind drei Männer vor der Tür, sind das Polizisten?“, fragt sie. Der Beamte bejaht. Sekunden später sagt sie: „Jetzt haben sie ihn festgenommen.“
Ob sie damals Angst gehabt habe, will der Richter jetzt von ihr wissen. „Nein, nie. Ich hab ja gar nicht geglaubt, dass dieser junge Mann wirklich der Mörder ist. Ich komm klar.“