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Dortmund: Kunden schimpfen über Straßenbahnen – jetzt soll alles anders werden

DSW21 reagiert auf die anhaltende Kritik der Kunden. Die Fahrgäste in Dortmund werden das Innere der Bahnen kaum wiedererkennen..

Dortmund Stadtbahn DSW21
© IMAGO/Jochen Tack

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Zu hart, zu eng, zu unbequem. Solche Kritik hört das Unternehmen DSW21, das in Dortmund für den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) zuständig ist, oft. Die Mehrheit der Fahrgäste in den Stadtbahnen (Straßenbahnen) fühlt sich nicht wohl auf den ungepolsterten Sitzen. Das räumt DSW21 sogar selbst öffentlich ein. Zudem bieten die Sitze wenig Abstand zum Sitznachbarn. Das soll sich jetzt grundlegend ändern.

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DSW21 startet ein großes Projekt zur Verbesserung des ÖPNV in Dortmund. Das Verkehrsunternehmen baut sämtliche 47 Fahrzeuge der Niederflur-Flotte, die auf den beiden Ost-West-Linien U43 (Dorstfeld – Wickede) und U44 (Marten – Westfalenhütte) verkehrt, um. Und zwar nicht nach eigenen Vorstellungen, sondern nach den Wünschen der Fahrgäste.

Dortmund: 2.300 neue Sitze für Stadtbahnen

Die Bahnen in Dortmund bekommen neue Sitze, insgesamt 2.300 Stück. Diese haben eine 2,5 cm starke Polsterung unter den einfarbig roten Bezügen. Ausgewählt wurden sie nach einem Test. Fahrgäste konnten über mehrere Wochen hinweg unterschiedliche Sitze und Bezüge ausprobieren.

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Doch es bleibt nicht bei neuen Polstern. Die Anordnung der Sitze in den Bahnen wird komplett verändert. Zwei Sitzschalen – Mittelgang – zwei Sitzschalen: So sind die Bahnen vom Typ NGT-8 in Dortmund bislang aufgebaut. Die Fensterplätze bieten wenig Beinfreiheit, weil Lüftungskanäle die Karosserieverkleidung nach innen ausbeulen. Die beiden Sitze haben keinen Zwischenraum. Der Mittelgang ist sehr eng.

Breitere Gänge und neuer Sitz-Typ

Zwei Sitzschalen – Mittelgang – Mutter-Kind-Sitz. So sieht es nach dem Umbau aus. Die Fensterplätze rücken ein Stück von der Außenwand weg. Die beiden Sitze erhalten einen Zwischenraum. Die Durchgangsbreite im Mittelgang ist künftig großzügiger bemessen, die Haltestangen liegen weiter auseinander. Positiver Effekt: Man rempelt nicht ständig unbeabsichtigt jemanden an.

Dortmund: So sieht es in den umgebauten Stadtbahnen der DSW21 aus.
Dortmund: So sieht es in den umgebauten Stadtbahnen der DSW21 aus. Foto: DSW21

Weil die Fahrzeuge aber natürlich insgesamt nicht breiter werden, haben die Planer zu einem Kniff gegriffen: Auf einer Seite des Mittelgangs haben die Fahrzeuge künftig nicht mehr zwei vollwertige Sitze, sondern einen Mutter-Kind-Sitz. Der ist eineinhalbmal so breit wie ein normaler Sitz, also schmaler als zwei einzelne Sitze. „Ein Elternteil mit Kind, zwei Kinder oder auch ein etwas korpulenterer Erwachsener können sehr bequem darauf sitzen“, erklärt Ralf Habbes, Betriebsleiter bei DSW21. Er ist sicher, dass die Lösung bei den Fahrgästen in Dortmund gut ankommen wird, zumal der gesamte Innenraum der Stadtbahnwagen jetzt heller, moderner, luftiger wirke.

Dortmunder ÖPNV-Kunden kritisch: „Falsche Prioritäten?“

Das Echo der Kunden ist allerdings nicht nur positiv. Hier eine Auswahl von Kommentaren unter dem Facebook-Post der Stadt Dortmund:

  • „Das wurde aber auch höchste Eisenbahn! Solche Konstruktionsfehler (an der Größe/Breite/Anordnung der Sitze und Sitzgruppen ist ja wohl nix mehr zu machen?!) sollte man von vornherein vermeiden.“
  • „Jetzt noch die laut telefonierenden Fahrgäste raus, das wäre ein Anfang“
  • „Prinzessin auf der Erbse im Pott. Im städtischen Nahverkehr weltweit war die Polsterung der Sitze nie ein Problem. Falsche Prioritäten?“
  • „Das waren mal Holzbänke und wir haben es überlebt.“
  • „Mehrere Wagen wären cool, damit man morgens nicht wie Vieh zusammengedrückt wird. Die U47 ist immer total überfüllt.“
  • „Da können Kinder und Jugendliche noch besser ihre kranken Füße drauf ablegen. Achtung Ironie.“

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Der erste modernisierte „NGT-8“ – so heißt der Fahrzeugtyp – ist seit wenigen Tagen in Dortmund im Einsatz. Die weiteren folgen jeweils im Abstand von 14 Tagen. Denn zwei Wochen Arbeit stecken im Umbau jedes einzelnen Fahrzeugs. Gut eine Million Euro investiert DSW21 in die Maßnahme, die Mitte 2026 abgeschlossen sein soll.‌