Mehr als ein Jahrzehnt – so lange kämpft Ulrike Brings schon um ihre Rechte. Gefesselt an ihren Rollstuhl, will sie endlich fernab ein neues Leben beginnen, doch die Stadt Dortmund stellt sich ihr in die Quere.
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40 Jahre lang hat Ulrike ein ganz normales Leben geführt. Mit Mann und Kindern feiert sie im Juni 2006 noch ganz normal ihren Geburtstag. Ein halbes Jahr später wird ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt, wie sie nun den „Ruhr Nachrichten“ berichtet.
Dortmund: Frau erleidet Schicksalsschlag
Bereits 10 Jahre zuvor, wurde im Laufe ihrer zweiten Schwangerschaft die Fehlbildung eines Blutgefäßes im Hirn, ein sogenanntes Angiom, festgestellt. Kurz nach ihrem 40. Geburtstag wird sie schließlich am Kopf operiert. Die OP läuft anders als geplant und Ulrike erleidet einen Schlaganfall. Die Folge: Ein halbes Jahr im künstlichen Koma, eine halbseitige Lähmung der linken Körperhälfte und schließlich die Prognose, lebenslänglich auf den Rollstuhl angewiesen zu sein.
Als sie 2008 in ihr vorheriges Leben versucht zurückzukehren, ist nichts mehr wie es war. Ihr Mann lässt sich von ihr scheiden, der Kontakt zu ihren Kindern bricht ab. Plötzlich ist sie nicht mehr die glückliche Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht, sondern auf externe Hilfe angewiesen.
Unzählige Hindernisse stehen ihr entgegen
Das Leben legt ihr unzählige Steine in den Weg. Aufgrund ihrer Einstufung in den Pflegegrad 3, steht ihr zwar eine Haushaltshilfe zu, jedoch erklärt sich bislang kein Pflegedienst dazu bereit zu ihr nach Brackel zu kommen. Auch eigenständig Straßenbahn fahren gestaltet sich schwierig. Viele Hindernisse stehen ihr und ihrem Rollstuhl in Dortmund im Weg. Hindernisse, die sie nicht überwinden kann.
„Ich bin erst 56 Jahre alt und möchte selbstbestimmt meinen Alltag gestalten,“ äußert sie gegenüber den „Ruhr Nachrichten“. Die besten Chancen dafür sieht sie im hohen Norden am Timmendorfer Strand. Dort möchte sie nochmal von vorne anfangen. Gesunde Seeluft und eine behindertengerechte Infrastruktur, in der sie selbständig sein kann. Das Einzige, was sie von ihrem neuen Leben jetzt noch trennt, sind die Behörden.
Die Stadt Dortmund argumentiert dagegen
1800 Euro monatlich. Das würde ihr Aufenthalt an der Ostsee kosten. Ihren eigenen Kalkulationen zufolge, die sich aus dem Anspruch auf Pflegeleistungen, Eingliederungshilfe und einem Antrag auf Kostenübernahme ergeben, sollte sie diese Summe zusammenkriegen. Seit neun Jahren machen ihr die Behörden jedoch einen Strich durch die Rechnung. „Die Stadt Dortmund hat mich als Geisel genommen“, beklagt sie. Das Dortmunder Sozialamt argumentiert anders: Sie wollten helfen und haben mit der vor Ort zuständigen Behörde Kontakt aufgenommen, um sich nach preiswerten Wohnmöglichkeiten umzuschauen. Dabei sind sie auf Angebote der Unterkunft für 579 Euro gestoßen, was weit unter dem von Ulrike geforderten Satz von 1800 Euro liegt.
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Alle Bürger, egal, ob körperlich eingeschränkt oder nicht, haben ein Recht darauf ihren Wohnort frei zu wählen. Ulrike hält trotz des Gegenwindes an ihrem Plan fest und hat bereits einen Auftrag auf Eingliederungshilfe gestellt, doch bis zu dessen Bewilligung bleibt ihr nur eins: Abwarten.