Nächste Enthüllung im Fall des von der Polizei Dortmund erschossenen Mouhamed D. (†16). Die tödlichen Schüsse auf den 16-Jährigen werden nicht nur polizeiintern aufgearbeitet, sondern auch vor dem NRW-Landtag.
Hier sind nun Details eines vertraulichen Berichts vorgetragen worden. Sie geben Hinweise darauf, wie es um den unbegleiteten Flüchtling kurz vor der Eskalation im Innenhof einer Jugendeinrichtung in Dortmund stand.
Dortmund: Vertraulicher Bericht über Mouhamed D. veröffentlicht
Demnach soll der 16-Jährige keineswegs akut selbstmordgefährdet gewesen sein. Zwar war der 16-Jährige in der Nacht zum 7. August aufgetaucht. Dort teilte der unbegleitete Flüchtling den Beamten mit, dass er sich eventuell etwas antun wolle. Ein anschließender Aufenthalt in einer Klinik für Jugendpsychiatrie ergab allerdings eine andere Situation.
Durch einen Französisch-Dolmetscher sei dort eine „vertiefte“ Untersuchung möglich gewesen. Dort habe sich der Jugendliche von Selbstmordgedanken „klar distanziert“. Weil es keine Anzeichen für Eigen- oder Fremdgefährdung gegeben habe, sei ein zwangsweiser Aufenthalt nicht angebracht gewesen.
Stattdessen habe der Senegalese gesagt, dass er in seine Heimat zurückwolle. Über den Dolmetscher habe man versucht, dem verzweifelten Mouhamed D. zu helfen.
Eskalation in Dortmund: Polizei erschießt Jugendlichen
Am nächsten Tag schlug der Betreuer einer Jugendhilfeeinrichtung im Dortmunder Norden schließlich Alarm. Dort hielt sich der 16-Jährige eine 15 bis 20 Zentimeter lange Klinge an den Bauch.
+++ Dortmund: Eröffnung von Dönerladen eskaliert komplett – Polizei muss eingreifen +++
Die Polizei wurde wegen des drohenden Suizidversuchs gerufen. Der Einsatz sollte komplett außer Kontrolle geraten (mehr hier). Die Beamten setzten erst Pfefferspray und Taser ein. Am Ende starb Mouhamed D. durch vier Kugeln aus einer Maschinenpistole.
Mehr zum Fall Mouhamed D. aus Dortmund:
- Überraschende Wende – Polizei-Schüsse auf Mouhamed D. (†16) wurden doch aufgezeichnet!
- Reul geht auf Distanz nach tödlichem Polizei-Einsatz in Dortmund – „Zunehmend Zweifel“
- Neue Details nach Tod von 16-Jährigem in Dortmund – Pfefferspray war längst abgelaufen
Seitdem sind viele Fragen offen: Wie konnte der Einsatz so eskalieren? Ging von dem Jugendlichen überhaupt Gefahr aus? Warum wurde kein Dolmetscher hinzugeholt? Und warum waren die Bodycams ausgeschaltet? Die eingesetzten Polizisten stehen seitdem schwer in der Kritik. Einer der Beamten ist suspendiert, andere strafversetzt (mehr hier). (mit dpa)