Dortmund.
Der Fall macht einfach sprachlos und betroffen. Ein Mann aus Castrop-Rauxel soll seinem erst elfjährigen Sohn Drogen verabreicht haben und ihn auf einem Rastplatz zum Missbrauch angeboten haben. Am Dienstag, 24. September, begann der Prozess vor dem Landgericht Dortmund.
Es ist der erste Prozesstag am Landgericht Dortmund. Ursprünglich hatte die Behörde drei Verhandlungstage angesetzt. Diese Zahl wurde nun auf fünf Tage erhöht. Und obwohl der Angeklagte noch keine Aussage machte, waren die Berichte der Zeugen erschreckend.
Dortmund: Prozessauftakt nach Horror-Tat
Der 38-jährige Angeklagte Emiliano V. betritt den Saal mit einer Akte vor dem Gesicht, trägt Handschellen. Er will nicht gefilmt werden. Als die Staatsanwaltschaft die Anklageschrift vorliest, ist es totenstill.
Denn das, was am 27. März dieses Jahres passiert sein soll, ist einfach unvorstellbar. Mit Kokain soll der 38-Jährige seinen Sohn betäubt haben und auf einem Rastplatz an der A42 bei Castrop-Rauxel zwei Männern zum Sex angeboten haben.
„Ey, willst du Sex mit Kind?“
Der erste von ihnen lehnt ab und ruft wenig später die Polizei. Der Gelsenkirchener ist am ersten Prozesstag als Zeuge vorgeladen. Er sei von einem Essen mit Freunden alleine auf dem Rückweg gewesen, als er nach dem Toilettengang auf der Raststätte plötzlich mit „Ey, willst du Sex mit Kind?“ angesprochen wurde.
Völlig perplex habe er darauf nur geantwortet: „Verpiss dich.“ Doch wenig später beobachtet er einen weiteren Mann, der vom 38-Jährigen angesprochen wird.
Zeuge beobachtet weiteren Autofahrer
Als er sieht, wie der andere Autofahrer auf der Toilette verschwindet und der Angeklagte seinen Sohn aus dem Auto ebenfalls dorthin bringt, ruft er die Polizei. Dort gibt er Kennzeichen und Beschreibung der beiden Männer durch.
Neben dem Angeklagten soll ein etwa 55-jähriger Mann von kräftiger Statur die Sanitäranlage betreten haben.
10 bis 12 Minuten sollen beide Männer und das Kind auf der Toilette verbracht haben. Die Staatsanwaltschaft nennt konkrete sexuelle Handlungen, die der kleine Junge über sich ergehen lassen musste.
Angeklagter wirkt ruhig und gefasst
Der Zeuge berichtet, er wisse nicht, was sich auf der Toilette abgespielt habe. Trotzdem sei er von der Sache sehr mitgenommen und habe lange gebraucht, um alles zu verarbeiten. Der Richter fragt ihn, warum er nicht eingeschritten sei. Der 53-jährige Zeuge antwortet, dass er sich in diesem Fall wohl nur schwer unter Kontrolle gehabt hätte.
Die zweite Zeugin des ersten Prozesstages ist eine 37-jährige Polizisten, die bei der Festnahme des Mannes im März dabei gewesen ist. Sie beschrieb den Angeklagten bei der Konfrontation mit den Vorwürfen als sehr ruhig und gefasst.
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Auch während des gesamten ersten Prozesstages verzieht der Mann keine Miene. Beugt sich nur gelegentlich kurz vor, um mit seinem Anwalt zu reden.
Laut Zeugin habe der Tatverdächtige erzählt, er sei mit seinem Sohn lediglich auf einer Spazierfahrt. Der Sohn im Inneren des Wagens hätte dies durch Nicken bestätigt.
Freitag wird Prozess fortgesetzt
Am Freitag soll der Prozess fortgesetzt werden. Dann soll auch der Angeklagte vor Gericht aussagen. Der Anwalt des Mannes kündigte jedoch an, einen Antrag stellen zu wollen, damit die Aussage seines Mandantenunter unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Der Richter wollte sich noch nicht festlegen, ob er dem Antrag stattgeben wird.
Die weiteren Verhandlungstage nach dem 27. September sind Donnerstag, 17. Oktober, Montag, 4. November und Freitag, 22. November. (dav)