Worin für viele Menschen der besondere Reiz liegt, vor allem am Sonntag gerne einkaufen zu gehen, ist wohl schwer zu ergründen. Tatsache ist aber, dass der Handel bei solchen Sonderöffnungszeiten in der Regel mit einer Masse Zuspruch rechnen kann. Dabei gibt es verkaufsoffene Sonntage noch gar nicht so lange, wie man gemeinhin glaubt. Auf Antrag genehmigt öffneten die Geschäfte in Duisburg erstmals 1993. Anlass dazu gab damals die offizielle Eröffnung des ersten Teilabschnittes der U-Bahn. In den Folgejahren verhinderten vor allem Gewerkschaften und Kirchen, dass der verkaufsoffene Sonntag zu einer Dauereinrichtung wurde. Allerdings nicht lange. 1996 stellte der Niederrheinische Einzelhandelsverband (EHDV) den ersten Sammelantrag für die Öffnung der Geschäfte am Sonntag und erhielt die Genehmigung.
Heute ist das kein Thema mehr. Sammelanträge für verkaufsoffene Sonntage gehören für den Verband zum Alltag. Für Duisburg stehen, vorbehaltlich der Zustimmung durch den Rat der Stadt, 22 Sonntagsöffnungen an 11 Terminen im Kalender für 2015.
Das ist in der Summe die gleiche Zahl wie in den Vorjahren. Allerdings haben Huckingen und Ruhrort diesmal keine Sonntagsöffnung beantragt. Dafür wird es in Buchholz und Neumühl drei statt der bislang zwei verkaufsoffenen Sonntage geben. Schon in den zurückliegenden Jahren haben verschiedene Stadtteile verzichtet. „Die ersten, die abgesprungen sind, waren die Hochfelder. Und das tut mir schon sehr weh“, gesteht Wilhelm Bommann, Hauptgeschäftsführer des beantragenden EHDV. Für ihn ist das ein schlechtes Zeichen. „Wenn wir das nicht mehr hinkriegen, diesen Zusammenhalt von Kaufmannschaft, Vereinen, Kirchen und Chören, die sich früher an Stadtteilfesten beteiligt haben und so den Rahmen für einen verkaufsoffenen Sonntag geschaffen haben, dann geht ein Stück Identifikation mit dem Stadtteil verloren. Ich empfinde das als verloren gegangenes Selbstbewusstsein der Stadtteile.“ Außer Hochfeld hat auch Beeck, das die Kirmes immer für einen begleitenden verkaufsoffenen Sonntag genutzt hat, inzwischen auf einen Antrag verzichtet.
Nun also Huckingen und Ruhrort. Dass der Hafenstadtteil neuerdings Verzicht übt, kann Bommann zum Teil verstehen: „Der verkaufsoffene Sonntag war immer gekoppelt an das Hafenfest. Und die Kaufmannschaft dort hat sich immer viel Mühe gegeben, die Menschen in die Altstadt zu ziehen. Aber das Gros der Leute hat sich lieber an der Mühlenweide aufgehalten. Da hat sich die Sonderöffnung für die Geschäftswelt nicht gelohnt.“ In Huckingen sei der Handel immer eine Verbindung mit einem Bauernmarkt eingegangen. Bommann: „Aber das war sehr auseinandergezogen. Es ist wirklich schwierig, das kompakt mit einem Stadtfest zu bespielen.“
Die verkaufsoffenen Sonntage sind laut Bommann ein Import aus den Niederlanden, wo es ein liberaleres Ladenschlussgesetz als in Deutschland gibt. Nachdem das Ladenschlussgesetz auch hierzulande gelockert worden war, gab es auch in den ersten Jahren danach in den Duisburger Stadtteilen 24 bis 25 Termine. „Damals machte jeder Stadtteil seine eigenen verkaufsoffenen Sonntage, ohne Konkurrenz mit anderen Stadtteilen“, erinnert sich Bommann. Inzwischen sind die Termine vom Gesetzgeber auf jährlich elf begrenzt. Da sind Überschneidungen unvermeidbar.
Für den Bommann gibt es drei gute Gründe, auch in den Stadtteilen am Sonntag die Läden zu öffnen: „Das ist erstens ein Ausdruck von Selbstbewusstsein. Zweitens ist es eine Gelegenheit für die Kaufmannschaft, sich als Gemeinschaft der Handelsunternehmen im Stadtteil zu präsentieren. Und drittens geht es natürlich darum, Umsätze zu machen.“ Und das sei umso wichtiger, als sich das Geschäft in den vergangenen zehn, zwölf Jahren zunehmend vom stationären auf den Internet-Handel verlagert habe.