Veröffentlicht inDuisburg

Duisburg: Das verheißt nichts Gutes – werden bald noch mehr Arztpraxen schließen?

In Duisburg stehen viele Arztpraxen auf der Kippe. Eine Ärztin hat bereits aufgegeben und verrät, wie es um den Rest steht.

Duisburg steht kurz vor einem Versorgungsengpass. (Symbolbild) Foto: IMAGO / Westend61

Wenn du die Worte Duisburg und Hausarzt in die Suchmaschine eingibst, dann spuckt sie dir noch mehrere Ergebnisse aus – mit Betonung auf „noch“. Denn das könnte sich schon in wenigen Jahren schlagartig ändern.

Eine Entwicklung, die sich schon seit einiger Zeit anbahnt, spitzt sich aktuell immer weiter zu und das ist der demografische Wandel bei den Hausärzten. Die werden zunehmend älter, doch der junge Nachschub fehlt. Die Folge: Immer mehr Praxen schließen. Die von Duisburgs Internistin Dr. med. Gabriele Renner ist eine davon.

Duisburg: Schlechte Nachricht für Patienten – „Über 30 Jahre“

Ich hatte im November 2021 wegen einer schweren Erkrankung meines Ehemannes und aufgrund meines Alters konkret über eine Beendigung meiner Praxistätigkeit nachgedacht“, erzählt Dr. Renner in einem Interview mit DER WESTEN. Da die Suche nach einem Nachfolger aktuell nicht leicht sei, hatte sie auf Empfehlung eines Bekannten hin Kontakt zu einer interessierten Allgemeinmedizinerin hergestellt.

+++ Duisburg und Oberhausen: Arztpraxen am Limit! „Müssen unsere Leistungen einschränken“ +++

„Nach allerhand Bürokratie sagte sie dann Ostern 2022 leider ab.“ Doch stand da bereits der 30. Juni 2022 als Ende für die Praxis in der Liliencronstraße in Neudorf fest. Die Enttäuschung war groß, musste Dr. Renner doch ihre treuen Patienten vertrösten. „Die Patienten waren überwiegend betroffen, aber auch verständnisvoll wegen der Gründe für meine Praxisaufgabe. Viele waren seit über 30 Jahren in meiner Betreuung und es haben sich auch Berührungspunkte außerhalb der Medizin ergeben.“ Zu ihren Patienten gehörten vor allem ältere Menschen mit teils mehreren chronischen Erkrankungen, die dringend betreut werden mussten.

+++ Maskenpflicht in NRW: Experten fordern Ende in Arztpraxen – Mediziner mit überraschendem Statement +++

Ärzte in NRW im Durschnitt über 60

Die Internistin klingelte bei ihren Kollegen durch und nur ein, zwei Monate nach der Schließung hatten viele ihrer Patienten bereits Termine bei anderen Hausärzten in der Umgebung. Doch ist die nun in Rente gegangene Ärztin nicht die einzige mit dem Problem und wird es in Zukunft auch nicht bleiben. „Ich weiß, dass eine andere Kollegin nach vielen Jahren der Suche in diesem Jahr ebenfalls ohne Nachfolger schließen wird“, gibt sie zu bedenken. Und auch weitere Praxen in NRW wird dies zukommen.

„Der Altersdurchschnitt der niedergelassenen Hausärzte ist in NRW über 60 Jahre alt.“ Das bedeutet, dass schon jetzt viele Ärzte kurz vor der Rente stehen und sich nach Nachfolgern umsehen müssen. Gäbe es da nicht ein großes Problem. „Es gibt zu wenige Interessent*innen, weil viele Angst vor der Selbstständigkeit haben, die Kosten und Aufgaben scheuen“, weiß Dr. Renner.

Duisburg: Ärztin fordert Veränderung

Das sei aber auch ein gesellschaftliches Problem, argumentiert die Internistin. Es würden einerseits zu wenige Ärzte ausgebildet, auf der anderen Seite wären darunter auch noch zu wenige Frauen. Die würden dann häufig nur in Teilzeit arbeiten, weil sie sich um die Familie kümmern würden. „Hier hat sich leider in den letzten Jahrzehnten trotz Emanzipation nicht viel getan.“


Mehr Themen:


Also fehlen einmal ausgebildete Ärzte, um die Lücken zu füllen. Zudem sei das Image des Hausarztes nicht das Beste unter den Studierenden. „Das Wort Basisarzt ist abwertend und erweckt wenig Interesse bei Studierenden, dabei ist der Hausarzt meist der besser informierte, besser ausgebildete und wichtigere Ansprechpartner für die Patienten“, weiß Dr. Renner.

Duisburg zählt nach Essen zu den größten Städten NRWs, denn hier leben etwa eine halbe Million Menschen laut einer aktuellen Statistik (Statista). Sollte das Problem des Praxisschwindens zunehmen, könnte es zu Versorgungsengpässen kommen, befürchtet auch die Ärztin. Darum stellt sie nun eine Forderung. „Wir sollten mehr Ärzt*innen ausbilden, bessere Ausbildungsbedingungen für ein angemesseneres Gehalt schaffen und für eine gute Kinderbetreuung sorgen. Das ist immer noch der Hauptgrund für eine Teilzeittätigkeit.“