Im Norden von Duisburg gibt es viele Brennpunktviertel. Auch in Neumühl leben viele Kinder in Armut und ihre Eltern haben oft drängendere Sorgen als die gesunde Ernährung ihrer Kinder.
Genau da setzt ein etabliertes Hilfsprogramm an. Die Kinderlernküche in der Holtener Straße soll ein Platz für diejenigen sein, die nicht wissen, wie gesundes Kochen funktioniert. Oder die nicht genug Geld haben, um das zu lernen. Kinder aus Duisburg können sich hier für wenig Geld ausprobieren und Essenzielles für ihr weiteres Leben lernen.
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DER WESTEN war vor Ort und hat mit dem Koch der Lernküche, Jamil Maamo, über gesunde Ernährung und die Relevanz für Kinder gesprochen.
Duisburg: Koch bietet Kurse für Kinder an
Die Kochkurse in der Kinderlernküche werden von dem Projekt Lebenswert und dem KiPa-cash-4-kids Kinderhilfeprojekt getragen. In mehreren Gruppen von drei bis sieben Kindern wird je nach Wochentag ein anderer Schwerpunkt gelehrt. An einem Tag ist Backen dran, an einem anderen Tag gesundes Kochen und mittwochs können die Teilnehmer einen Ernährungsführerschein erhalten. Dabei lernen sie, was Kohlenhydrate, Fette und Proteine sind, worin sie enthalten sind und was der Mensch so zum Überleben braucht.
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Donnerstags findet der Vollwert-Kurs statt. Die Teilnehmer zwischen acht und elf Jahren sollen hier auch wichtige ernährungstechnische Fakten lernen. Koch Jamil Maamo möchte ihnen beibringen, wie man Gemüse wäscht, schält und verarbeitet, aber auch, wie Vitamine beim Kochen erhalten bleiben. Ursprünglich kommt er aus Syrien und lässt deshalb immer wieder Gewürze aus der Heimat mit einfließen. Der zweifache Vater bietet auch Kochkurse für Erwachsene an.
Kinderkochkurse zeigen Wirkung – „Hat sich gut entwickelt“
Heute im Vollwertkurs machen die Kinder Omelett, weil sie sich das in der vorherigen Woche gewünscht haben. Das Eigericht wird mit Gewürzen, Tomaten und Schwarzbrot abgerundet. Die verwendete Petersilie kommt aus dem eigenen Hochbeet. Drei Kinder sind dabei, Phil, Leandro und Giulie. Die Achtjährige hat erst einmal Blätter zum Malen für alle mitgebracht, als Zeichen ihrer „Gastfreundschaft“, wie sie es selbst ausdrückt. Damit dürfen die Kinder starten, bevor es ans Kochen geht.
Barakat Murad begleitet und unterstützt das Projekt als sozialpädagogische Hilfskraft. Der 38-Jährige hat selbst vier Kinder, ist Informatiklehrer und leitet zudem die projektinterne Fahrradschule. Er freut sich sehr über das Projekt und sieht bereits erste positive Veränderungen dadurch. Vor allem bei dem hyperaktiven Phil hätte sich viel getan. „Der hat sich gut entwickelt.“ Sein Aufmerksamkeitsdefizit mache es ihm schwer, sich an Regeln zu halten. Doch mittlerweile könne er sich auch für seine Fehler entschuldigen und sich besser auf den Kurs konzentrieren, ohne alle anderen abzulenken.
Duisburg: Pädagoge zieht Fazit – „Bekomme viel Energie“
Und auch von den Eltern der Kinder kommt immer wieder positive Rückmeldung, freut sich Murad. In einer Whatsapp-Gruppe steht er im regen Austausch mit ihnen. „Die schicken uns dann immer ganz stolz die Ergebnisse von zu Hause. Ich selber bekomme viel Energie, wenn ich die Rückmeldung von den Eltern bekomme.“
Doch nicht alle Eltern seien so enthusiastisch. Viele würden den Rat und die Tipps von Koch Jamil nicht annehmen. Über die Kinderkochkurse versucht er auch an sie zu appellieren, die gesunde Ernährung und das Kochen mit frischen Zutaten zu Hause fortzusetzen. „Ihr seid die Lehrer“, sagt er ihnen. Auch was das Geld angeht, sieht er dabei kein Problem. „Viele denken, gesund ist teurer, aber da stimmt gar nicht. Jeder kann gesund kochen.“
Duisburg: Klares Urteil der Kinder – „Du bist der beste Koch“
Die Kinder dürfen nach dem Kochen ihre Kreationen probieren. Das Urteil ist eindeutig: Es schmeckt, aber Rührei ist immer noch am besten. Phil würde es aber auf jeden Fall noch mal kochen. „Du bist der beste Koch“, sagt der Elfjährige zu Jamil. Giulie und Leandro wollen ihren Eltern an ihrem Erfolg teilhaben lassen und packen die Reste in eine mitgebrachte Dose.
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Danach dürfen die Kinder noch ein bisschen draußen spielen, bevor sie mit dem Koch gemeinsam rekapitulieren, was sie heute alles gemacht haben. Murad findet diese Freiheiten ganz wichtig. „Die lernen in der Schule sechs Stunden am Tag mit nur wenig Pause. Das ist purer Stress für Kinder.“ Ein bisschen Druck wäre in Ordnung, aber sie bräuchten auch viel Zeit. Er will sie nicht mit „Wissen erdrücken“, „damit sie das auch mit nach Hause nehmen können“. Denn genau das ist das Ziel, dass die Kinder lernen, auch zu Hause zu kochen, betont auch der Maamo.
Am Ende räumen alle zusammen auf und verabschieden sich bis zur nächsten Kochstunde. Die Kurse gehen jeweils über fünf Wochen à zwei Stunden. Für insgesamt zehn Stunden müssen die Eltern 15 Euro bezahlen, da sind alle Materialien, der Unterricht und die Betreuung mit inbegriffen. Weiterführende Informationen findest du auf der Webseite von Pater Tobias und dem Projekt Lebenswert.