Wenn dir der Arzt sagt, dass du Krebs hast, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder du ziehst dich zurück oder du kämpfst. Letzteres hat Yadigar Karaarslan aus Duisburg getan. Als sie die Diagnose im Alter von 40 Jahren bekam, hatte sie bereits drei Kinder.
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Wegen ihnen wollte und konnte sie nicht aufgeben. Mit ihrer Geschichte inspiriert sie auch andere Frauen in Duisburg und hilft ihnen, mit der Krankheit zu leben. An ihrer Seite Gülsen Akbulut, die ebenfalls mit DER WESTEN sprach. Auch sie hat Einiges hinter sich (hier mehr).
Duisburg: Mutter nach Krebsdiagnose – „Musste für die Kinder stark bleiben“
Die Diagnose bekam sie in der Blüte ihres Lebens. „Ich war 40 und habe mich wie 80 gefühlt. Ich war immer so erschöpft“, erzählt sie DER WESTEN. Dass sie zu dem Zeitpunkt drei Kinder hatte, habe sie allerdings nicht zusätzlich geschwächt. „Ich musste ja für die Kinder stark bleiben. Das hat auch motiviert.“
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Ganz alleine wollte sie die Zeit jedoch nicht durchstehen und suchte deshalb Anschluss bei einer Duisburger Selbsthilfegruppe. Eines bemerkte sie allerdings schnell: Es gab überhaupt keine Angebote für türkische Frauen. „Was machen wir mit denen, die nur Türkisch sprechen können?“, fragte sie sich.
Duisburg: Krebskranke gründet eigene Selbsthilfegruppe
Bei einer Kur traf sie dann auf Birsen Vatan. Zusammen gründeten sie eine eigene Selbsthilfegruppe – für türkische Frauen. Diese trifft sich nunmehr seit acht Jahren im Quartiersviertel in Hamborn am Goetheplatz – und zwar jeweils am ersten Mittwoch im Monat. Eigentlich sind sie zu acht, doch eine Frau ist bereits verstorben.
„Sie hatte mit 32 schon Brustkrebs und ist mit 54 Jahren gestorben“, erzählt Yadigar gerührt. „Sie war so lebensfroh.“ Bei der Beerdigung war die ganze Gruppe dabei. „Es war sehr traurig. Ihre Familie hat uns angesprochen und noch einmal betont, wie wichtig wir ihr waren. Wir seien für sie ebenfalls wie Familie gewesen.“
Stricken gegen die Angst
Eine andere Frau sei aktuell so krank, dass sie nicht mehr zum Treffen kommen könne. Sie habe einen Hirntumor direkt im Sprachzentrum, zöge sich immer weiter zurück und wolle auch nicht zu Hause besucht werden. Dabei machen die Mitglieder das auch gerne außerhalb der Treffen – zur seelischen Unterstützung. „Die macht komplett zu“, bedauert Birsen. Doch gezwungen werden soll hier niemand.
Bei den Treffen geht es auch nicht nur um die Krankheit, erklärt die jetzige Leiterin Gülsen Akbulut. „Wir unternehmen auch privat viel miteinander.“ Und dank der Förderung des Programms können die Frauen auch Infotage von Ärzten besuchen, in Museen gehen oder auch bei den Treffen kreativ werden und zum Beispiel stricken.
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„Stricken ist wie eine Therapie“, sagt ein Gruppenmitglied. Denn dann würden sich die Gedanken nur noch darauf konzentrieren, was die Hände machen. Und so könne sie selbst innerhalb der Selbsthilfegruppe mal kurz abschalten und an etwas anderes denken als ihre Krankheit.