Tarik S. (29) aus Bielefeld ist Deutsch-Ägypter und auch unter dem Alias Ibn Osama al-Almany bekannt. Der Dschihadist bekannte sich vor knapp zehn Jahren zur Terrormiliz “Islamischer Staat“ (IS) und soll nun auch ein Attentat in Duisburg geplant haben.
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Seine Mutter und ein Mitglied seiner ehemaligen islamischen Gemeinde gaben in der Vergangenheit mehrfach Interviews, nachdem Tarik S. nach Syrien auswanderte. Gab es damals schon Hinweise auf mögliche Angriffe auf seine Heimat Deutschland?
Duisburg: Erste Anzeichen einer Radikalisierung
Jürgen Schmidt, Kassenwart des Islamischen Zentrums Bielefeld, hatte im Jahr 2014 ein Interview über Tarik S. gegeben, das von der islamischen Gemeinde veröffentlicht wurde. Ich habe ihn kennengelernt als zurückhaltenden, schüchternen Jungen. Das ist das Erschreckende an der Geschichte.“ Er war ihm als kritischer Mensch aufgefallen. Damals stellte er alles infrage, unter anderem auch die Lesart des Korans.
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Das führte schnell zu Auseinandersetzungen. Als Prediger in einer Bielefelder Moschee brachte Tarik S. sein Gedankengut mit in diese Gemeinde. Weil er seine Berufsausbildung abbrach, bat man ihm ein Praktikum an, doch auch das gab er nach wenigen Wochen auf. Waren das schon erste Anzeichen für seine Radikalisierung?
Schmidt: „Nicht jeder junge Mann, der sich einen Bart wachsen lässt und die Lesart des Korans hinterfragt, hat zwangsläufig radikale Tendenzen. Es ging mehr darum, dass er sich immer mehr zurückgezogen hatte.“
„Er war nicht mehr zugänglich“
Plötzlich fand Tarik S. seine eigenen Anhänger. „Es gab eine Gruppe von drei, vier jungen Männern, die sich Tarik angeschlossen hatten. Junge Männer suchen in diesem Alter sehr stark nach klaren Wahrheiten und absolut Falschem. Tarik stand für deutliche Aussagen, die inhaltlich aber nicht richtig waren“, erzählte Schmidt weiter.
Der Imam schaffte es damals, gemeinsam mit den Jugendlichen die Falschaussagen von Tarik S. aufzuarbeiten. Es zeigte Erfolg – nur nicht bei Tarik S. Im Sommer 2013 besuchte dieser eine Islamschule in Ägypten und geriet dort in die Unruhen nach Präsident Mursis Sturz. „Dabei ist er bei Kampfhandlungen angeschossen worden. Als wir das erfahren haben, haben wir seine Rückreise organisiert, um sicherzustellen, dass er da rauskommt.“
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Schmidt vermutete damals, dass eine mögliche Traumatisierung Tariks zu seiner Radikalisierung beigetragen hatte. „Es war der Zeitpunkt, seitdem kein Rankommen mehr an ihn war. Er war danach definitiv nicht mehr zugänglich. Mit dem Wissen von heute hätte man mit der inhaltlichen Auseinandersetzung vielleicht schon früher anfangen müssen, um seine Entwicklung aufzuhalten.“
Duisburg: Tariks Mutter sagte noch, ihr Sohn kommt nicht zurück
Tariks S.‘ Mutter sprach in einem Interview mit Spiegel TV 2014 über ihren Sohn. „Weil in Moscheen immer geredet wird ‚wir sind zu schwach, wir können nichts machen, aber wir können beten‘, da hat er sich gedacht ‚ich bin aber nicht schwach, also muss ich dahin‘ und fühlte sich verpflichtet, das zu tun.“ Damals sei er noch schüchtern gewesen, hilfsbereit und vor allem sanftmütig.
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Daniela K. war damals sogar stolz auf ihn. „Er ist bereit, seine Gesundheit zu opfern, um andere zu befreien.“ Sie stand damals weiterhin in Kontakt mit ihm. Er wollte eigentlich nicht zurück nach Deutschland, sagte er ihr. Doch das hat sich offenbar geändert. So soll er einen Terroranschlag auf eine Pro-Israel-Demo in NRW geplant haben. Mit einem Lkw wollte er, so lautet zumindest der Vorwurf, so viele Demonstranten töten wie nur möglich.