Unhaltbarer Zustand in Duisburg! Man stelle sich vor, man holt die Post aus dem Briefkasten, erhält einen Brief von der Stadt – und soll plötzlich bald ausziehen! Genau das ist zahlreichen Anwohnern in Duisburg-Marxloh passiert. Ihnen wurde die Räumung ihrer Wohnungen angekündigt – bis Mitte September müssen etwa 800 Menschen ihr Zuhause verlassen.
Betroffen sind u.a. Bewohner der Halskestraße, Wilfriedstraße, Diesterwegstraße und der Pestalozzistraße. Der Hintergrund hat es in sich: Weil die Wohnungseigentümer, die IPG I GmbH und deren Verwalterfirma Forderungen der Stadtwerke Duisburg nicht nachgekommen sind, wollen diese die Frischwasserversorgung der Wohnungen einstellen. Die Konsequenz: Die Stadt sieht darin eine Unbewohnbarkeit, kündigt Räumungen an.
Duisburg: Mieter müssen um ihr Zuhause bangen
Gegenüber DER WESTEN schildert die langjährige Mieterin Afridita Asani: „Ich bin völlig fertig mit den Nerven. Ich weiß nicht, wohin auf die Schnelle. Meine Kinder und ich stehen praktisch auf der Straße.“ Und weiter: „Auch die Stadt wird uns nicht helfen, sie sagen, wir sollen uns zwecks Ersatzwohnraum an unseren Vermieter wenden. Dieser Vermieter hat ja unsere gezahlten Nebenkosten nicht an die Stadtwerke gezahlt, er wird uns kaum helfen. Ich finde das zynisch. Außerdem fehlt es doch in Duisburg an bezahlbaren Wohnungen.“
Sie und andere Betroffene wandten sich an die Initiative „Marxloher Nachbarn“. Sprecherin Sylvia Brennemann geht hart mit der Stadtverwaltung ins Gericht: „Der Eigentümer der Häuser hat diese kriminelle Masche bereits in anderen Städten durchgezogen. Allerdings haben sich diese Städte ganz an die Seite der Betroffenen gestellt. Duisburg scheint nur eine Methode zu kennen – Zwangsräumungen! Es ist nicht hinnehmbar, dass Hunderte der Wohnungslosigkeit ausgesetzt werden.“
Anwohner erringen Etappensieg und dürfen bleiben – vorerst
Betroffene und Unterstützer sind auf die Straße gegangen, kämpfen gegen die drohende Obdachlosigkeit. Ein Etappensieg wurde errungen, das Wasser wird nicht abgestellt, die Stadt schickt nicht die Wohnungsaufsicht, um die mehr als 50 Wohnhäuser zu räumen. Inzwischen gibt es einen neuen Hausverwalter, demnächst auch einen neuen Eigentümer.
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Dennoch ist die Gefahr noch nicht gebannt, sondern eher vertagt. Sollten die Stadtwerke erneut androhen, das Wasser in den Wohnhäusern abzustellen, müssen sich der Versorger und auch die Behörden auf juristischen Widerstand einstellen. Das Tauziehen geht also weiter…