- Auftakt im Mordprozess bei Pflegerin A. K. (32)
- Schmerzmittel Tramadol nimmt zentrale Rolle ein
- Nebenwirkung des Tramadols deswegen tödlich
Duisburg.
War es heimtückischer Mord? Die Pflegerin Aneta K. (32) muss sich seit Dienstag im Landgericht Duisburg verantworten. Sie soll durch die Verabreichung des Medikamentes Tramadol einen Senioren (87) in Dinslaken ermordet haben.
Außerdem wirft die Staatsanwaltschaft der 32-Jährigen gefährliche Körperverletzung vor, weil sie der Ehefrau des verstorbenen Franz-Peter W. ebenfalls das Schmerzmittel verabreicht haben soll, allerdings geringer dosiert.
Bisher stritt sie ab, dem älteren Ehepaar Tramadol verabreicht zu haben. Am Dienstag sagte sie jedoch vor dem Landgericht aus und gestand.
Dinslaken: Chronisch starke Schmerzen bei Pflegerin
Die Pflegerin leidet seit Jahren unter chronischen Schmerzen und nimmt deshalb selber Tramadol.
Die 32-jährige Pflegerin war 2015 aus dem Fenster eines Hotelzimmers gestürzt, nachdem sie zu viel getrunken hatte.
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Seit dem Fenstersturz leidet die Pflegerin Aneta K. unter starken chronischen Schmerzen. „Sie habe das Gefühl, mit dem Kopf durch die Wand zu schlagen“, las der psychologische Gutachter Dr. Frank Sandlos beim Mordprozess vor.
Aufgrund der starken Schmerzen erhielt die 32-Jährige das Schmerzmittel Tramadol und nahm 30 Milligramm pro Tag. Tramadol ist ein Opioid und kann Patienten abhängig machen.
Suchtentwicklung durch Tramadol
Die in Polen geborene Pflegerin entwickelte von dem verordneten Schmerzmittel eine Sucht. Seit Anfang 2017 nimmt sie es in Kombination mit Alkohol ein.
„Ich habe Tramadol und Alkohol gemischt, damit ich besser arbeiten konnte“, erklärte A. K. gegenüber dem Richter.
Alkohol trank sie laut eigener Aussage aber auch, um ihr Selbstbewusstsein zu steigern. Denn durch den Fenstersturz trägt sie Narben am Körper und glaubt, dass ihr Ex-Freund sie deswegen verlassen habe.
Prekäre Familienverhältnisse bei Pflegerin
Die familiären Umstände, in denen sie aufwuchs, begünstigten die Entwicklung einer Sucht.
Ihre Eltern waren beiden Alkoholiker. Die Pflegerin erlebte ihre Mutter als aggressiv, wenn sie getrunken hatte.
Manchmal wurde sie sogar von ihr geschlagen, sagte sie vor dem Landgericht Duisburg aus.
Aussage im Mordprozess: DAS war ihre Absicht
Bisher stritt die 32-Jährige ab, dem älteren Ehepaar aus Dinslaken Tramadol verabreicht zu haben. Beim Auftrakt des Mordprozesses in Duisburg gestand sie die Tat jedoch.
Die Pflegerin sollte den Senioren abends Melperon verabreichen. Dieses Mittel wird bei Demenzkranken verwendet, um ihre Erregungszustände und Unruhen zu dämpfen.
Laut Aussage der Pflegerin gab es in manchen Momenten einen Streit zwischen dem Ehepaar. Um sie zu beruhigen, gab sie statt des Melperons ihr Schmerzmittel Tramadol, allerdings in einer geringeren Dosis, die sie einnimmt.
Doch auch eine geringere Dosierung wirke viel stärker bei jemandem, der nicht an Opiate gewöhnt ist, erklärte der Mediziner der Uniklinik Essen, der als Zeuge beim Mordprozess in Duisburg aussagte.
Denn die Dosierung, die für die Pflegerin bei ihren chronischen Schmerzen gering ist, war für den Senioren eine Überdosis.
So stirbt Senior Franz-Peter W. aus Dinslaken
Die Nebenwirkung dieses Schmerzmittels führe zur zentralen Atemdämpfung, erklärte ein Mediziner der Uniklinik Essen. Bei einer kranken Lunge kann eine entsprechende Dosierung zu einem Atemstillstand führen – wie es bei dem Senioren Franz-Peter W. der Fall war.
Der Atemstillstand führte zum Sturz des Senioren. Eine Mordabsicht stritt die Pflegerin Aneta K. ab. Sie hatte kurz nach dem Sturz einen Krankenwagen gerufen.
Sie hatte ein gutes Verhältnis zu dem Ehepaar, insbesondere zu dem Senioren, sagte sie vor dem Gericht in Duisburg. Sie hätte keinen Grund gehabt, ihn zu ermorden, habe mit ihm immer gelacht und Fotos gemacht.