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Duisburg: Verborgenes Detail über die Stadt enthüllt – hättest du DAS gewusst?

Selbst in einer Ruhrgebietsstadt in Duisburg gibt es immer noch verborgene Geheimnisse zu enthüllen. Und das sogar innerhalb der Innenstadt.

Der Garten der Erinnerung, auch Altstadtpark genannt, am Duisburger Innenhafen.
© IMAGO / Jochen Tack

Warum heißt Duisburgs Stadtteil Marxloh eigentlich Marxloh?

Viele kennen Duisburg nur als die Heimatstadt des Tatort-Kommissars Schimanski. Und sonst ist der Ort im Herzen des Ruhrgebiets meist für seinen Hafen und die überall präsente Industriekultur bekannt.

Doch hättest du auch gewusst, dass du hier verborgene Schätze entdecken kannst? Martin Wedau, Autor des Buches „Duisburg auf den zweiten Blick“ ist den Geheimnissen der Stadt in seinem „besonderen Stadtführer“ auf den Grund gegangen. Im Gespräch mit DER WESTEN enthüllt er einige davon.

Duisburg: Sind dir diese Figuren in der Innenstadt schon aufgefallen?

Auch wenn du die Orte im hohen Norden oder im tiefen Süden der Stadt nicht kennen solltest – die City von Duisburg sollte vielen im Ruhrgebiet bekannt sein. Sei es ein kurzer Zwischenhalt am Hauptbahnhof oder ein Shoppingtrip durch die Innenstadt. Doch selbst langjährige Bewohner können hier Neues entdecken.

So sind Ralf Koss, dem Mann hinter dem Pseudonym Martin Wedau, erst mit „einem frischen Blick“ die drei Kunstwerke an der Königsstraße aufgefallen. „Erst beim zweiten Blick ist mir aufgefallen, dass man da etwas draus deuten kann“, sagt er im Interview mit DER WESTEN. Der gebürtige Duisburger entdeckte bei der Recherche für sein Buch zwischen der Sparkasse und der Commerzbank einen kleinen Park. Viele Flanierende schlendern hier einfach nur vorbei, ohne die Geschichte, die dahintersteckt, zu bemerken.


Ralf Koss alias Martin Wedau alias Kees Jaratz:

Duisburg Ralf Koss
Foto: Jörg Schimmel / Funke Foto Services
  • Geboren 1961 in Meiderich und aufgewachsen in Ruhrort
  • Schriftsteller, Drehbuchautor und Kulturjournalist
  • Bekannt als Kees Jaratz für seinen „Zebrastreifenblog“ über die Geschichte des Fußballvereins MSV

Es beginnt mit der Blei-Intarsienarbeit am Eingang der Commerzbank. Das 1952 von Arno Breker geschaffene Bildnis des griechischen Gottes Hermes und der römischen Göttin Ceres ist ein Beispiel für die „Kontinuität nationalsozialistischer Karrieren im Nachkriegsdeutschland“. Im Gegensatz dazu steht die Bronzefigur der nordischen Fruchtbarkeitsgöttin „Freya“ in der kleinen Grünanlage zwischen den Banken. Sie wurde 1950 von dem anfänglichen Widerständler Gerhard Marcks erschaffen. Er war einer der wenigen Künstler seiner Zeit, der keine fragliche Verbindung zum Nationalsozialismus hatte. Elf Jahre schaffe es auch der Italiener Marcello Mascherini mit seiner „Triestina“, einer abstrakten Frauenskulptur, dank der kulturellen Offenheit der Stadt, sich in der Parkanlage zu verewigen.

Noch mehr Verborgenes in der City

Wer sich auch für ältere Geschichte interessiert, der kommt im Archiv für alternative Schriften (afas) in der Münzstraße auf seine Kosten. Während den meisten die Deko im Erdgeschoss des ehemaligen Kaufhauses bekannt sein dürfte, findest du darüber eine in Deutschland einzigartige Sammlung von Magazinen, Zeitschriften und Fanzines. Darunter ist zum Beispiel das Stadtmagazin „Heinz“ oder Flugblätter politischer Splittergruppen oder Friedensbewegungen.

Der Garten der Erinnerung, auch Altstadtpark genannt, am Duisburger Innenhafen.
Der Garten der Erinnerung, auch Altstadtpark genannt, am Duisburger Innenhafen. Foto: IMAGO / Jochen Tack

Neben der Innenstadt gibt es aber auch noch am Innenhafen viel zu entdecken, zum Beispiel den „Garten der Erinnerung“, die Synagoge oder die Turmruine der Allgemeinen Land- und Seetransport AG. Und weiter außerhalb zwischen Neudorf und Wedau finden sich ebenfalls Zeugnisse der neueren Stadtgeschichte. So zum Beispiel am Sportpark die Fackeln der Sommer-Universiade von 1989 und der 7. World Games von 2005. All das und noch vieles mehr hat der 61-jährige Autor Ralf Koss in seinem Buch „Duisburg auf den zweiten Blick – Der besondere Stadtführer zu den verborgenen Schätzen“ zusammengetragen.

Duisburg im Kontext gesamtdeutscher Geschichte

Mit diesem Stadtführer schickt sich Koss an, „im Bekannten das Überraschende zu finden“, wie er sich ausdrückt. Erst „auf den zweiten Blick“ hat auch er entdeckt, wie grün die Stadt wirklich ist, wie viele historische Gebäude und Kunstobjekte es hier gibt und welche Geschichte hinter ihnen steckt. Dabei geht es ihm vor allem darum, etwas Neues zu erzählen.

Duisburg auf den zweiten Blick Buchcover
Das Buch „Duisburg auf den zweiten Blick“ ist mit allerlei Fotos und historischen Fakten gespickt. Foto: Klartext Verlag

Dafür hat er den Geschichten der Einwohner gelauscht und Kontakte geknüpft. „Man merkt, wie sehr den Duisburgern ihre Stadt wert ist“, entdeckt der Autor dabei. Und auch er selbst fühlt sich mit der Stadt „sehr verbunden“. Er möchte, dass die Leser in seinem Buch Bekanntes wiedererkennen – aber in einem neuen Licht – und so auch über die Stadt hinaus die Zusammenhänge mit der deutschen Geschichte aufzeigen.


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„Ich möchte das innere Selbstbild Duisburgs öffnen“, sagt Koss. Die Stadt sei nicht nur Industrie, Kohle und Stahl. Es stecke noch so viel mehr dahinter. Duisburg müsse sich nicht mit dieser Außendarstellung begnügen. Mehr Kultur, mehr die eigene Geschichte aufarbeiten und im gesamtdeutschen Kontext stehen – das ist der Ansatz, den Koss mit diesem Stadtführer vertreten möchte. Und das Ganze für eine positivere Grundstimmung entgegen dem Minderwertigkeitsgefühl, das er noch so oft im Ruhrgebiet spürt.