Gratis-Sekt und Beach Party: Ja, ich war früher im Delta und ich fand's cool
Großraumdiscos wie das Tentorium in Duisburg sterben
Vorgänger Delta Musik Park (1996-2015) war eine der größten Discotheken Deutschlands und jahrelang sehr erfolgreich
Ein rosarot angehauchter Rückblick
Duisburg.
Donnerstags war ich immer krank. Nicht etwa, weil ich die Nacht davor durchgemacht hätte. Das hatte ich zwar, aber mit 18 ist man ja noch beneidenswert resistent, was Schlafmangel angeht.
Krank war ich 2002 deshalb so oft, weil ich zu pleite war, um mir die Garderobe im Delta leisten zu können. Den Euro investierte ich lieber in ein halbes Getränk.
Und so huschte ich Mittwoch um Mittwoch in Top und Röckchen über den Riesen-Parkplatz den wummernden Zelten entgegen.
Gratis-Sekt und Turbonegro
Mittwochs war Ladies Night: Eintritt für Frauen frei, drei Sekt gratis und Buffet. Perfekt für Schülerinnen. Dass fast in allen Delta-Bereichen Musik lief, die ich richtig scheiße fand, blendete ich daher großzügig aus.
Es gab ja das Rock-Zelt. Ob das wirklich so hieß, weiß ich gar nicht mehr. Aber manchmal spielten sie Turbonegro, das reichte mir. Und „Down with the Sickness“ von Disturbed. Wenn ich dazu einmal getanzt hatte, war der Abend bereits gerettet.
Als sich die Delta-Leitung irgendwann dazu entschied, die Rockmusik in einen kleineren Raum zu verbannen, ließ mein Interesse schon nach.
Aber günstig war’s immer noch, und was war mittwochs schon sonst los?
Hort der letzten Buffaloträger
Ins Herz des Deltas, dem großen, dem wichtigen, dem Techno-Zelt, verirrte ich mich aber natürlich trotzdem immer wieder. Leute gucken ist schließlich der halbe Spaß an einem Discoabend.
Und zu gucken gab es endlos: Weiße Schlaghosen, Neontops, viel Gel in blondierten Haaren. Die letzten (vermutlich artgeschützten) Buffaloträger. Gefühlt alle auf Drogen. Tatsächlich wohl auch.
Viel zu junge Mädchen – aber zu hübsch, als dass sich Türsteher ihnen in den Weg geworfen hätten.
Um die Tanzfläche räkelten sich Frauen in Käfigen. An der Bar: Ältere Männer in Anzug, denen ich damals immer unterstellte, Ecstasy zu verticken. Red-Bull- und Zigarettenschwaden in der Luft.
Und über allem: der Bass.
Matsch-Spiele zur Beach Party
Es gab eine Ausnahme zum Mittwochsbesuch: die legendäre Beach Party.
Wenn sich das Delta tonnenweise Sand in die Hütte gekippt hatte und alle dazu angehalten waren, sich mit Wasserpistolen die (bitte gerne weißen!) T-Shirts zu durchnässen, hab ich sogar Eintritt gezahlt. Samstags.
Im Matsch zu spielen macht im paarungsfähigen Alter besonderen Spaß. Dementsprechend gerappelt voll waren die Beach Partys auch immer.
Mit „Bacardi Feeling“ im Ohr und tropfenden Klamotten feiert es sich doch am besten, dachte ich damals.
Dann fing ich an zu studieren. Seitdem weiß ich erst, was ’ne richtig gute Party ist.
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