Duisburg.
Es war Glück, dass Tanja (30) auf eine streunende Katzenmama samt ihren gerade einmal ein Wochen alten Nachwuchs aufmerksam wurde. Normalerweise pflegt die Duisburgerin Eichhörnchen – und trotzdem: sie fing die Katzen-Bande ein und kümmert sich seitdem um sie. Die Kleinen sollen bald in liebevolle Hände weitergegeben werden, die Mama wird kastriert. Damit sich so eine Situation nicht noch einmal wiederholt.
Bundesweit rund 2 Millionen Tiere
Doch es hätte auch anders kommen können: Da viele wildlebende Katzen durch Krankheiten und Hunger gezeichnet sind, hätten die Babys eventuell nicht richtig von der Mutter versorgt werden können. Wenn doch, dann wären sie selbst auf der Straße groß geworden – und hätten sich dann ebenfalls wieder vermehrt.
Genau das ist schon seit Längerem ein Problem: Bundesweit geht der Tierschutzbund von rund 2 Millionen Streunern aus. In Ballungsgebieten wie dem Ruhrgebiet sind Schätzungen besonders schwierig: Allein in Essen sollen laut dem Essener Katzenschutzbund 20.000, in Bochum um die 10.000 wild lebende Katzen rumtigern.
„ Jeder zweite oder dritte Haushalt hat eine Katze – sie ist das beliebteste Haustier, noch vor dem Hund“, erklärt Birgit Königs, die Sprecherin des Naturschutzbundes NRW (NABU). Und viele seien davon eben Freigänger. Ohne eine Kastration vermehren sich diese natürlich wieder – ob nun mit einem Freigänger oder Streuner.
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Dem Katzenproblem sind sich viele Kommunen und Länder schon seit Längerem bewusst – deswegen führen immer mehr, auf Basis des vorbildhaften Paderborner Modells aus dem Jahr 2008, eine Kastrationspflicht ein. Außerdem finanzieren die Kommunen die Kastrationen von Streunern, die von den Tierschutzvereinen eingefangen werden. „Damit wird verhindert, dass sie sich ungehindert vermehren. Das Land NRW unterstützt das Modell“, so Königs.
Fast 90 Kommunen halten sich schon an das Paderborner Gesetz
Deswegen sind es auch schon 86 Gemeinden, die sich an das Gesetz halten. Unter anderem auch Großstädte wie Köln, Düsseldorf, Bochum und Essen. In Köln drohen den Besitzern von Freigängern seit Jahresbeginn hohe Geldstrafen, wenn sie ihre Katzen nicht kastrieren.
„Eine Verordnung hat einen positiven Einfluss, wenn sie genügend gut publik gemacht wird, sprich die Katzenhalter über die neue Vorschrift aufgeklärt werden und wenn sie auch durchgesetzt und ggf. kontrolliert und geahndet wird“, befürwortet die Sprecherin des Tierschutzbundes Lea Schmitz das Vorgehen.
„Auch die von den Tierschutzvereinen ehrenamtlich durchgeführten Kastrationen der frei lebenden Katzen tragen einen großen Teil zur Leidreduktion bei.“
Die frischgebackene Katzenbesitzerin Tanja erspart ihren Schützlingen durch die Kastration und Vermittlung weiteres Leid. Doch es gibt noch genügend Streuner, die kastriert werden müssten.