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Hier geht die kleine „Mia“ in Duisburg auf ihre letzte Reise: Abschied mit rührender Gute-Nacht-Geschichte

Hier geht die kleine „Mia“ in Duisburg auf ihre letzte Reise: Abschied mit rührender Gute-Nacht-Geschichte

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Die kleine Mia wurde in Duisburg beigesetzt. Foto: Marcel Storch/DER WESTEN

Duisburg. 

Es ist kurz nach 13 Uhr, als sich der kleine Trauerzug auf dem Trompeter Friedhof in Duisburg in Bewegung setzt.

Es ist die letzte Reise der kleinen „Mia“. Sie endet mit einer Gute-Nacht-Geschichte.

Trauerbegleiterin Stephanie Langmann-Lüdtke erzählt die Geschichte des kleinen Bärs Pippo, der einen Schmetterling gefangen hat und ihn unbedingt behalten möchte. Daraufhin erwidert seine Mutter dem Bären: „Nein, den müssen wir fliegen lassen.“ Als der kleine Bär nörgelt, erklärt ihm seine Mama: „Mit den Schmetterlingen fliegen die Träume der Kinder in den Himmel.“

Eine Gute-Nacht-Geschichte für Mia

Pippo öffnete seine kleinen Tatzen – und der Schmetterling flog hinauf in den Himmel, seine Flüge leuchteten.

„Mia, nun flieg auch du mit deinem Schmetterling in den Himmel – und wir versprechen dir, hier auf dich aufzupassen“, sprach die Rednerin. Dann wurde „Mia“ hinabgelassen.

Die Rednerin, selbst Mutter, sagte später: „Kinder lieben Gute-Nacht-Geschichten. Mia hat sehr wahrscheinlich nie eine gehört. Deshalb wollten wir so Gute Nacht sagen.“ Es ist ein bewegender Abschied, etwa 20 Duisburger sind gekommen, viele haben in den Medien davon gehört, sich spontan in Facebook-Gruppen dazu verabredet, um „Mia“ die letzte Ehre zu erweisen. „Sie hatte ja keine Familie“, schluchzt eine Bergheimerin.

Außergewöhnlicher Fall für Polizei

Auch den Ermittlern geht der Fall der kleinen „Mia“ äußerst nahe. „Wir erleben ja schlimme Dinge, aber das ist natürlich etwas Außergewöhnliches, wir sind auch fassunglos. Natürlich schließt sich mit der Beerdigung ein Kreis, aber für uns geht die Arbeit weiter, weil wir immernoch die Mutter der kleinen Mia suchen“, so Jacqueline Grahl von der Polizei Duisburg.

Mitte November 2018 war der Leichnahm des Säuglings in einer Altkleiderlieferung in Polen entdeckt worden. Die Polizei taufte das namenlose Kind „Mia“. Die Spur führte die Ermittler zu einem Altkleidercontainer in Duisburg. 400 Container suchte die Polizei mit Leichenspürhunden ab. Doch auch zwei Monate später konnte die Polizei die Mutter von „Mia“ nicht ausfindig machen.

Zwischenzeitlich wähnten sich die Beamten fündig, als sie eine Mutter (35) in Duisburg-Rumeln festnahmen. Bei ihr fanden sie ein weiteres totes Baby. Doch den ersten Verdacht, bei den beiden toten Babys handelt es sich um Zwillinge, bestätigte eine DNA-Untersuchung nicht.

Fest steht nur: „Mia“ hat gelebt.

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Vor einer Woche bat Polizei und Staatsanwaltschaft um Hilfe der Bevölkerung. Im Altkleidercontainer in Polen war bei dem Mädchen ein Beutel gefunden worden. Nach Hinweisen könnte es sich um einen sogenannter Hamam-Waschhandschuh, wie er vorwiegend im türkischen, bulgarischen und marokkanischen Raum verwendet wird, handeln.

Kann der Waschhandschuh die Ermittler auf die entscheidende Spur zur Mutter der kleinen „Mia“ bringen? Die Ermittler haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

Die Polizeisprecherin betont: „Wir wollen die Bevölkerung nochmal sensibilisieren in sich zu gehen, darüber nachzudenken, kannte ich eine Frau, die schwanger war, wo das Baby fehlt. Gab es jemanden, die eine Schwangerschaft immer geleugnet hat.“

Hinweise nimmt die Polizei unter 0203/2800 entgegen.