Duisburg.
Während immer mehr Menschen auf Sozialleistungen angewiesen sind, steigen gleichzeitig auch die Stromkosten. Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen. Häufig gehen bei den Betroffenen, vor allem bei Empfängern von Sozialleistungen, die Lichter aus: Mehr als 6000 maldrehen die Stadtwerke Duisburg jedes Jahr in Haushalten den Strom ab.
Meist landen die Fälle dann sogar vor Gericht: „Die Stadtwerke Duisburg greifen offenbar schnell und rigoros zu dem Mittel der Stromsperre“, stellte das Sozialgericht jüngst in seiner Bilanz fest.
Vernetzte Zusammenarbeit
Vor zwei Wochen hatte eine Stromsperre noch weitere Folgen: Ein Hochfelder half sich mit Kerzen aus und verursachte damit einen Wohnungsbrand, die Feuerwehr musste einen Mann sowie eine Mutter mit ihrem Baby aus dem Haus retten.
Die Linkspartei will Stromsperren jetzt im Vorgriff verhindern. Schließlich bedeute eine Stromsperre für die Betroffenen „ein Leben ohne Licht, Heizung, Wasser und warmes Essen“, so Sprecherin Carmen Hornung-Jahn. Die Linken bringen in dieser Woche im Sozialausschuss einen Antrag auf den Weg: Sie fordern eine vernetzte Zusammenarbeit von Stadtwerken und Jobcenter, im Idealfall sollen auch Verbraucher-, Schuldner- und Sozialberatungen ins Boot geholt werden. Die Idee ist nicht neu, als Vorreiter gilt die Stadt Saarbrücken.
2013 startete dort das „Saarbrücker 4-Punkte-Modell“. Schon in den ersten Monaten habe man damit alle 400 drohende Stromsperren verhindern können, teilten der lokale Energieversorger, die Stadt und das Jobcenter zu ihrer Kooperation stolz mit.
Das Modell basiert auf einer Einwilligungserklärung des Sozialleistungsempfängers, die einen Datenaustausch zwischen dem Versorger und dem Jobcenter ermöglicht. Droht dem Kunden eine Stromsperre, informiert der Versorger das Jobcenter: Eine Beratung und Rückzahlungspläne sollen dann verhindern, dass das Licht ausgeht. Und: Der Versorger verpflichtet sich, den Saft nur zwischen Montag und Donnerstag abzudrehen – damit Kunden noch reagieren können und nicht übers Wochenende im Dunkeln stehen.
Kritik: „Augenwischerei“
Inzwischen wird bundesweit über dieses Modell diskutiert, die Linken wollen es auch in Duisburg einführen. Der Kreisverband ist nicht der einzige: Auch Linksfraktionen in Wuppertal, Essen, Hannover, oder Darmstadt stellen solche Anträge. Kurios: Alleine die Linke in Saarbrücken selbst hat das Modell als „Augenwischerei“ kritisiert.
Nach deren Auffassung würde es Hartz-IV-Bezieher lediglich dazu bringen, durch eine Abtretungserklärung an ihr Jobcenter die Stromkosten direkt an den Energieversorger zu überweisen.