Duisburg.
Der Einsatz eines Sondereinsatzkommandos (SEK) in Duisburg-Huckingen am Dienstagvormittag ist für einen Australian Shepherd tragisch geendet: Kooper (4) lief panisch aus der Wohnung seines Herrchens Marcel E. auf der Meister-Arenz-Straße, als das SEK diese um 11.15 Uhr stürmte. Später wurde der Hund auf der A59 überfahren.
Die Beamten waren auf der Suche nach einem Kreditkartenbetrüger, sagt Alina Crepu Laferriere (26) im Gespräch mit DER WESTEN. Sie ist Koopers Frauchen und Marcels Ex-Freundin. Die beiden teilen sich seit drei Jahren das „Sorgerecht“ für den jetzt verstorbenen Hund.
Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Dresden bestätigt den Einsatz, gibt jedoch als Grund nur „Betrug“ an. Beamte aus Sachsen und ein SEK aus NRW hätten an der Meister-Arenz-Straße mehrere Wohnungen durchsucht. Warum die Dresdner Staatsanwaltschaft den Einsatz veranlasst hat, dazu kann Oberstaatsanwalt Lorenz Haase jedoch nichts sagen. Nur soviel: Ein Mann (27) wurde festgenommen.
Verdächtiger wohnte nicht in der aufgebrochenen Wohnung
Jedoch: Der gesuchte Verdächtige war laut Crepu Laferriere nicht ihr Ex-Freund Marcel. Der zu dem Zeitpunkt nicht mal zu Hause war, sondern noch auf der Arbeit. Hatten die Einsatzkräfte die falsche Wohnung gestürmt?
Oberstaatsanwalt Haase sagt dazu auf Nachfrage von DER WESTEN: „Auch, wenn es sich nicht um den Bewohner handelte – wir hatten Hinweise darauf, dass sich der Gesuchte in dieser Wohnung aufhalten könnte. Es gab einen Durchsuchungsbeschluss.“
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Und diesen Beschluss setzte das SEK in die Tat um: Mit einem Rammbock sei die Tür zur Wohnung aufgebrochen worden, sagt Alina Crepu Laferriere. Der Lärm und der Stress waren wohl zu viel für Kooper, den schlauen Hütehund: In höchster Alarmbereitschaft rannte das Tier aus dem Haus.
Kooper wollte wohl nach Wanheimerort laufen
Wahrscheinlich wollte Kooper zu seinem Frauchen laufen, das in Wanheimerort wohnt. Auf dem Weg dorthin geriet der Hund auf die A59. „Er war ein sehr schlauer Hund und hat wohl gewusst, dass dies der schnellste Weg zu mir ist“, sagt Alina Crepu Laferriere unter Tränen.
Fast wäre alles gut gegangen für Kooper – doch auf der Ausfahrt Wanheimerort ereilte ihn das Schicksal: Um 11.34 Uhr wurde er überfahren. An dem Unfall waren zwei Autos beteiligt. Verletzte Menschen hat es laut Autobahnpolizei nicht gegeben. Eine Sprecherin sagt, es hätten vorher sehr viele Menschen angerufen, dass dort ein Hund über die Autobahn laufen würde.
Hund am Rand der Autobahn liegen lassen
„Nach dem Unfall wurde er einfach liegengelassen, die ganze Nacht über, bei Minus-Temperaturen – und nicht eingesammelt, wie es uns gesagt worden ist“, so Crepu Laferriere.
„Am nächsten Morgen war er völlig steif gefroren, sein Genick war gebrochen und seine Schnauze verdreht. So musste ich ihn auf der Autobahn einsammeln. Ihm lief Blut aus der Schnauze und auch seine schönen verschiedenfarbenen Augen waren blutunterlaufen.“
„Nur ein Hund“?
Crepu Laferriere ist tieftraurig. Und fassungslos. Denn: „Die Polizei hat völlig unangemessen reagiert. Ein Beamter des SEK sagte, wir sollten nicht so einen Stress machen, es sei ja nur ein Hund gewesen.“ Man solle sich halt einen neuen kaufen. Dafür habe man sich jedoch immerhin später bei ihr entschuldigt.
Aber niemand habe sich bei ihr gemeldet, als klar war, dass Kooper auf der A59 überfahren wurde. „Mein Hund war gechipt, alle meine Kontaktdaten sind hinterlegt. Die Polizei hätte sich doch einfach bei mir melden können.“ Stattdessen sei sie nach ihrem Feierabend am Nachmittag den Informationen hinterhergelaufen.
Jetzt hat Alina Crepu Laferriere sich einen Tierschutzanwalt genommen. Sie möchte Anzeige erstatten gegen die Beamten, die ihren Hund haben entwischen lassen. „Ich weiß, dass es sich dabei offiziell nur um Sachbeschädigung handelt. Aber sowas darf doch nicht ungesühnt bleiben!“
Staatsanwaltschaft entschuldigt sich
Natürlich bringt ihr das ihren geliebten „Räuber“, wie sie Kooper oft liebevoll genannt hat, nicht zurück. Das Tier steht jetzt eingeäschert in einer hübschen Urne in ihrer Wohnung in Wanheimerort. Zu Hause bei Frauchen. „Fast hätte er es lebend geschafft“, sagt Crepu Laferriere unter Tränen.
Auch Oberstaatsanwalt Haase ist vom Tod des Hundes betroffen: „Es tut uns leid und ich möchte mein Bedauern aussprechen. Das war nicht beabsichtigt.“