Duisburg.
Jakob Kamper (23) hat jedem einzelnen Mitglied des Bundestags eine Anfrage gestellt. Die unterschrieb der Student der Uni Duisburg-Essen jedoch nicht mit seinem eigenen Namen.
Stattdessen gab sich Kamper zwei Identitäten: Paul Schmidt und Murat Yilmaz. Das hat einen einfachen Grund. Der 23-Jährige wollte herausfinden, ob Menschen mit Migrationshintergrund von Politikern diskriminiert werden.
Student der Uni Duisburg-Essen deckt Diskriminierung durch Bundestags-Abgeordnete auf
Seine Annahme: Ein „Murat Yilmaz“ bekommt weniger Antworten als ein „Paul Schmidt“. Das hat Kamper im Zuge seine Bachelor-Arbeit überprüft.
Das Ergebnis: Jakob Kamper hatte Recht. Mit seiner einfachen Methode wies er auf, dass Abgeordnete im Bundestag Menschen mit Migrationshintergrund systematisch diskriminieren.
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AfD hat die schlechtesten Werte
Der Bachelor-Student der Uni Duisburg-Essen sortierte seine Ergebnisse nach Parteien. Die größte Differenz stellte er bei der AfD fest. Nur 26 Prozent der AfD-Abgeordneten antworteten Murat Yilmaz auf seine Anfrage. Die Antwortquote bei Paul Schmidt lag hingegen bei 47 Prozent. Somit lag die Differenz bei der AfD bei 21 Prozentpunkten.
Doch auch bei den meisten anderen Parteien gab es Abweichungen. So lag die Differenz zu Gunsten von Paul Schmidt, bei der CDU/CSU bei acht, bei der FDP bei drei und bei der SPD bei zwei Prozentpunkten.
Grüne weichen ab
Nur die Grünen bildeten eine Ausnahme. Hier bekam Murat Yilmaz öfter eine Antwort als Paul Schmidt. Die Abweichung betrug fünf Prozentpunkte.
Bei Politikern der Partei DIE Linke machte die Methode des Studenten der Uni Duisburg-Essen jedoch die Runde. Deshalb sind die Ergebnisse (sieben Prozentpunkte weniger Antworten an Murat Yilmaz) wohl verfälscht, gab Kamper zu Bedenken.
Ergebnisse erinnern an Jobcenter-Studie
Seine Studie brachte noch eine weitere Erkenntnis. Nicht nur bekam bekam Murat Yilmaz parteiübergreifend weniger Antworten (sieben Prozentpunkte). Die Bundestagsabgeordneten nahmen sich um Durchschnitt auch weniger Zeit für sein Anliegen. Denn seine Antworten fielen deutlich kürzer aus als die von Paul Schmidt.
Die Ergebnisse seiner Studie erinnern an ein Experiment, das Forscher des Wissenschaftszentrums Berlin zwischen 2014 und 2015 durchführten. Sie fanden heraus, dass Jobcenter-Mitarbeiter Menschen mit Migrationshintergrund qualitativ schlechtere Antworten gaben als solchen, die Schneider oder Schmidt heißen. Die 2017 veröffentlichte Studie sorgte für große Empörung.
In einer ersten Version wurden die Abweichungen der Antwortquoten falsch ausgewiesen. Statt die Differenz in „Prozentpunkten“ anzugeben , war in der ersten Version noch von „Prozent“ die Rede. Das führt zu falschen Berechnungen. Mittlerweile ist der Fehler behoben.