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Castrop-Rauxel und Essen: Droht die Clan-Eskalation? „Tote in Kauf genommen“

In Castrop-Rauxel und Essen herrscht seit zwei Clan-Auseinandersetzungen die Angst. NRW-Innenminister Reul steht in der Kritik.

Castrop Rauxel
© picture alliance/dpa/7aktuell

Clan-Kriminalität in Deutschland:

Woher kommen die Clans und wie kriminell sind sie?

Aufruhr und Angst im Ruhrgebiet! Massenschlägereien in Castrop-Rauxel und Essen am vergangenen Donnerstag und Freitag (16. Juni) versetzen Polizei und Anwohner in Alarmbereitschaft. Im Streit zwischen zwei Großfamilien geht es offenbar um mehr, als nur einen Disput zwischen den Kindern der libanesischen und syrischen Einwanderer.

Castrop-Rauxel und Essen: Innenminister Reul schlägt Alarm

Aktuell ist noch unklar, ob ein direkter Zusammenhang zwischen der Schlägerei in Castrop-Rauxel auf dem Parkplatz einer Netto-Filiale (hier mehr dazu) mit fast 100 Männern und den Tumulten am Freitagabend in Essen mit über 100 Menschen besteht. Sicher ist aber laut „Bild“: „Es geht um die Vorherrschaft auf der Straße, da werden auch billigend Tote in Kauf genommen“, wird Manuel Ostermann, Vize-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, zitiert.

Mehr zum Thema: Essen: Massen-Schlägerei in der Innenstadt! Polizei in Alarmbereitschaft

Die Lage spitze sich laut Ostermann aktuell zu, das zeigen die Ausschreitungen „mit immer mehr gewaltbereiten Männern“. Auch NRW-Innenminister Herbert Reul will die Clan-Szene in Essen und anderen Ruhrgebietsstädten verstärkt im Blick behalten.

„Es ist nicht hinnehmbar, wenn sich Männerhorden zusammenrotten und teils sogar bewaffnen, um andere einzuschüchtern oder anzugreifen“, so der CDU-Politiker dazu. Die Polizei müsse demnach immer wieder klar machen, dass in Deutschland das Recht des Staates „und nicht das Recht der Familie“ gilt. Die Einsatzkräfte hätten am Wochenende über hundert Identitäten festgestellt, Waffen beschlagnahmt und Platzverweise ausgesprochen.

Castrop-Rauxel und Essen: Kritik an „Shisha-Bar-Razzien“

Doch der NRW-Innenminister muss sich auch Kritik gefallen lassen, etwa von Sebastian Fiedler, SPD-Innenpolitiker im Bundestag und Kriminalbeamter. „Die Vorfälle beweisen erneut, dass Herbert Reuls Shisha-Bar-Razzien das Problem nicht an der Wurzel gepackt haben. Er hat die Lage auch nach sechs Jahren nicht im Griff“, wird Fiedler von „Bild“ zitiert. Die Strukturen müssen aufgeklärt werden, doch die Kripo in NRW sei seit Jahren am Limit.


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Immerhin: Am Wochenende wurden die Einsatzkräfte verstärkt in Essen und Castrop-Rauxel ausgesetzt, die Maßnahme zeigte entsprechende Wirkung. In Castrop-Rauxel löste die Polizei am Freitagabend frühzeitig eine Ansammlung von mehr als 100 Personen auf, ohne dass es zu Gewalt kam. Zuvor hatte die Polizei den Angaben zufolge Hinweise von Anwohnern bekommen. Bei den Durchsuchungen wurden Messer, Macheten und eine Schusswaffe sichergestellt.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag blieb es sowohl in Essen als auch in Castrop-Rauxel ruhig.