Wie lange währt die Ruhe im Clan-Krieg im Ruhrgebiet? Mitte Juni wurde das Ruhrgebiet von Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Clans erschüttert. Syrer und Libanesen gingen erst in Castrop-Rauxel, dann in Essen aufeinander los. Die Polizei rückte jeweils mit einem Großaufgebot an. Ein Friedensrichter appellierte Tage später an die Streitparteien, ehe später in Duisburg medienwirksam Frieden geschlossen wurde.
Clan-Experte Ahmad Omeirate aus Berlin hält den aber für brüchig (mehr hier). Jetzt legt mit Sebastian Fiedler (50, SPD) aus Mülheim ein Bundestagsabgeordneter nach. Und wirft NRW-Innenminister Herbert Reul (70, CDU) im Kampf gegen kriminelle Clans eine gescheiterte Strategie vor!
Clan-Krieg im Ruhrgebiet: Experte rechnet ab – „Strategie gescheitert“
Fiedler sitzt seit 2021 im Bundestag. Er war von 2018 bis 2021 Vorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter, zuvor sieben Jahre lang NRW-Landesvorsitzender. Er kennt die Strukturen krimineller Verbrecherbanden. Gegenüber „t-online“ sagt er offen: „Mir ist nicht bekannt, dass die Zahl krimineller Clanmitglieder in NRW abgenommen hat oder deren Geschäfte zurückgingen. Seine Strategie ist gescheitert.“
Der Politiker prangert die chronische Unterbesetzung der NRW-Kripo an, sagt: „In NRW ist die Kriminalpolizei nicht nur am Limit, sondern längst darüber hinaus. Die Dienststellen, die die organisierte Kriminalität bekämpfen, saufen regelrecht ab – in einem Ausmaß, wie es das wahrscheinlich noch nicht gegeben hat.“
„Auch nach sechs Jahren nicht im Griff“
Die Behauptung von NRW-Innenminister Reul, dass das Bundesland unter der CDU-Ägide sicherer geworden sei, bestreitet Fiedler. Der 50-Jährige: „Ich erinnere an den CDU-Wahlkampfspruch: ‚NRW ist sicherer geworden‘, mit dem die Arbeit von Reul gelobt wurde. Auf der anderen Seite die bitteren Realitäten: Eine desaströse Situation der Ermittlungsbehörden und der selbst ernannte Kümmerer Herbert Reul, der äußerst empfindlich reagiert, wenn man ihn darauf anspricht, dass er sein Herzensthema ‚Clan-Kriminalität‘ auch nach nach sechs Jahren nicht in den Griff gekriegt hat.“ RUMMS!
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Zudem glaube er nicht, dass es dauerhaften Frieden zwischen Syrern und Libanesen im Pott gebe. Fiedler zum „Friedensgipfel von Duisburg“: „Das bewerte ich genauso, wie ich den Handshake zwischen Bandidos und Hells Angels in einer Hannoveraner Anwaltskanzlei vor vielen Jahren bewertet habe: als Show-Veranstaltung.“ Scheint so, als sei es in der Tat nur eine Frage der Zeit, bis es im Ruhrgebiet wieder knallt…