• Bei manchen Veganern geht die Tierliebe so weit, dass sie sogar ihre Katzen vegan ernähren
• Aber kann so ein Fleischfresser überhaupt ohne Fleisch leben?

Essen. 

Emma (7), Wilma (6) und Mila (3) sind Veganerinnen. Doch selbst haben sie sich nicht dazu entschieden. Die drei Mädels werden von ihrer Mama Lena* rein pflanzlich ernährt.

Dabei sind eigentlich Mäuse ihre Leibspeise. Denn die drei sind Katzen. So wie Lena stellen sich viele Vegetarier und Veganer die Frage, ob sie auch ihre Haustiere fleischlos ernähren können. Doch ist das für die Katze gesund?

Mangel schädigt die Organe der Katzen

„Das ist Tierquälerei“, sagt die Oberhausener Tierärztin Kerstin Büttner. Sie habe selbst zwar noch keine Erfahrungen mit veganen Katzen in ihrer Praxis gemacht, ist sich jedoch sicher: „Man kann Katzen nicht vegan ernähren. Da die Gefahr einer Fehlernährung sehr groß ist, würde ich es nicht empfehlen.“

Katzen bräuchten das im Fleisch vorhandene Taurin – eine wichtige Aminosäure, die in tierischen Eiweißen vorkomme und von Katzen zum Überleben benötigt werde. Die Organe würden durch einen Mangel geschädigt werden.

Tierfütterung werde immer mehr zur Religion

Sie verstehe, dass es Tierhalter bestimmt gut meinten. Doch für viele sei die Ernährung ihrer Tiere zu einer Art Religion geworden.

„Ich mache immer mehr die Erfahrung, dass die Leute ihre Tiere sehr speziell ernähren wollen, weil sie für die Tiere etwas Gutes wollen. Das Futter muss aber ausgewogen sein.“ Deswegen verweise sie bei speziellen Fütterungsgewohnheiten auch an Spezialisten, die die Nahrung der Tiere kontrollieren.

Lena hat die Doppelmoral nicht mehr ertragen

Lena, die vegane Katzenhalterin, sieht das anders. Seit nunmehr eineinhalb Jahren ernährt sie ihre drei Katzenladys schon vegan. „Geändert hat sich nichts“, sagt die 33-Jährige. Ihre Tiere seien augenscheinlich gesund.

Sie selber ist seit fast fünf Jahren Veganerin – aus Idealismus. Irgendwann habe sie die Doppelmoral, dass sie selbst kein Fleisch isst, ihre Katzen aber schon, nicht mehr ertrage. „Als die Fleischbrocken aus der Dose rauskamen, dachte ich: was mach ich hier eigentlich?“, erzählt sie..

Sie finde es absolut natürlich, dass Katzen draußen jagen und Tiere erledigen. Aber: „Ich hab noch keine Katze getroffen, die ein Rind oder ein Schwein erlegt hat.“ Auch die Fütterung von toten Küken und Mäusen – für sie Tierquälerei. „Die Tiere werden ja nur als Tierfutter herangezüchtet und nicht in ihrer natürlichen Umgebung erlegt.“

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Ein halbes Jahr Recherche

Ein halbes Jahr habe sie recheriert, weil sie sich unsicher gewesen sei, ob vegane Fütterung gut für ihre Katzen sei. Dass Katzen bestimmte Aminosäuren wie Taurin nur über das Futter aufnehmen können, sei ihr klar. Deswegen kaufe sie auch spezielles Trockenfutter auf Sojabasis aus dem Ausland, das für vegane Katzenernährung geeignet sei.

Die vegane Ernährung lässt sie sich auf jeden Fall einiges kosten: Ein 7,5-Kilo-Sack kostet im Monat 50 Euro.

Fachärztin für Tierernährung

Veterinärmedizinerin Julia Fritz glaubt: „Nur weil es theoretisch machbar ist, heißt es nicht, dass es auch praktisch durchführbar ist.“ Die Fachärztin für Tierernährung betreibt „Napfcheck“, eine Praxis für individuelle Ernährungsberatung. Ob roh, selbstgekocht,ob für Hund oder Katze – sie versucht zusammen mit dem Halter das richtige Futter zu finden.

Vegetarisch sei eventuell noch möglich

Rein vegane Katzenernährung lehnt sie ab: „Man sieht die Mangelerscheinungen der Katze nicht unbedingt an, oft wirken sie sich auch auf die Fruchtbarkeit aus. Außerdem können die Katzen Herzprobleme bekommen oder blind werden – ohne dass der Halter es merkt.“

Die Katze sei nicht wie der Hund ein Allesfresser – deswegen sei eine vegane Ernährung schwierig. „Das Muster von tierischen Aminosäuren hat eine hohe biologische Wertigkeit, bei pflanzilichen Aminosäuren sind sie weniger vorhanden.“ Seine Katze rein vegetarisch mit Ei und Milchprodukten zu ernähren sei möglich, jedoch empfiehlt Fritz Haltern, die ihre Tiere vegetarisch ernähren wollen, regelmäßige Tierarztbesuche und Futterüberprüfungen.

* Name geändert